Einsatz in New York - Secret Mission ; 1
sein Jackett und gleitet die Brust hoch. »Keiner sieht uns«, sagt sie auf seinen nervösen Blick hin.
»Darum geht es nicht.« Er löst sich von ihr.
Da sie für einen Moment nicht weiß, was sie mit ihrer Hand machen soll, greift Oona zum zweiten Mal nach dem Glas.
»Lass es, Oona.«
»Her damit.«
»Du hattest schon zu viele davon.«
Das macht sie wütend. »Was bildest du dir ein, du kleiner Pisser?« Von einer Sekunde zur nächsten lässt sie die unfeine Oona raushängen. Die Oona, die mit Widerspruch nicht umgehen kann. Sie beugt sich vor und will ihren Wodka-Gin-Granatapfel-Saft.
Rick hat plötzlich dieses Gesicht, das er mal als ausgewachsener Mann haben wird. Das ist ein sehr attraktives Gesicht. »Nein, Oona«, sagt er, streckt den Arm über die Brüstung und kippt den Drink einfach aus. In ein paar Sekunden werden sich die Leute fünfundsechzig
Stockwerke tiefer fragen, wieso Wodka vom Himmel regnet.
Oona hat in ihrem Leben selten einen Mann Nein sagen hören. »Wie bitte?«
»Du hast mich schon verstanden.«
Jetzt hebt Oona die Hand, holt weit aus und haut Rick eine herunter. Das will sie zumindest. Aber Rick ist bei Semyoto im Training, seine Reflexe sind erstklassig. Ohne mit der Wimper zu zucken, fängt er Oonas Hand ab und hält sie fest. So fest, dass es wehtut.
»Schluss damit.« Eiskalt sieht er sie an. »Besser, du setzt dich hin und machst erst mal halblang.«
Das ist der Augenblick, in dem Rick sich eine ernst zu nehmende Feindin macht. Er hat Oona durchschaut und das gefällt ihr nicht. Er hat sie gedemütigt, das lässt sich ein Biest wie Oona nicht gefallen. Die Frau von Theodore Kanter lässt sich so etwas erst recht nicht gefallen. Aber Oona ist wie ein Tier, das wittert, wenn es angreifen muss und wann es sich besser auf den Rücken legt und so tut, als sei es besiegt.
»Hast ja recht.« Oona fasst sich an die Stirn. »In meinem Kopf dreht sich alles.« Lächelnd lässt sie sich in einen Korbsessel fallen. Mit halb geschlossenen Lidern tut sie, als würde sie die samtige Nachtluft einatmen. In Wirklichkeit ist sie ein Skorpion, der das Gift langsam in seinen Stachel schießen lässt. Sie wird nicht gleich zustechen, auch nicht heute Nacht. Sie wird noch ein wenig auf der Gala bleiben, Belanglosigkeiten
mit belanglosen Leuten plaudern, dann wird sie sich von Rick ihr Cape holen lassen und mit dem Expressaufzug in die Tiefgarage fahren. Sie wird Rick zustimmen, dass sie zu betrunken ist, um selbst zu fahren, und in das Taxi steigen, das er ihnen ruft. Während sie nach Downtown unterwegs sind, wird Oona ihr Gefühl ganz allmählich zu genießen beginnen, das Gefühl, dass sie Rick einen Denkzettel verpassen muss. Noch im Taxi wird Oona die Idee kommen, was sie Rick antun könnte. Er wird davon nichts ahnen, wird unvorbereitet in Oonas Falle tappen.
Das ist leider ganz schlecht, für Rick, und auch für mein Department. Aber so ist der Agenten-Job nun mal: Du weißt nie, was als Nächstes passiert. Und eine gedemütigte Frau ist das Schlimmste, was dir überhaupt passieren kann.
17
Kommen wir noch einmal auf die Affäre von Ricks Mutter mit dem Ladenbesitzer zurück, der sich wie ein Holzfäller anzieht und blutjunge Sprachschülerinnen in seine Wohnung mitnimmt. Eigentlich hat Rick keine Zeit für privaten Kram, aber der private Kram verfolgt ihn. In Person von Ricks Mutter.
»Du bist mein Junge«, sagt Melissa, nachdem Rick ihrer Einladung nach Brooklyn gefolgt ist. »Ich finde es schrecklich, dass all diese Dinge passiert sind, Ricky. Es tut mir leid, dass wir uns so entfremdet haben.«
Sie empfängt ihn in ihrem neuen Laden, wo nur noch ein paar Handgriffe fehlen, dann kann die Ware eingeräumt werden. Wenn seine Mutter sagt, dass es ihr leidtut, weiß Rick, etwas ist faul. Melissa tut nie etwas leid, sie fühlt sich immer im Recht. Sogar dass sie Montgomery verließ, hat sie für sich so hingedreht, als sei es das Beste für alle Beteiligten. Sie bietet Rick einen Stuhl an. Er will sich nicht setzen.
»Gefällt es dir?« Sie zeigt auf ihr Firmenlogo, das als Muster auf die Tapete gedruckt wurde: Flower Art . Es hat Rick beim letzten Mal nicht gefallen, es gefällt ihm auch heute nicht. Aber er will keinen Streit, darum nickt er. »Cool.«
»Du sagst es. Das ist cool.« Sie streicht die leeren Regale entlang, schaut aus den hohen Auslagenfenstern, ob vielleicht schon die ersten Kunden im Anmarsch sind. »Hat dein Vater dir von Håkon erzählt?«, fragt sie so
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