Einsame Spur (German Edition)
voran?«
Hawkes Frage riss sie aus ihren Gedanken – als Leitwolf musste er sich davon überzeugen, dass sich ihr Wechsel gelohnt hatte. »Ich nehme mir jeden Tag einen Abschnitt vor und bespreche alles hinterher mit Eli oder Riley, um nichts zu übersehen.«
Das Licht glitzerte in Hawkes silbrig goldenen Haaren, als er den Kopf ein wenig nach rechts legte – der Wolf hörte ihr zu. »Sehr gut«, sagte er, die lässige Haltung minderte nicht die schiere Macht, die ihn wie eine zweite Haut umgab. »Und außerdem, Adria.« Der Blick aus seinen Augen versengte sie fast. »Falls es da noch irgendetwas gibt, was ich wissen sollte, musst du es mir sagen.«
»Natürlich.« Ganz kribbelig in dem Bewusstsein, dass Hawke weit mehr sah, als Wölfin und Frau wollten, setzte Adria ihren Weg zum wöchentlichen Treffen der ranghöheren Soldaten fort. Sie kam ein wenig zu spät, und Elias, der die Gruppe leitete, zog sie deswegen auf, bevor er zur Tagesordnung überging. Er lehnte an einem zerschrammten Schreibtisch, der so massiv war, dass es vier Männer gebraucht hätte, um ihn von der Stelle zu bewegen.
Er passte perfekt in den auch sonst etwas schäbigen Aufenthaltsraum mit dem abgenutztem Mobiliar und einem großen Anschlagbrett mit Einladungen, Listen der Lieferservices, dem Dienstplan und einer ungeordneten Sammlung von Fotos.
Adria gefiel es, dass dieser Raum eine ganz eigene Atmosphäre hatte, gemütlich und durch nichts zu erschüttern, ganz wie die pragmatischen Männer und Frauen, die ihn benutzten. Anders als die Offiziere, die sich auch mit Fragen beschäftigen mussten, die das ganze Territorium und das generelle Verhalten des Rudels betrafen, waren die erfahrenen Soldaten mit dem Tagesgeschäft und der Sicherheit in ihrem eigenen Sektor betraut. Riley teilte die Aufgaben ein und kümmerte sich darum, dass die dominanten Gefährten der Höhle reibungslos als Einheit funktionierten, aber Elias war zuständig für alles, was insbesondere die ranghöheren Soldaten betraf. An ihn wandte sich Riley, wenn er wissen wollte, wen er am besten für diese oder jene Aufgabe einsetzen sollte.
»Also«, sagte Elias jetzt, »als Erstes sollten wir durchsprechen, wie wir die Dienste während der Feierlichkeiten verteilen.«
Natürlich wollten alle teilnehmen, aber man konnte das Revier nicht unbewacht lassen. »Einstundenschichten?«, schlug Adria vor, die sich neben Simran auf das Sofa gesetzt hatte. »Auch ohne die Offiziere haben wir dafür genug Leute.« Indigo, Riaz, Judd und Riley wurden am Festplatz gebraucht.
Kieran verschränkte die Hände im Nacken und lehnte sich zurück, sein Stuhl kippelte gefährlich auf zwei Beinen. »Ist für mich in Ordnung.« Er strotzte nur so vor Gesundheit, die braune Haut strahlte. »Aber an der inneren Grenze sollten wir Zweistundenschichten schieben – man muss ja erst hinkommen. Mit der äußeren wird es schwierig, die ist zu weit weg.«
»Die Raubkatzen haben sich bereit erklärt, das zu übernehmen.« Elias schüttelte den Kopf. »Wann haben wir eigentlich damit angefangen, ihnen zu vertrauen, statt ihnen das Fell über die Ohren zu ziehen?«
»Echt ärgerlich, ich könnte einen neuen Teppich brauchen«, ließ sich ein Witzbold von hinten vernehmen.
Adria schmunzelte. Wie alle anderen, gewöhnte sich auch ihre Wölfin nur allmählich an dieses Bündnis, das inzwischen noch fester als mit Blut geschlossen war. Dass die SnowDancer-Wölfe den Schutz ihrer Grenzen einem Leopardenrudel anvertrauten, das stark genug war, eine Bedrohung darzustellen, zeigte allein schon, wie tief das gegenseitige Vertrauen war, das nichts mehr erschüttern konnte.
Die Veränderung war natürlich nicht über Nacht gekommen. Jahre hatte es gebraucht … in denen sie selbst in einer Falle gesessen hatte und all ihre Hoffnungen von einem flammenden Schmerz langsam erstickt worden waren. Doch sie wollte nicht mehr zurückschauen und sich fragen, ob sie nicht doch zu früh aufgegeben hatte. Sie hatte alles versucht, bis ihr Herz gebrochen war.
»Zurück zu den Schichten«, sagte Eli, sein braunes Haar hatte die Farbe von dunklem Karamell und fiel ihm immer wieder in die Stirn. »Wer an der inneren Grenze Wache steht, braucht nur eine Schicht zu übernehmen. Wer möchte sich dazu melden?«
Ein paar Hände hoben sich, meist von denjenigen, die am Anfang des Abends frei haben wollten, um mit ihren Kindern zu dem Fest zu gehen. »Und die Party wird ja nicht so schnell zu Ende sein«, stellte einer von ihnen
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