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Einsamen

Einsamen

Titel: Einsamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nesser
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viel trinken, wie er will, ohne dass es jemanden interessiert, dachte sie. Asunander gehörte zweifellos zu der tapferen Schar der Einsamen.
    »Wir müssen endlich Ordnung in die Sache bringen«, sagte er. »Das bringt so nichts.«
    »Worauf willst du hinaus?«, erdreistete Gunnar Barbarotti sich zu fragen. Auch er sah nicht besonders frisch aus, wie Backman registrierte. Vielleicht hatte er die ganze Nacht bei Marianne gesessen? Auf jeden Fall hatte er sich nicht rasiert.
    Asunander blinzelte ihn an. »Ich will auf die Gänseschlucht hinaus«, sagte er. »Ich will darauf hinaus, dass ein toter Dozent aus Lund immer noch im Zwischenreich zwischen Erde und Hölle schwebt. Das geht jetzt seit zwei Wochen so. Ich weiß nicht, ob es die Inspektoren überrascht, aber wir haben einige andere Aufgaben, die darauf warten, dass sie erledigt werden.«
    Backman dachte daran, wie es vor drei, vier Jahren gewesen war, als Asunander noch Probleme mit seinem Gebiss gehabt hatte. Da war er nicht so gesprächig gewesen. Hatte sich eher im altmodischen Telegrammstil ausgedrückt, nur weil die Zähne Gefahr liefen, sich zu lösen, wenn er zu viel sprach. Eigentlich war es damals besser gewesen, darin waren sich Barbarotti und sie vollkommen einig.
    »Das ist ein merkwürdiger Fall«, sagte sie.
    »Gut möglich«, sagte Asunander. »Aber jetzt möchte ich mit euch darüber sprechen, ohne dass dieser aufgeblasene Månsson dabei ist. Karten auf den Tisch. Ich möchte wissen, ob wir die Ermittlungen einstellen sollen oder nicht. Nun, was sagt ihr? Ich bin ganz Ohr. Nun erzählt endlich, was ihr denkt.«
    »Hm, ich würde schon …«, setzte Barbarotti an.
    »Backman zuerst«, sagte Asunander. »Ich weiß, dass du momentan nicht ganz richtig in der Birne bist, nachdem das mit deiner Frau passiert ist. Da kann man ja auch nichts anderes erwarten. Wie geht es ihr eigentlich?«
    »Jeden Tag besser«, erklärte Barbarotti. »Vermutlich werden keine Schäden zurückbleiben. Aber es dauert seine Zeit.«
    »Sie ist es jedenfalls wert, dass du auf sie wartest«, sagte Asunander. »Gut, aber was sagt jetzt Inspektorin Backman über den Fall Germund Grooth?«
    »Du hast doch meinen Bericht gelesen?«, fragte Back-
man.
    »Ja, das habe ich. Letzte Nacht. Gut geschrieben, eigentlich fehlt nur ein einziges Detail.«
    Eva Backman nickte. Sie hatte den Bericht am Samstagvormittag geschrieben und ihn dann Asunander gemailt, da er es so gewünscht hatte. Es stand nichts über das Gespräch mit Marianne darin, und wenn sie noch einmal darüber nachdachte, war sie immer noch der Meinung, dass das richtig so war. Sie war sich ziemlich sicher, dass auch Barbarotti ihre Meinung teilte. Aber das war wahrscheinlich nicht das Detail, auf das der Kommissar hinauswollte.
    »Welches Detail?«, fragte sie.
    Asunander lehnte sich zurück und sah für einen Moment zufrieden aus. Ihm gefallen derartige Dialoge, dachte sie. Es gefällt ihm, die Leute etwas aus der Fassung zu bringen. Kindisch. Und dabei will er gar nicht meine Meinung über den Fall hören. Er ist derjenige, der uns seine mitteilen will.
    »Ob ein Verbrechen begangen wurde oder nicht«, sagte er und betonte dabei so gut wie jede Silbe. »Das ist die kleine Frage, die wir zu beantworten versuchen müssen. Deshalb habe ich euch herbestellt. Es geht nämlich aus dem Bericht nicht hervor, ob nun jemand Germund Grooth bei seinem Sturz nachgeholfen hat oder nicht. Und wir können keine Ressourcen damit vergeuden, Unfälle oder Selbstmorde zu untersuchen, das mögen die Steuerzahler ganz und gar nicht.«
    »Wir wissen es nicht«, erklärte Backman. »Das lässt sich zum momentanen Zeitpunkt nicht sagen.«
    »Danke, das habe ich auch bemerkt«, sagte Asunander. »Nach zwei Wochen intensiver Ermittlungsarbeit wissen wir immer noch nicht, ob er ermordet wurde oder nicht? Der aufgeblasene Månsson war ungewöhnlich aufgeblasen nach unserem Treffen am Donnerstag, das kann ich euch sagen.«
    Eva Backman seufzte und schaute Barbarotti an. Barbarotti seufzte und schaute aus dem Fenster.
    »Also«, nahm Asunander den Faden wieder auf, »also müssen wir uns entscheiden. Sollen die Ermittlungen weitergeführt werden oder nicht?«
    »Vielleicht kann unser lieber Chef uns ein paar Tipps geben?«, schlug Barbarotti vor.
    »Dein Glück, dass meine ironische Ader noch nicht zum Leben erwacht ist«, entgegnete Asunander und hob einen warnenden Zeigefinger. »Aber vielleicht habt ihr bemerkt, dass ich euch nicht die Order gegeben

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