Einsamen
dreckig.«
»Im Mai auch. Ich verstehe nicht, was sie eigentlich will. Es gibt doch nichts, was man jetzt tun könnte. Mein Gott, inzwischen sind drei Jahre vergangen.«
»Vielleicht wollte sie nur reden.«
»Ich habe ein ganzes Jahr lang versucht, mit ihr zu reden. Und habe nicht ein Wort zurückgekriegt.«
»Auf jeden Fall beunruhigt dich das. Meinst du, wir sollen lieber absagen?«
Gunilla schüttelte den Kopf. Sie versuchte zu lachen, hörte aber selbst, wie falsch es klang. »Ist doch logisch, dass wir hinfahren«, sagte sie. »Die haben doch alles geplant, wie sieht das denn aus, wenn wir jetzt anrufen und absagen?«
»Also packen wir lieber den Stier bei den Hörnern?«, fragte Tomas.
»Genau«, nickte Gunilla. »Vielleicht wird es ja richtig nett. Es ist nur diese leichte Unruhe … verstehst du?«
Tomas seufzte. »Germund und Maria. Ja, was für ein Paar. Aber vielleicht ist es ein Glück, dass sie einander haben.«
»Bestimmt«, sagte Gunilla. »Aber als du mit ihr das letzte Mal gesprochen hast, da klang sie doch ganz normal, oder?«
»So normal sie klingen kann«, sagte Tomas. »Auf jeden Fall sind wir gut in der Zeit. Warum sollen wir schon um vier Uhr da sein, hat Anna das gesagt?«
»Es soll wohl mit einem Drink und einer Gartenrallye losgehen.«
»Einer Gartenrallye?«
»Ja, frag mich nicht. Wenn wir erst einmal den Abend überstanden haben, wird es sicher schön, morgen in den Wald zu gehen und Pilze zu suchen. Es gibt nichts Schöneres an einem Herbstsonntag.«
»Vergiss nicht, dass du schnell müde wirst«, sagte Tomas. »Man kann die Schwangerschaft für vieles benutzen.«
»Ich bin doch nicht auf den Kopf gefallen«, erklärte Gunilla und legte ihm eine Hand auf den Oberschenkel.
Der Spatz.
Ich habe so meine Zweifel, aber das war mir klar, dass ich die haben würde. Germund schlug vor, wir sollten uns jeder einen ordentlichen Wodka genehmigen, bevor wir fahren. Idiot, sagte ich, wir können doch nicht mit einer Schnapsfahne dort ankommen.
Wir haben jedenfalls beschlossen, zurück ein Taxi zu nehmen, dann muss keiner nüchtern bleiben. Mit dem Bus hin, natürlich, es fährt tatsächlich so eine gelbe Überlandgeschichte um halb vier. Und es gibt eine Haltestelle nur hundert Meter von uns entfernt, Germund hat es herausgefunden. Aber es fährt kein Nachtbus, nicht in der Gegend.
Sie wollen, dass wir um vier Uhr kommen. Wahrscheinlich sollen wir vorher etwas im Garten trinken und die Umgebung bewundern. Aber warum auch nicht? Bestimmt ist das da draußen auf dem Lande ein höllisches Idyll. Ich bin trotz allem nervös. Das bin ich sonst nicht, und Germund ist auch anders als sonst. Tatsache ist, dass wir beide schon bereuen, diesem Spektakel zugesagt zu haben. Ich will diese Menschen nicht wiedersehen, und Germund würde auch viel lieber zu Hause bleiben und die Wände streichen, das sehe ich ihm an. Wir haben erst die Hälfte geschafft.
Doch das gibt er nicht zu. Reg dich nicht so auf, Maria, sagt er. Die spendieren sogar den Wein. Wir können uns satt essen und uns ordentlich einen hinter die Binde kippen, und dann fahren wir morgen in den Wald. Ich bin ein Ass im Pilzesuchen, habe ich dir das schon erzählt?
Du würdest doch lieber zu Hause bleiben und streichen, tu doch nicht so, denke ich. Und den Wald könnten wir auch allein finden. Aber ich sage nichts. Denke, wenn man jeden Tag mit hundert Teenagern zurechtkommt, dann wird man ja wohl ein Essen mit ein paar alten Bekannten auf einem Pfarrhof bewältigen.
Es ist Viertel vor drei. Germund ruft, dass ich anfangen muss, mich zu schminken, wenn wir den Bus kriegen wollen.
Scheiße, da fällt mir ein, dass wir Blumen hätten besorgen sollen.
Obwohl so ein Pfarrhof bestimmt voller Blumen ist. Ich frage Germund, ob wir ein anderes Mitbringsel haben. Er schüttelt den Kopf, doch dann fällt ihm ein, dass wir noch eine ungeöffnete Flasche Aladdin im Schrank stehen haben.
»Diese Fragen«, sagte Rickard. »Hast du die mal überprüft?«
»Nein«, antwortete Anna. »Ich weiß, die sind für Konfirmanden gedacht. Aber das spielt doch keine besonders große Rolle, es ist schließlich nicht ernst gemeint. Und ich will natürlich nicht vorher gucken, das wäre doch schummeln.«
Rickard lachte. »Na gut, dann nehmen wir es, wie es kommt. Ich hab nur das Schild am Anfang des Spaziergangs gelesen. Im Garten Unseres Herrn. Zwanzig Fragen über Tiere, Natur und das christliche Leben. Ich glaube, ich kippe noch ein bisschen mehr Wodka
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