Einsamkeit und Sex und Mitleid: Roman
Sex sage ich nämlich gern mal Nein , Nein , Nein ,
das bedeutet aber ausnahmsweise mal nicht Nein , verstehen Sie?«
»Verstehe.«
»Sie nehmen mich, von vorne bitte, bis ich erneut gekommen bin, und
dann, bevor Sie selbst kommen, ziehen Sie ihn raus und schieben ihn mir in den
Mund. Und dort lassen Sie ihn, bis zum Schluß. Alles klar?«
»Ist mir eine Ehre. Eventuell ein wenig Dirty Talk erwünscht?«
»Nein. Duzen Sie mich bitte nicht, auf keinen Fall, das kann ich
nicht leiden. Ich möchte auch keine Klapse auf den Po, das finde ich albern.
Sie dürfen in meine Brustwarzen beißen, aber nicht zu fest. Ich will auch nicht
als Schlampe, Hure oder ähnliches bezeichnet werden, schließlich bin ich es,
der hier bezahlt. Sie können in Maßen Macht ausüben über mich, so als würden
Sie mich vergewaltigen, aber wenn ich Scheiße sage, das ist das
Stichwort, lassen Sie von mir ab, sofort, ist das eindeutig?«
»Absolut.«
»Gut. Fangen wir an.«
Julia spreizte ihre Beine und stellte sich schlafend. Vincent fand,
daß es weit schlimmere Jobs auf Erden gab als seinen. Die Levitra-Pille wäre
weißgott nicht nötig gewesen. Julia schien eine gepflegte, taffe Frau zu sein,
und vermutlich würden Amateure viel bezahlen müssen, um jemals an so einem
Luxuskörper knabbern zu dürfen. Vincent machte alles, wie es ihm aufgetragen
worden war. Er leckte sie, sie kam, er vögelte sie, biß auf ihren Nippeln
herum, sie schrie neinneinnein, sie kam, ziemlich laut, er zog seinen Schwanz aus ihr raus, sie stürzte sich
darauf und lutschte ihn. Lutschte ihn. Lutschte ihn lange. Sie schien einfach
nicht genug davon zu bekommen. Aus den Mundwinkeln flossen ihr Speichelfäden.
Vincent mußte an erschütternde Bilder von Erhängungen im Iran denken, um nicht
zu ejakulieren. Nach etwa einer Viertelstunde ließ Julia von ihm ab. »Scheiße,
was ist los?«
»Verzeihung?«
»Mach ich es nicht gut, oder was?«
»Sie machen das ganz hervorragend!«
»Na also! Warum geht da nichts weiter?«
»Entschuldigung?«
»Komm in meinen Mund, Mann!«
Vincent begriff sofort, wenn auch zu spät, daß Erklärungsbedarf
bestand.
»Madame, das war aber nicht vereinbart.«
»Wie – nicht vereinbart?«
»Ich spritze nie ab.«
»Was? Was ist denn das für eine Scheiße?«
Janine ging auf die Seite von www.karstadt.de, fand die
Filiale vom Hermannplatz und klickte auf Kontakt . Schon hatte sie
Uwe gefunden, da grinste sein Foto sie freundlich und hilfsbereit an, und
drunter stand: Unsere Mitarbeiter – es folgte ein Dutzend Namen, darunter Uwe König,
Marktleiter Lebensmittel – stehen Ihnen jederzeit mit Rat und Tat
zur Verfügung. Schicken Sie uns bei Lob, Fragen oder Beschwerden eine E-Mail
oder rufen Sie an unter …
Seltsamerweise hatte Uwe, obwohl online, auf die beiden
Chatanfragen, die sie gestern auf der Kontaktbörse an Brandbeschleuniger geschickt hatte, nicht geantwortet. Sie hätte nichts dagegen gehabt, neulich
nacht noch einmal zu wiederholen. Uwe hatte ihr gutgetan. Sollte sie ihn auf
Arbeit anrufen? Aber heute war Sonntag, da würde unter der angegebenen Nummer
sicher niemand abheben. Sie schickte stattdessen eine Mail an die
Lob&Beschwerdebox.
Hallo
Uwe, seh ich dich bei Gelegenheit wieder? Die Tanzkatze.
»Ich spritze nie ab. Sorry.«
»Willst du mich auf den Arm nehmen?«
Im Gegensatz zu Julia hatte Vincent nichts dagegen, geduzt zu
werden. Ejakulieren wollte er aber nicht. Mit Kondom ja, das war was anderes.
Vielleicht, fand er jetzt, hätte man das vorher ausführlicher klären müssen.
»Meine Aufgabe bei diesem Job ist es, immer zu können. Und ich kann
immer, weil ich dabei nicht komme. Ich will dabei nicht kommen. Und wenn, dann
nur mit Gummi.«
»Warum denn nicht? Bin ich unattraktiv?«
»Im Gegenteil. Aber ich habe das meiner Freundin versprochen.«
»Wie bitte?« Julia König traute ihren Ohren nicht.
»Ich weiß, meine Kollegen handhaben das mehrheitlich anders. Aber
die meisten Kundinnen waren bisher auch so mit mir zufrieden.«
»Ich aber nicht. Ich will die ganze Ladung. In den Mund!«
»Tut mir sehr leid, wenn ich damit nicht dienen kann.«
Julia, immer noch in einem Zustand äußerster Erregung, setzte sich
dem Gigolo im Schneidersitz gegenüber und suchte nach Worten. Dergleichen hatte
sie noch nicht erlebt.
»Das ist höchst unprofessionell!«
»Mag sein.«
»Deine Freundin muß es doch nicht erfahren. Ich sag ihr bestimmt
nichts!«
Vincent geriet nicht oft an jenen Punkt. Nur eine
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