Einsamen
in die Bowle, das wird wohl nötig sein.«
»Glaubst du, das ist ein Problem?«
»Nein, nein«, versicherte Rickard ihr.
»Schließlich ist schönes Wetter. Da kann ein Spaziergang mit einem Drink in der Hand doch nichts schaden. Ihnen wird es gefallen. Das wird ihre ironische Seite stimulieren.«
»Drei Mannschaften?«, fragte Rickard.
»Drei Mannschaften. Gunilla und du, ihr seid Nummer eins. Tomas und Maria Nummer zwei, es kann doch sein, dass die Geschwister sich so einiges zu erzählen haben. Germund und ich Nummer drei. Stifte und Fragebogen habe ich bereitgelegt. Wie spät ist es?«
»Viertel vor vier. Sie können jeden Augenblick hier sein. Anna?«
»Ja?«
»Ich liebe dich. Das wird ein schöner Abend, oder?«
»Natürlich. Aber wir müssen den Kartoffelauflauf fertig haben, dann müssen wir nicht mehr damit herummanschen, wenn sie kommen.«
Er überlegte, ob er ihr einen Kuss auf den Hals geben sollte, beschloss dann aber, es lieber nicht zu tun. Sie schien dazu nicht aufgelegt zu sein.
Schnitt stattdessen weiter die Kartoffeln in Scheiben. Alles hat seine Zeit … und so weiter.
69
G uten Morgen«, sagte Gunnar Barbarotti. »Ich hoffe, ich störe nicht.«
»Das wird ja langsam zur Gewohnheit«, erklärte Rickard Berglund und hielt ihm die Tür auf, so dass er eintreten konnte.
»Danke schön. Ich muss noch einmal mit Ihnen sprechen. Haben Sie Zeit?«
»Das ist das Einzige, was ich habe«, erklärte Rickard Berglund. »Ich nehme an, Sie trinken einen Kaffee?«
»Wäre nicht schlecht«, sagte Barbarotti.
»Das war ein heftiger Regen.«
»Ja.«
Fünf Minuten später saßen sie wieder in ihren Sesseln. Berglund trug dieselbe Jeans und denselben Rollkragenpullover wie beim letzten Mal, zumindest sah es so aus. Die Mandelkekse waren durch Pfefferkuchen ersetzt worden, über einen Teller verteilt.
»Ihre Frau ist jetzt begraben«, sagte Barbarotti.
»Ja«, bestätigte Berglund. »Und wie geht es Ihrer?«
»Viel besser. Sie wird Ende der Woche nach Hause kommen.«
Er nahm einen Pfefferkuchen und stellte fest, was für eine merkwürdige Gesprächseinleitung das war.
»Warum wollen Sie noch einmal mit mir sprechen?«, fragte Berglund. »Ich habe absolut nichts dagegen, aber Sie verstehen wohl, dass es mich wundert.«
»Es ist die gleiche Tagesordnung wie vorher«, stellte Barbarotti fest. »Wir werden aus diesem Fall einfach nicht schlau. Und gleichzeitig haben wir das Gefühl, es geht ein wenig voran.«
»Ach, ja?«, fragte Berglund interessiert. »Und in welcher Weise, wenn man fragen darf?«
Barbarotti räusperte sich und spielte sein falsches Ass aus. »Wir sind nämlich überzeugt davon, dass Germund Grooth ermordet wurde. Und dass der Mörder in einem sehr begrenzten Kreis zu finden ist.«
Rickard Berglund faltete die Hände auf den Knien und betrachtete Barbarotti eine ganze Weile über den Brillenrand hinweg. Er sah ungefähr so entspannt aus, als ginge es darum, sich zwischen Aftonbladet und Expressen zu entscheiden. Oder sich gegen beide auszusprechen.
»Was wollen Sie eigentlich von mir wissen?«, fragte er schließlich.
»Als Erstes möchte ich erfahren, was bei jenem Zusammentreffen an dem Abend vor Maria Wincklers Tod passiert ist«, sagte Barbarotti. »Im Detail, wenn Sie nichts dagegen haben!«
»Das ist fünfunddreißig Jahre her«, warf Berglund ein.
»Ich habe so das Gefühl, dass Sie es noch ganz genau wissen«, sagte Barbarotti.
Berglund sagte nichts. Er beugte sich vor und hob einen Springer von der Schachpartie hoch, die immer noch aufgestellt dastand. Wog ihn ein paar Sekunden in der Hand und stellte ihn dann zurück. Barbarotti wartete. Das letzte Mal war es ein Bauer, dachte er.
Am selben Dienstagmorgen, am 12. Oktober im Jahr 2010 der Gnade, verschlief Kriminalinspektorin Eva Backman. Statt um 6.30 Uhr aufzustehen, als der Wecker hätte klingeln sollen – und möglicherweise auch geklingelt hatte –, wachte sie zweieinhalb Stunden später auf, und als sie sah, dass auf dem Display 09.01 Uhr stand, schloss sie daraus, dass es Samstag oder Sonntag war und schlief noch eine Viertelstunde weiter.
Es gab gewisse Gründe dafür, und außerdem hatte sie gleitende Arbeitszeit, deshalb ist es eh schon egal, dachte sie, als sie später unter der Dusche stand. Und wenn nicht, dann war es sicher das Beste, sich den ganzen Vormittag nicht auf dem Revier sehen zu lassen. Sie beschloss, die Bänder mit den beiden Gesprächen vom Vortag noch einmal abzuhören, und das
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