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Einsamen

Einsamen

Titel: Einsamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nesser
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Fall klingt sie merkwürdig, Ihre Theorie.«
    »Ich weiß«, sagte Gunilla Winckler-Rysth. »Aber sie war ein merkwürdiger Mensch.«
    »In welcher Form merkwürdig?«
    »Ich … ich weiß nicht so recht.«
    »Waren Sie beide gute Freundinnen?«
    »Sie war Tomas’ Schwester. Wir hatten ein paar Jahre lang ziemlich engen Kontakt.«
    »Können Sie sie näher beschreiben?«
    Gunilla Winckler-Rysth warf einen Blick auf das Aufnahmegerät. »Sie nehmen das hier auf, nicht wahr?«
    »Möchten Sie, dass ich den Apparat abschalte?«
    »Ja, bitte.«
    Eva Backman drückte auf den Abschaltknopf und steckte das Gerät ein.
    »Sie war ja so jung«, sagte Gunilla Winckler-Rysth. »Wir waren alle so jung.«
    Eva Backman nickte.
    »Manchmal kann man sich nur schwer vorstellen, dass das Ganze wirklich passiert ist. Es sind ja inzwischen so viele Jahre vergangen. Unsere drei Kinder sind alle schon erwachsen, sie sind älter, als wir damals waren und … ja, ich weiß nicht.«
    »Sie war Ihre Schwägerin«, erinnerte Backman. »Welches Verhältnis hatten Sie eigentlich zu ihr?«
    Gunilla Winckler-Rysth schaute gequält. »Ich habe sie nie verstanden«, stellte sie in einem Ton fest, als ob … Als ob sie nicht richtig zu dem stand, was sie tatsächlich sagte?, überlegte Backman. »Sie war immer nur mit sich selbst und ihren Dingen beschäftigt. Nicht, dass sie unangenehm war, aber ich glaube, sie war ganz einfach nicht an anderen Menschen interessiert. Vielleicht mit Ausnahme von Germund. Ich nehme an, dass die beiden einander irgendwie ergänzten … wie man so sagt.«
    »Aber Sie hatten oft Kontakt zu ihnen?«
    »Oh ja, sie waren immer dabei. Während dieser Uppsalajahre.«
    »Und weiter?«
    »Ja, was soll ich sagen?« Sie räusperte sich nervös. »Tomas liebte es, Feste zu geben und so. Reisen und gemeinsame Aktivitäten, das mag er ja heute noch. Er war schon damals in der Reisebranche … Maria und Germund standen immer auf der Gästeliste, und sie haben nie abgesagt, das war schon etwas merkwürdig. Ich glaube, Tomas hat sich für seine Schwester verantwortlich gefühlt, er wusste, was für ein einsamer Wolf sie eigentlich war und dass … dass er derjenige war, der sie aus ihrer Ecke herausholen konnte … ja, so in der Art. Es hat ihn schwer getroffen, als sie starb, unglaublich schwer.«
    »Und das andere Paar?«, fragte Backman. »Rickard und Anna Berglund, mit denen hatten Sie genauso viel Kontakt?«
    »Auf jeden Fall«, nickte Gunilla Winckler-Rysth. »Wir waren immer zu sechst. Manchmal noch ein paar andere dazu, aber immer wir sechs. In Uppsala, meine ich. Später … ja, das mit Maria ist ja passiert, nachdem wir das Studium schon hinter uns hatten, und dann ist es gekommen, wie es kommen musste.«
    »Sie hatten keinen weiteren Kontakt mehr zu Rickard und Anna Berglund?«
    »Nein. Es hat sich nicht ergeben. Wir wohnten in Göteborg und waren vollauf beschäftigt mit Kindern und Arbeit, die beiden wohnten in Kymlinge … nein, seit es passiert ist, haben wir uns nicht mehr oft gesehen. Haben nur ein paar Mal miteinander telefoniert, zumindest Tomas und Rickard. Die Gänseschlucht und Marias Tod, das war ein Bruch, das lässt sich gar nicht leugnen.«
    »Wann haben Sie sich das letzte Mal getroffen?«, fragte Backman.
    »Das muss vor zehn, zwölf Jahren gewesen sein«, antwor-tete Gunilla Winckler-Rysth. »Nachdem Anna krank geworden ist, haben wir sie gar nicht mehr gesehen. Tomas hat mit Rickard ein paar Mal gesprochen, aber wir haben uns nicht getroffen.«
    »Wann ist sie erkrankt?«
    »Der Krebs ist wohl vor drei, vier Jahren festgestellt worden, glaube ich. Oder schon früher? Sie hat Zytostatika bekommen und alles Mögliche, aber ich glaube nicht, dass es geholfen hat. Ich weiß nicht, wie es ihr im Augenblick geht.«
    Eva Backman beschloss, sie nicht über Anna Berglunds Zustand zu informieren. »Wenn wir jetzt noch kurz über die Sache mit Germund Grooth sprechen«, schlug sie stattdessen vor. »Was glauben Sie, was hinter seinem Tod steckt?«
    Gunilla Winckler-Rysth zögerte mindestens fünf Sekunden mit ihrer Antwort, und Backman ließ sie zögern.
    »Keine Ahnung«, sagte sie schließlich. »Ich habe wirklich nicht den blassesten Schimmer. Wenn ich gesagt habe, dass ich Maria eigentlich nie verstanden habe, so trifft das auf Germund auch zu. Die waren alle beide gleich schwierig. Ich nehme an, das klingt etwas komisch in Anbetracht dessen, wie viel wir zusammen unternommen haben, aber so ist es nun

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