Einsatz in New York - Secret Mission ; 1
nebenbei, als wäre das zwischen ihnen beiden nicht Thema Nummer eins.
»Håkon?« Rick spielt die Komödie mit. »Wer ist das, ein Schwede?«
»Finne, Schätzchen, seine Eltern sind finnisch, er selbst ist in Brooklyn geboren.« Sie dreht sich zu Rick. »Håkon hat bei mir daheim ein Foto von dir gesehen. Er möchte dich kennenlernen.«
»Wozu soll das gut sein?«
»Was ist das für eine Frage?« Melissa schlägt die Hände an die Brust. »Er liebt mich und will, dass ich glücklich bin. Darum interessiert er sich natürlich auch für meine Kinder. Deine Schwester hat sich schon ziemlich mit Håkon angefreundet.«
»Das kann ich mir denken«, knurrt Rick. Charlene war immer eine Schleimscheißerin.
»Ach komm, Schätzchen, niemand kann die Zeit zurückdrehen. Das Leben geht weiter.«
Melissa redet, aber Rick hört nur mit halbem Ohr hin. Etwas hat ihn neugierig gemacht, ein kleiner Satz
Melissas, ein entscheidender Satz: Håkon hat ein Foto von dir gesehen. Es ist eine gewagte Theorie, aber wenn Håkon Rick auf diesem Foto gesehen und als denjenigen wiedererkannt hat, der ihm vor Kurzem durch Brooklyn gefolgt ist, könnte der gute Håkon kalte Füße gekriegt haben. Er könnte fürchten, Rick weiß mehr, als Håkon lieb ist. Nur deshalb will der Finne Rick beschnuppern. Und das findet Rick gar keine schlechte Idee.
»Kann ich Storm mitbringen?«, fragt er rundheraus.
»Mitbringen wohin?«
»Na ja, du und ich und Håkon, wir könnten essen gehen«, antwortet er mit offenem Lächeln. »Ich würde Storm gern mitbringen.«
»Klar, natürlich kann Storm kommen.« Melissa ist schlau. Sie kennt ihren Sohn. Dass er so bereitwillig darauf eingeht, macht sie stutzig. Aber Rick guckt so harmlos drein, so jungenhaft, dass Melissa ihre Bedenken beiseiteschiebt. »Wunderbare Idee.« Sie malt ein mütterliches Lächeln auf ihre Züge. »Ihr versteht euch gut, du und Storm?«, fragt sie komplizenhaft. Rick nickt. »Wann sollen wir das organisieren?« Melissa greift zum Kalender.
»Warum nicht heute Abend?« Rick macht diesen Vorschlag nicht von ungefähr. Heute ist Kanter mit Oona nach Boston geflogen. Rick wird also nicht gebraucht.
Wieder ist Melissa erstaunt und argwöhnisch, aber
Rick erklärt ihr, ab morgen hat er für eine Prüfung zu büffeln, darum passt es ihm heute am besten.
»Da muss ich natürlich erst Håkon fragen.« Sie nimmt das Telefon.
»Und ich frage Storm.«
Jeder sein Handy am Ohr, verabreden sich Mutter und Sohn für den heutigen Abend.
Bevor wir zu dem Dinner gehen, muss ich eine Sache erwähnen, die wichtig ist. Es geht um Kanter und die Kisten mit der Aufschrift 137. Kanter will, dass sein Ausflug nach Boston wie ein harmloser Trip aussieht. Darum nimmt er Oona mit. Darum hat er ein schickes Hotel gebucht und zwei Tickets für die Oper. Sein Manöver hat den Hintergrund, dass wir vom Department nicht misstrauisch werden sollen. Aber, und das ist der entscheidende Punkt, nicht nur Kanter will an diesem Abend in die Bostoner Oper, sondern ein weiterer von den Gangsterbossen, der dafür extra aus Texas anfliegt. Noch auffälliger wird die Sache dadurch, dass auch Shefqet Hoxha in Boston landet.
Shefqet Hoxha kommt aus dem Grenzgebiet zwischen Serbien und dem Kosovo, und es ist nicht schwer zu erraten, was er an diesem Abend vorhat: Richtig, er geht in die Oper. Dass sich drei mächtige und zwielichtige Gestalten am selben Abend Rigoletto ansehen, kann nicht nur an der Qualität der Sänger liegen.
Es hat wahrscheinlich mit dem Cäsium-137-Deal zu tun. Darum muss das Department etwas unternehmen. Wir müssen nach Boston in die Oper, natürlich undercover. Das bedeutet, ich selbst kann es nicht machen. Ich muss jemanden schicken, den Kanter nicht kennt, der nicht auffällt, und von dem auch ihr nichts wisst, außer ihr habt wirklich gut aufgepasst. Ihr seid meiner Agentin schon einmal begegnet. Auf Seite 66 ist sie einmal kurz durchs Bild gelaufen. Sie war platinblond, ihre echte Haarfarbe. An dem Abend in Boston trägt sie eine Perücke und hat sich auch sonst stark verändert. Sie heißt Galina. Normalerweise sieht sie hübsch aus, heute Abend will sie unscheinbar wirken. Sie trägt ein dezentes Kostüm, eine Hornbrille und ist in das Programmheft von Rigoletto vertieft.
Die drei Männer, auf die ich sie ansetze, sitzen nicht etwa nebeneinander oder in der gleichen Loge. Sie tragen einen Knopf im Ohr und ein verstecktes Mikrofon im Ärmel. Trotzdem muss es einen Grund geben, warum sie das
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