Einsatz in New York - Secret Mission ; 1
schlicht.
»Du musst wissen, die junge Dame ist eine hochbegabte Künstlerin«, bezieht Melissa Håkon mit ein.
»Ehrlich?« Er nimmt die Drinks für sich und Melissa entgegen. »Wo kann man dich mal hören?«
»In unserm Probenkeller.«
Rick betrachtet Storm von der Seite. Was er neben vielem anderen an ihr liebt, ist, dass sie immer sie selbst
bleibt. Davon, dass seine Mutter gepflegte Tischunterhaltung angesagt hat, lässt sie sich nicht beeindrucken.
Håkon nimmt Melissas Kinn und zieht ihr Gesicht in seine Richtung. »Du könntest deinen Shop doch mit einem Event eröffnen. Dazu lädst du Storms Streichquartett ein.« Er meint es nett, will Melissa und Storm etwas Freundliches sagen, und doch kann er Rick damit nicht beeindrucken. Der Junge hat ein präzises Programm für diesen Abend, das will er durchziehen. Zuerst werden die riesigen Speisekarten studiert und das Essen bestellt, wobei Melissa einen Lachanfall kriegt, weil sie das Wort Anchovis erst beim sechsten Anlauf aussprechen kann.
»Ich war erst einmal hier«, lächelt sie in die Runde. »Das Lokal ist ein Geheimtipp in unserem Viertel.«
Wir brauchen uns nicht den kompletten Small Talk anzuhören. Melissa fragt die jungen Leute nach der Schule, die Antworten fallen dürftig aus. Sie erläutert ihr Konzept von Flower Art , Håkon fällt ihr ein paarmal ins Wort und sagt, das sei seine Idee gewesen. Heikle Themen werden ausgespart. Das passt Rick nicht. Er braucht die heiklen Themen, um auf den Punkt zu kommen.
»Wann hat es eigentlich zwischen euch beiden gefunkt?«, fragt er und strengt sich an, harmlos zu klingen.
Melissa mustert ihn aus zusammengekniffenen Augen. Sie beschließt, ihm sein Interesse zu glauben, und erzählt von der ulkigen Begebenheit, als sie und Håkon in den Regen gerieten, auf der Straße ausglitten
und nebeneinander in einem Müllberg landeten. »Da hat er mich zum ersten Mal geküsst«, zwitschert sie wie ein Backfisch.
»Und wie macht ihr das?« Rick beißt geräuschvoll in den Rettich. »Geht ihr in Håkons Wohnung, oder muss sich Charlene daheim Kopfhörer aufsetzen, wenn ihr beisammen seid?«
»Moment, junger Mann«, fährt Håkon dazwischen. Das joviale Lächeln verschwindet, die Äuglein mit den hellen Wimpern funkeln angriffslustig.
»Schon in Ordnung, Darling.« Melissa lässt ihre Hand auf seine sinken. »Rick hat ein Recht, das zu erfahren.« Sie wirft ihrem Sohn einen Blick zu, der sagt: Du warst schon immer ein Troublemaker, schon als du noch ein Baby warst. »Meistens gehen wir zu Håkon«, antwortet sie. »Er hat ein Apartment in der Beverly Road, viel geräumiger als meines.«
»Und was macht ihr dort?« Ricks Gesichtszüge sind gestrafft, das Kinn ein wenig angehoben.
Es ist Håkon anzusehen, dass er liebend gern das Thema wechseln würde, aber er wartet ab, wie Melissa reagiert.
»Wir machen viele schöne Dinge.« Auf einmal sieht sie wie eine richtige Mutter aus. Eine Mutter, die den inneren Konflikt ihres Jungen spürt und Geduld und Verständnis dafür aufbringt. »Ich koche für Håkon, wir diskutieren über Kunst, wir sehen fern, wir haben Sex.«
Es ist heraus. Um die Wahrheit zu sagen, es beeindruckt Rick, wie schlicht Melissa das über die Lippen
bringt. Sie ist gerade vierzig geworden, sie fängt ein neues Leben an, und Sex gehört zum Leben.
»Und wie läuft das, wenn du bei Håkon übernachtest?«, fragt er. »Schläft Astrid dann auf der Couch?«
Mit Pauken und Trompeten hat Rick seinen Uppercut platziert; an Håkons Gesichtsausdruck erkennt er, der Treffer sitzt.
»Astrid?« Melissa sieht zuerst Rick an, dann Håkon, dann wieder Rick.
Storm sieht nur Rick an, ihr Blick sagt: Bist du jetzt zufrieden?
»Woher kennst du Astrid?« Håkons Ader an der Schläfe pocht heftig.
»Ich hab mir in der Sprachschule in der Rogers Avenue ein paar Prospekte besorgt«, antwortet Rick. »Da sind wir uns begegnet.«
Håkon weiß, das ist gelogen, er weiß auch, dass nicht Rick am Pranger steht, sondern er selbst. Håkon braucht eine gute Antwort, um wieder ein Lächeln in Melissas Gesicht zu zaubern.
»So ein Zufall«, sagt er und grinst holzfällerisch. Er trinkt einen Schluck. Rick kann förmlich sehen, wie es in dem finnischen Kopf arbeitet. »Astrid ist die Austauschfreundin meiner Tochter«, sagt er in Richtung Melissa. »Sie macht ein halbes Jahr Amerika, während Pam in Europa ist. Ich hab ihr angeboten, wenn sie es im Schülerheim nicht mehr aushält, kann sie bei mir schlafen. Die
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