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Einsamen

Einsamen

Titel: Einsamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nesser
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Ribbing. »Das ist ja ein Ding.«
    »Genau«, bestätigte Backman. »Aber nur vielleicht. Es ist so verdammt merkwürdig, aber eigentlich auch nicht mehr als das. Es ist kein Verbrechen zu erkennen.«
    Ribbing schwieg eine Weile.
    »Er war schon etwas eigen«, schlug er dann vor. »Wir haben hier in der Stadt so einige merkwürdige Vögel. Es gibt Leute, die sind der Meinung, die Universität wäre so etwas wie ein geschützter Raum.«
    »Ach ja?«, sagte Backman und dachte, dass diese berühmte Grenze doch ziemlich deutlich zu erkennen war. Zwischen der feinen akademischen Welt und dem gewöhnlichen Volk. Solche wie Kriminalinspektor Ribbing. Auch wenn sein Name darauf hindeutete, dass er irgendwelche adligen Wurzeln hatte, war es offensichtlich, zu welcher Seite er gehörte.
    Oder mit welcher er zumindest sympathisierte. Vielleicht ist er ja ein schwarzes Schaf, dachte Eva Backman. Ein schwarzer Riesenwidder. Sie trank einen Schluck Kaffee, um ihr Lächeln zu verbergen.
    »Ja, ja«, brummte er und schob die Papiere wieder in seine Mappe. »Das war nicht viel, was ich habe vorbringen können, aber wir werden sehen, was wir morgen finden. Was haben Sie sich für den Abend gedacht, wie wollen Sie ihn verbringen?«
    Hoppla, dachte Backman. Er will mich doch wohl nicht zum Essen ausführen?
    »Keine Ahnung«, gab sie zu. »Ein Spaziergang und ein gutes Buch, nehme ich an.«
    »Darf ich das Martinus vorschlagen«, sagte er. »Das ist ein Restaurant am Grand, und das Essen ist nicht schlecht. Ein kleines Essen unter Kollegen?«
    Eva Backman überlegte zwei Sekunden lang. Warum nicht?, dachte sie.
    Warum um alles in der Welt eigentlich nicht?

29
    W ovon redest du eigentlich?«, fragte Rickard. »Kannst du das noch einmal sagen?«
    »Gern«, nickte Tomas. »Es ist nichts Besonderes. Nur eine Möglichkeit, ein bisschen Geld zu verdienen. Jedes Semester das Stipendium abzuheben bis in alle Ewigkeit ist ja nun nicht gerade eine wunderbare ökonomische Taktik. Da bist du doch wohl meiner Meinung?«
    »Kann schon sein«, gab Rickard zu. »Aber ein Bus?«
    »Genau«, sagte Tomas. »Ein Bus.«
    Sie saßen bei Ubbo in der Oberen Schlossgasse. Ein Vormittag Anfang April. Mit Schnee vermischter Regen vor dem Fenster, Kaffee und Marzipanstückchen auf dem Tisch. Rickard hatte noch eine halbe Stunde bis zu seinem Seminar in Exegetik, wie es bei Tomas’ Vorlesungen in Betriebswirtschaft aussah, wusste er nicht. War sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt Betriebswirtschaft studierte. Vielleicht doch immer noch Volkswirtschaft. Oder Wirtschaftsgeschichte oder alles zusammen, war ja auch gleich.
    »Wir fangen also damit an, dass wir uns einen Bus anschaffen«, fuhr Tomas mit kontrollierter Begeisterung fort. Rickard dachte, dass er diesen Ton kannte und dass hier geplant war, jemanden zu überreden. Vernunftbasierte Argumentation, aber verflucht nahe dran am schlichten Überreden.
    »Und dann werden wir sehen, wie es läuft«, fuhr Tomas fort. »Im Sommer machen wir eine Erkundungstour. Alle sechs. Es geht darum, eine Route zu planen … Campingplätze zu finden, billige Hotels, Sehenswürdigkeiten, ja, du weißt schon.«
    »Hast du mit einem der anderen schon gesprochen?«
    »Nein, ich fange mit dir an.«
    »Wie geht es Gunilla?«
    »Besser. Und sie braucht dringend etwas anderes, woran sie denken kann. Ja, es wird ihr gut tun, für eine Weile rauszukommen.«
    Rickard nickte. Tomas machte eine kurze Pause und schaute einen Moment versonnen drein.
    »Ich gehe davon aus, dass man einen Monat brauchen wird. Vielleicht anderthalb, wenn man den ganzen Ostblock schaffen will … nun ja, wir werden wohl die UdSSR selbst links liegen lassen, aber die anderen Länder sollten wir ohne Probleme hinkriegen. Zuerst natürlich Polen, mit der Fähre von Ystad rüber, dann die Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien, Rumänien …«
    »Ein Bus?«, unterbrach ihn Rickard. »Wo kriegen wir einen Bus her?«
    »Ich habe schon einen an der Hand«, erklärte Tomas mit einem entschuldigenden Lächeln.
    »Tatsächlich?«, fragte Rickard.
    »Ja, sicher. Ein Kommilitone von mir, sein Vater hat ein kleines Busunternehmen draußen in Bergsbrunna. Aber jetzt hat er irgendwas am Herzen und hört auf … Er will seine beiden Busse verkaufen. Der eine ist bereits vorbestellt, aber den anderen können wir für vierzigtausend kriegen.«
    »Vierzigtausend!«, rief Rickard aus. »Sag mal, spinnst du? Ich meine …«
    »Vielleicht kann ich ihn auf sechsunddreißig,

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