Einsame Spur (German Edition)
die Arme aus, worauf seine süße und sehr kultivierte Frau ihm einen Schlag aufs Kinn versetzte, sodass sein Kopf zur Seite flog. Dann umschloss sie sein Gesicht mit beiden Händen und küsste ihn wild, trat danach zurück und gestikulierte unvermindert aufgebracht weiter.
Schließlich zog sie einen Schuh aus und warf ihn Emil an den Kopf, unbeeindruckt von der kleinen Zuschauermenge, die dem Spektakel fasziniert beiwohnte. Emil bückte sich und hielt ihre Arme fest, doch Lisette hatte noch genügend Bewegungsfreiheit, um Rock und Knie hochzuziehen und auf seinen Unterleib zu zielen.
Riaz zuckte zusammen, dann grinste er, denn das Paar war auf einem guten Weg. Die gebildete und elegante Lisette, die er und der Rest der Welt kannten, würde nie eine solche Szene machen – nur bei dem Mann, den sie liebte, ließ sie alle Schilde fahren. Ebenso wie Adria es nur Riaz erlaubte, sie in ein kicherndes Bündel zu verwandeln, wenn sie versuchte, sich im Bett seinen kitzelnden Händen zu entziehen … oder sie in den Armen zu halten, wenn sie Trost brauchte. »Ich komme, amada. Und ich werde erst wieder gehen, wenn du an meiner Seite bist.«
Adria wusste, dass es unter der Würde ihrer Wölfin war, fortzulaufen, doch sie brauchte Zeit und Bewegungsfreiheit, um sich über alles klarzuwerden. Das konnte sie nicht, wenn Riaz so offen um sie warb. Nach dem Gespräch mit Martin hatte sie in ihrem Büro eine Pflanze gefunden, um deren Topf eine rote Schleife gebunden war.
Die Königin der Nacht. Für meine Kaiserin. Lass sie uns zusammen einpflanzen, damit wir sehen können, ob sie für uns blüht.
Adria hatte den Zettel immer noch in der Tasche, vom dauernden Herausnehmen war er ganz zerknittert und mürbe.
Als die Abenddämmerung purpurrot über den Bergen leuchtete, rannte Adria in ihr Lager und nahm menschliche Gestalt an – die erste Wache war beendet. Sie zog Jeans, ein langärmliges schwarzes T-Shirt und ein graues Sweatshirt an und setzte sich vor das Laz-Feuer.
Der zweite Wolf, der hier wachte, hatte sein Lager am anderen Ende des Weges. Er würde die zweite Wache übernehmen, während sich Adria für die dritte ausruhte. Doch sie spürte nicht das Bedürfnis zu schlafen, denn in ihrem Kopf tobte ein Chaos aus Wünschen, Begierden und unmöglichen Entscheidungen. Ihr blieb nur noch die heutige Nacht, bis sie zur Höhle zurückkehrte, und sie hatte immer noch keine Antwort auf ihre quälenden Fragen.
Als sie es sich bequemer machte, stieg ihr der rauchige Zitrusduft von Riaz in die Nase; sie stöhnte auf, denn der Geruch haftete am Sweatshirt. Sie hatte es aus dem Schrank in den Rucksack getan und nicht bedacht, dass sie es seit dem Morgen auf der mitternächtlichen Wiese nicht mehr getragen hatte … seit der Nacht, in der sie sich Riaz endgültig hingegeben hatte.
Nun nahm sie der starrsinnige Wolf beim Wort, entgegen allen Regeln der Paarung. Zwischen Wut, blanker Verzweiflung und brennender Leidenschaft hin- und hergerissen, zog sie die Bündchen des Sweatshirts über die Fingerspitzen und schlang die Arme um den Oberkörper, obwohl sie wusste, dass sie so sicher nicht den Kopf klar bekam.
Erneut ein Hauch des männlichen Dufts … viel zu stark und frisch, um von dem Sweatshirt zu kommen. Mit klopfendem Herzen sprang Adria auf und beobachtete den Waldrand. Entweder wurde sie jetzt verrückt oder der sture Wolf war ihr tatsächlich nachgekommen. Oh Gott, aber sie liebte ihn. »Du hast eine Gefährtin.« Verzweifelt versuchte sie, ihn und sich selbst daran zu erinnern, denn ihre Willenskraft … war zu Staub geworden.
»Ich habe dich.« Rau und entschlossen. »Eine Frau, die mich wahnsinnig macht, indem sie den Mann zum Aufpasser der Königin der Nacht macht, dem ich sie nur mit Mühe abgeluchst habe! Wahrscheinlich werde ich Felix an Händen und Füßen binden müssen, um sie wieder zurückzubekommen.«
Adria schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zurück. »Hör auf, so charmant zu sein.« Jede Wand, die sie mühsam errichtet hatte, brach ein, jeder Schild bekam Risse. »Ich werde dir nicht die Gelegenheit zur Paarung mit der Gefährtin rauben.« Denn das würde ihre Beziehung langsam und endgültig vergiften.
Riaz kam weiter auf sie zu, völlig ungerührt. »Ich habe sie aus freiem Willen losgelassen«, sagte er, im Schein des Laz-Feuers schimmerten seine Augen golden. »Denn ich liebe dich über alle Maßen, Kaiserin.«
Ihre Unterlippe zitterte, das verräterische Herz schlug heftig in ihrer
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