Einsame Spur (German Edition)
fest.
Alle lachten und konnten sich kaum noch halten, als Drew etwas schlagfertig in die Runde warf. Adria war erstaunt gewesen, als sie ihn auf der ersten Versammlung erblickt hatte, zu der sie gegangen war. Seine Stellung in der Hierarchie war wenig festgelegt, aber sie vermutete, dass er noch am besten zu den erfahrenen Soldaten passte. Obwohl Rileys Bruder und Indigos Gefährte es schaffte, überall willkommen zu sein – gestern hatte sie ihn bei den Mechanikern gesehen.
»Da das nun geklärt ist«, sagte Elias und sah auf die Tafel, auf der er sich gerade Notizen machte, »sollten wir nun über –«
»Hey, Eli«, unterbrach ihn Kieran, die graugrünen Augen blitzten schelmisch. »Ist das eine von den Tafeln, die in der Grundschule benutzt werden?«
»Was?« Elias schrieb unbeirrt weiter auf dem rosafarbenen Rechteck. »Ist dir das gerade erst aufgefallen?«
Adria lachte. Ob Sakura ihrem Vater die Tafel gegeben hatte?
»Ich finde sie großartig«, sagte Simran.
»Du bist ja auch ein Mädchen«, stellte Kieran fest. »Die Tafel ist rosa. Richtige Männer finden Rosa zum Heulen.«
Alle Frauen buhten, und Kieran hob die Arme. »Hehe, ich mag Mädchen.« Er sprühte vor Charme. »Sehr sogar.«
»Ruhe jetzt«, sagte Elias mit seiner Kein-Quatsch-mehr-Stimme. »Sonst sitzen wir noch den ganzen Tag hier. Als Nächstes müssen wir neue Trainingseinheiten besprechen. Wir haben jetzt eine Kletterexpertin Vierten Grads in unserer Gruppe. Sie wird ab morgen denjenigen von euch Unterricht geben, die wie Bären nach dem Winterschlaf klettern.«
Adria brauchte eine Sekunde – und den amüsierten Seitenblick von Elias –, ehe sie begriffen hatte, dass sie mit dieser Aufgabe betraut worden war.
13
»Ist für mich in Ordnung.« Klettern hatte ihr schon immer großen Spaß gemacht – einmal hatte Martin sogar gesagt, sie müsse in einem früheren Leben eine Katze gewesen sein. Es war die einzige Sache, die mit ihm bis fast zuletzt Spaß gemacht hatte. Als würde die Herausforderung eines Berges oder einer steilen Klippe sie wieder zu Partnern machen anstelle von Gegnern. »Ich kann den Unterricht allein übernehmen«, sagte sie und schloss den Deckel zu den Erinnerungen, die keinen Platz mehr in ihrem jetzigen Leben einnehmen sollten. »Aber ich habe gehört, dass Drew auch ziemlich gut klettert.«
»Das stimmt. Deshalb macht ihr beide das auch zusammen.«
Drew salutierte in der anderen Ecke des Zimmers. Sie musste ihm einfach zulächeln – wie sollte sie den Mann nicht mögen, der eine Frau anbetete, die wie eine Schwester für sie war.
»Welche Kategorien?«, fragte Elias.
»Anfänger bis Mittelstufe. Wir können nicht zulassen, dass die Katzen immer mit ihren Kletterkünsten protzen.«
Eine Reihe von »Zum Teufel, nein«-Rufen ertönte.
Adria schüttelte den Kopf. »Aber glaubt nicht, ihr könntet auf Bäumen herumhüpfen wie sie.« Die Raubkatzen waren ganz anders gebaut. »Aber wenn wir zwei Monate lang einmal die Woche trainieren, braucht ihr die Konkurrenz nicht mehr zu scheuen.«
»Abgemacht.« Elias sah sich um. »Ihr wisst ja selbst, ob ihr den Kurs braucht – tragt euch ein, damit ich dafür sorgen kann, dass ihr nicht gleichzeitig zur Wache eingeteilt werdet.«
»Ich würde gerne meine Scharfschützenfähigkeiten verbessern, solange es noch ruhig ist«, meldete sich Brody von hinten in einem schleppenden Singsang. »Kannst du Judd oder Dorian verpflichten?«
Elias nickte und notierte es. Dann standen noch ein paar Dinge auf der Tagesordnung, bevor die Versammlung sich auflöste. Während die anderen hinausgingen, kam Drew zu Adria, um mit ihr das weitere Vorgehen zu besprechen. »Hast du Zeit, um einen Übungsort auszusuchen und darüber zu reden, wie wir die erste Stunde angehen?«
»Ja.« Sie ging mit ihm hinaus und nahm sich einen Apfel aus der Schüssel am Eingang.
Drew hatte schon in seinen hineingebissen. Der erste Happen war wunderbar, süß und erfrischend, und die Luft vor der Höhle war wie eine kühle Liebkosung. Drew war ein kluger, flexibler Partner, mit dem es nicht weiter schwierig war, die erste Sitzung zu planen.
Die am folgenden Nachmittag wie am Schnürchen ablief. Umgeben von ihren Gefährten, bedeckt mit Staub und Schweiß, fühlte sie sich genau am richtigen Platz. Hier war ihr Zuhause.
Nichts und niemand würde sie von hier vertreiben.
Sienna wollte Riordans Tritt ausweichen, bemerkte aber gleich, dass sie etwas zu spät reagiert hatte. Sie zuckte schon zusammen,
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