Einsamen
sollte, und lächelte kurz. Uppsala–Lund. Alte Feindschaft und Konkurrenz.
»Ich verstehe«, sagte sie. »Weiter.«
»Er hat 1983 promoviert und bekam im selben Jahr eine Anstellung am Physikinstitut. Zuerst als Forschungsassistent, dann 1985 als Lektor und schließlich 1991 eine Dozentur. Alles zusammen also neunzehn Jahre. Ein tüchtiger Mitarbeiter laut Professor Söderman. Geschätzt bei den Studenten, keine Klagen. Er hätte es weit bringen können, aber ihm fehlte die rechte Ambition, die akademische Glut … ja, so hat Söderman sich ausgedrückt. Grooth hat seit seiner Dissertation zwei Bücher herausgegeben plus gut zwanzig wissenschaftliche Artikel. Das wurde offenbar nicht als besonders viel angesehen …«
Er machte eine Pause und drehte das Blatt um.
»Er hat sich nie mit anderen vom Institut privat getroffen und wird von denen, mit denen ich geredet habe, als typischer Einzelgänger beschrieben. Ich habe die Information, dass er Mitte der Achtziger eine Weile in Lunds Bridgeclub mitgespielt hat, aber aus der Zeit habe ich noch niemanden zu fassen gekriegt … werde heute noch einige anrufen. Aber dabei hat es sich um nicht mehr als zwei Jahre gehandelt, vermutlich noch weniger.«
»Und das akademische Leben?«, fragte Eva Backman. »Feste, Zusammenkünfte und Examensfeiern … ich dachte, in so einer Stadt reihen sich solche Ereignisse dicht anein-
ander?«
Ribbing verzog den Mund. »Für den, der daran interessiert ist, gibt es viele Möglichkeiten. Aber Grooth hat an so etwas fast nie teilgenommen. Er ging höchstens mal zu einer Disputation, wenn es sich um einen Kollegen handelte. Aber keine akademischen Gesellschaften oder so ein Zeug. Zumindest, wenn seine Kollegen die Wahrheit sagen, und warum sollten sie das nicht tun?«
Eva Backman nahm sich ein Brot, ein Krabbenhörnchen, und trank einen Schluck Wasser.
»Und die Nachbarin?«, fragte sie. »Frau Zetterlund oder wie sie hieß?«
»Zetterlund, ja«, sagte Ribbing und kratzte sich im Nacken. »Sie ist über achtzig, aber auf Draht und sieht alles. Ab und zu hat sie sich mal mit Grooth unterhalten, wie sie behauptet. Er war nett und zuverlässig.«
»Nett und zuverlässig?«
»Ja. Was natürlich alles Mögliche bedeuten kann … oder besser gesagt, gar nichts. Er scheint jedenfalls ganz umgänglich gewesen zu sein. Frau Zetterlund hat mir erzählt, dass der Waschkeller immer sauber und ordentlich war, nachdem er ihn benutzt hatte.«
»Hm«, sagte Backman. »Und wie steht es mit Computer und Telefon?«
»Wir haben uns seinen Arbeitscomputer vorgenommen, den er im Institut stehen hatte. Seine Mails handeln fast zu hundert Prozent von beruflichen Dingen, und ein Handy … ja, so weit wir herausgefunden haben, hatte er keinen Vertrag. Was ja heutzutage ziemlich ungewöhnlich ist, oder?«
»Auf jeden Fall«, bestätigte Backman. »Das ist selten. Aber wir haben Informationen über eine Frau in Kopenhagen. Habt ihr sie gefunden?«
»Sie ist im Computer«, bestätigte Ribbing. »Zwei empfangene Mails, eine gesendete. Kristin Pedersen heißt sie, wir haben versucht, sie anzurufen, aber niemanden erreicht. Haben ihr auch gemailt … bis jetzt keine Antwort.«
»Es ist wichtig, dass wir sie befragen können«, sagte Backman. »Je eher, umso besser.«
Sie aß noch ein Brot, eines aus der Leberpastetenabteilung, und dachte nach. Kristin Pedersen war die Frau, die Grooth bei sich hatte, als er in Lindås zu Besuch gewesen war … wann war das gewesen, was hatte Gunilla Winckler-Rysth gesagt? … Mai oder Juni? Wenn es jemanden gab, mit dem man über den verstorbenen Dozenten reden konnte, dachte Backman, dann wohl sie. Vielleicht sollte ich auch noch einen Kurztrip über den Sund machen? Wenn ich schon einmal so weit gekommen bin?
Nun ja, der morgige Tag würde es zeigen.
»Dann gehen wir also morgen früh in seine Wohnung?«, fragte sie noch einmal nach, und Ribbing nickte zur Bestätigung. »Ja, da werden wir ja wohl irgendetwas finden.«
Er wischte sich ein paar Brotkrümel von seinen breiten Schenkeln und schien zu zögern. »Warum untersucht ihr seinen Tod eigentlich?«, fragte er. »Ich habe das nicht so ganz verstanden. Was spricht denn eigentlich für … nun ja, Sie wissen schon?«
Eva Backman zuckte mit den Schultern.
»Nicht besonders viel«, gab sie zu. »Einige Kleinigkeiten. Zum Beispiel die Tatsache, dass seine Lebensgefährtin vor fünfunddreißig Jahren an genau derselben Stelle gestorben ist.«
»Was?«, bemerkte
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