Einsamen
siebenunddreißig runterhandeln«, fuhr Tomas fort. »Wenn wir bar bezahlen. Zwölftausend pro Paar ungefähr. Aber ich habe es mir so gedacht, dass wir mit jeweils fünfzehntausend anfangen, vielleicht sogar zwanzig, ein bisschen Puffer ist nicht schlecht … wir lassen eine Firma eintragen, und die Reise, die wir im Sommer machen, können wir natürlich als Recherchefahrt absetzen. Was hältst du davon?«
»Was ich davon halte?«, fragte Rickard und musste lachen. »Ich kann nur sagen, dass Anna und ich vielleicht fünfzehnhundert zusammenkratzen können, wenn wir uns ein bisschen anstrengen. Aber Gott, fünfzehntausend!«
Tomas stützte sich mit den Ellbogen auf den Tisch. Er bohrte seinen Blick in Rickard und sah aus wie eine Katze, der es gelungen war, ihre Beute in eine Ecke zu drängen.
»Kredit«, sagte er. »Hast du schon mal was davon gehört?«
Rickard schüttelte den Kopf. »Kredit? Was glaubst du denn, welche Bank uns Kredit geben würde? Arme Studenten, die von Nudeln und Blutpudding leben.«
»Kein Problem«, sagte Tomas. »Unsere Eltern können bürgen.«
»Was?«
»Das ist nur eine Formalität. Aber da keiner von uns irgendwelche Sicherheiten zu bieten hat … was ich zumindest annehme … brauchen wir einen Bürgen. Das ist eine Unterschrift auf einem Papier, mehr nicht. Sie müssen natürlich nie auch nur einen Öre beisteuern.«
»Hast du vielleicht nicht bedacht, dass man das zurückzahlen muss, was man sich leiht?«
»Doch, sicher. Aber man fängt damit erst nach zwölf oder achtzehn Monaten an. Wir können es auf zehn Jahre verteilen, dann ist es pro Monat nicht viel. Und wir werden Geld verdienen, vertraue mir, mein Bruder.«
Rickard dachte schweigend eine Weile nach. Tomas lehnte sich zurück, trank einen Schluck Kaffee und wartete.
»Ich weiß nicht«, sagte Rickard schließlich. »Das kommt etwas überraschend. Natürlich klingt es cool, so eine Reise durch Osteuropa, aber …«
»Ich kümmere mich um alles Praktische«, sagte Tomas. »Du brauchst keine Angst zu haben, dass es viel Arbeit wird. Im Herbst plane ich dann nach Norrland zu fahren … oder Göteborg.«
»Nach Norrland …?«
»Wochenendfahrten. Studenten, die übers Wochenende nach Hause fahren wollen. Die E4 hoch bis Luleå oder so. Die können dort aussteigen, wo sie wohnen. Vielleicht schaffen wir es schon vor dem Sommer mit ein paar Touren. Freitagnachmittag in Uppsala los, Sonntagabend zurück aus Norrland. Billige Preise. Oder vielleicht auch Göteborg, wie gesagt, aber ich denke, Norrland lohnt sich mehr … halb so teuer wie der Zug, klar wie Kloßbrühe, dass wir Leute finden. Es geht nur darum, Reklame zu machen, im Ergo und den anderen Käseblättern. Und bei den Studentenvereinigungen natürlich.«
»Und dann im nächsten Sommer Europa?«
»Ein oder zwei Touren, ja. Billigreisen … für solche wie uns. Studenten und andere arme Schlucker, die sich ein bisschen den Wind um die Nase wehen lassen wollen. Mit anderen Worten: die ganze Linke, die sich doch nur danach sehnt zu sehen, wie der Sozialismus wirklich aussieht. Prag fünf Jahre nach dem sowjetischen Einmarsch, wer will das nicht überprüfen? Das Paradies Bulgarien! Aber erst einmal freue ich mich wirklich auf einen Sommer mit der ganzen Bande im Bus. Wir könnten Ende Juli losziehen, ein kühles Bier in Budapest, das klingt doch nicht schlecht, oder? Und dann eins in
Sofia.«
Er lachte. Rickard lachte auch. Reiseunternehmen?, dachte er. Mit dem Bus durch Europa? Nun ja, warum nicht? Wenn man sich nicht besonders dafür anstrengen musste und auch noch ein bisschen Geld damit verdiente. Ein wenig von der Welt sehen, wie gesagt.
»Weißt du, ich habe einen Busführerschein«, sagte Tomas. »Wenn einer von euch auch noch einen macht, dann müssen wir nicht einmal einen Fahrer anheuern. Man braucht zwei für so lange Fahrten … wenn man Passagiere dabei hat, natürlich nur. Jetzt rede ich nicht von diesem Sommer. Ich bin bereit, die ganze Strecke zu fahren.«
»Ich muss mit Anna über die Sache reden«, sagte Rickard. »Was sagt Gunilla dazu?«
»Die ist sicher einverstanden«, meinte Tomas. »Aber ich habe noch nicht ernsthaft mir ihr darüber geredet.«
»Ich verstehe«, sagte Rickard.
»Gut«, sagte Tomas.
Zehn Sekunden lang schwiegen sie, dann aßen sie ihren Kuchen auf.
»Ich muss am Samstag wegen des Busses Bescheid geben«, erklärte Tomas.
»Am Samstag?«, fragte Rickard nach. »Du willst damit sagen, dass wir uns innerhalb von
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