Einsamen

hat, kurz bevor sie starb?
    AB: Schüttelt den Kopf, antwortet jedoch nicht. Sie holt ein Taschentuch heraus und putzt sich die Nase.
    ES:Darf ich Sie bitten, meine Frage zu beantworten.
    AB:Ich möchte überhaupt keine Schlussfolgerungen daraus ziehen.
    ES:Glauben Sie, dass Maria hinuntergestürzt ist oder dass sie jemand gestoßen hat?
    AB:Ich glaube nicht, dass sie jemand gestoßen hat.
    ES:Glauben Sie, sie ist freiwillig gesprungen?
    AB:Das kann ich nicht beurteilen.
    ES:Können Sie sich erklären, warum sie ›Mörder‹ gerufen haben sollte, wenn keiner sie gestoßen hat?
    AB:Nein.
    ES:Haben Sie abgesehen von Ihrer Gruppe andere Menschen im Wald gesehen?
    AB:Da kam ein Mann mit einem Hund, aber erst nachdem wir sie gefunden hatten.
    ES:Aber Sie haben ihn vorher nicht gesehen?
    AB:Nein.
    ES:Haben Sie mit ihm gesprochen?
    AB:Nein.
    ES:Haben andere aus der Gruppe mit ihm gesprochen?
    AB:Schon möglich. Ja, die haben wohl mit ihm darüber gesprochen, was passiert ist.
    ES:Ich verstehe. Und was haben Sie in der Gruppe gesprochen, nachdem Sie Maria gefunden hatten?
    AB:Ich weiß nicht. Wir standen alle unter Schock.
    ES:Wer ist losgegangen, um Hilfe zu holen?
    AB:Tomas.
    ES:Warum gerade er?
    AB:Ich weiß nicht. Es ergab sich einfach so.
    ES:Haben Sie versucht, Maria wiederzubeleben?
    AB:Nein. Es war offensichtlich, dass sie tot ist.
    ES:Sind Sie herangetreten und haben es festgestellt?
    AB:Nein, die anderen hatten es schon getan, als ich unten ankam.
    ES:Wer?
    AB:Ich glaube, es waren Germund und Elisabeth. Die waren jedenfalls als Erste bei ihr.
    ES:Aber Sie müssen doch zumindest über den Schrei diskutiert haben.
    AB:Ja. Alle hatten ihn gehört.
    ES:Und weiter.
    AB:Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es dauerte wohl eine Weile, bis …
    ES:Ja?
    AB:Bis wir darüber gesprochen haben, was sie eigentlich gerufen hat. Alle hatten es gehört, aber Elisabeth und ich hatten es am deutlichsten hören können. Vielleicht Gunilla auch, das weiß ich nicht mehr. Elisabeth meinte, es hätte wie ›Mörder!‹ geklungen oder wie ›Töte mich!‹ oder so etwas in der Art.
    ES:Und was meinten die anderen?
    AB:Dass sie etwas mit einem Ö-Laut geschrien hat.
    ES:Haben Sie die Möglichkeit diskutiert, dass sie gestoßen wurde?
    AB:Nein.
    ES:Wieso nicht?
    AB:Ich weiß nicht.
    ES:Ich verstehe nicht ganz. Es kann doch jemand anderes im Wald gewesen sein. Zum Beispiel dieser Hundebesitzer.
    AB: Keine Antwort.
    ES:Oder?
    AB:Ich habe doch gesagt, ich weiß es nicht. Wir haben nicht darüber gesprochen. Wir waren einfach alle geschockt.
    ES:Wie war Ihr Verhältnis zu Maria Winckler?
    AB:Gut. Ich kam gut mit ihr aus.
    ES:Wie würden Sie sie beschreiben?
    AB: Nach gewissem Zögern: Sie war ungewöhnlich. Sie hatte Integrität. Das sind Eigenschaften, die ich schätze.
    ES:Waren die anderen der gleichen Auffassung?
    AB:Natürlich. Wir waren gute alte Freunde, alle sechs. Aber Sie müssen natürlich die anderen fragen, was sie meinen, nicht mich.
    ES:Und die Siebte in der Gruppe, Elisabeth Martinsson, was können Sie über die sagen?
    AB:Ich hatte sie nie vorher getroffen. Sie arbeitet an derselben Schule wie Germund und Maria. Sie schien nett zu sein, aber ich habe fast gar nicht mit ihr gesprochen.
    ES:Als Sie den Schrei gehört haben, haben Sie in dem Moment einen der anderen gesehen?
    AB:Nein, ich bin allein gewesen.
    ES:Wann ungefähr haben Sie den ersten der anderen entdeckt?
    AB:Das war, als ich an den Steilhang kam.
    ES:Vorher haben Sie niemanden gesehen?
    AB:Nein.
    ES:Sind Sie sich dessen ganz sicher?
    AB:Ja, da bin ich mir sicher.
    ES:Wissen Sie, ob Maria irgendwelche Feinde hatte?
    AB:Nein.
    ES:Wie lange ist es her, seit Sie sie das letzte Mal getroffen haben?
    AB:Das war im Dezember letzten Jahres. Bevor wir hierher gezogen sind.
    ES:Wann sind Sie hergezogen?
    AB:Im Januar. Mein Mann hat damals hier seine Stelle angetreten.
    ES:Und Sie arbeiten für die Kirchenzeitung?
    AB:Ja.
    ES:Wie sehen Sie die Beziehung zwischen Maria und Germund, ihrem Lebensgefährten?
    AB:Darüber kann ich nichts sagen. Ich nehme an, sie haben … sie hatten es gut. Sie waren beide etwas ungewöhnlich.
    ES:Inwiefern ungewöhnlich?
    AB:Ein bisschen waren sie beide Einzelgänger. Zwei Individualisten. Aber es war nie ein Problem, mit ihnen etwas zu unternehmen. Sie sind unsere Freunde.
    ES:Würden Sie behaupten, Maria gut zu kennen?
    AB:Nein. Wir waren nie engere Freundinnen, wenn Sie das meinen. Wir haben uns nie nur zu zweit getroffen. Irgendwie waren wir