Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
hin?
„Wow,
ich habe noch gar nicht mitbekommen, dass es schon so spät ist. Ihr seid
sicherlich müde, soll ich euch beim Aufräumen helfen?“, bot ich schnell an.
„Nein,
nein, ist schon in Ordnung, ich möchte nur wirklich gerne schlafen gehen. Ich
muss morgen leider früh raus, Anne will morgen mit mir zu IKEA. Da hat diese
Frau die besten Beziehungen zu einem Topmöbelhersteller und dann will sie zu
IKEA!“ Er verzog das Gesicht, ein Samstag beim schwedischen Möbelhaus kam
seiner Vorstellung vom Vorhof zur Hölle sehr nahe, gleich gefolgt von einem
Besuch in einer Parfümerie.
„Nur
wegen der schönen Dekorationen, die man dort kaufen kann, mein Schatz, nur
deswegen.“ Anne gab Patrick einen Kuss auf die Wange und legte einen Arm um
ihn. Die beiden waren wirklich ein schönes Paar, fast zum neidisch werden. Und
seitdem er Anne hatte, war Patrick auch wesentlich netter geworden, alleine
deshalb hatte ich sie in mein Herz geschlossen.
„Ich
gehe dann wohl besser mal. Laura, darf ich dich zu deinem Auto bringen?“, fragte
Sven. Aber hallo, sicherlich durfte er das. Egal wie sehr ich die Emanzipation
befürwortete, bei ritterlichem Verhalten wurde ich immer wieder schwach. Ich
nickte, verabschiedete mich von unseren Gastgebern und ging mit Sven hinaus.
Eine für September recht kühle Nacht empfing uns, als wir vors Haus traten, und
ließ mich in meiner dünnen Bluse frösteln. Sven legte einen Arm um mich.
„Besser?“
„Viel
besser!“ Gemeinsam liefen wir so die Straße entlang zu meinem Wagen, keiner von
uns sagte nur ein Wort.
„Ich
weiß nicht, ob es dir genauso ging, aber der Abend mit dir hat mir viel Spaß
gemacht und ich möchte dich gerne wiedersehen. Hättest du Lust nächsten Samstag
etwas mit mir zu unternehmen?“, brach Sven nach einiger Zeit das Schweigen.
„Gerne
doch. Übrigens, der Corsa hier ist meiner.“ Ich blieb stehen, kramte aus meiner
Tasche einen Stift heraus und nutzte einen alten Kassenzettel dazu meine
Telefonnummer darauf zu notieren. Ich reichte ihm den Zettel, den er sofort in
seiner Hemdtasche verstaute.
„Hier,
damit du mich die Woche mal anrufen kannst, dann können wir was ausmachen. Ich
freu mich drauf!“
„Und
ich erst! Komm gut heim und gute Nacht!“ Er beugte sich zu mir und gab mir
einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Als er mir nahe kam, atmete ich den Duft
seines Parfums ein, das sehr angenehm in meiner Nase kitzelte. Es war nicht so,
dass tausend Schmetterlinge in meinem Bauch Samba tanzten, mein Herz schlug
jedoch ein wenig schneller als gewöhnlich, nicht das allerschlechteste Zeichen.
Ich wünschte ihm ebenfalls eine gute Nacht, stieg in mein Auto und fuhr los. In
den letzten Wochen hatte ich einige Männer kennengelernt, aber Sven war der
Erste, mit dem ich auch ein zweites Treffen wollte. Wir hatten einiges gemein,
seine humorvolle Art und sein Wesen gaben mir das Gefühl, dass hieraus mehr
werden könnte. Wenn ich doch nur die Zeit nach vorne drehen könnte, damit wir
schon Samstag hätten!
2.
Kapitel
Leider
war ich nicht in der Lage die Zeit nach vorne zu drehen und somit folgte
naturgemäß nach einem Sonntag, den ich mit den üblichen Dingen, wie Putzen,
Waschen, Bügeln und dem Bewachen des Telefons verbrachte, wieder ein Montag und
eine neue Schulwoche begann. Mein Warten auf einen Anruf von Sven war vergebens
gewesen. Mein Telefon blieb, bis auf den obligatorischen sonntäglichen Anruf
meiner Eltern, stumm. Sofort überkamen mich die üblichen Zweifel: Hatte ich
etwas falsch gemacht? War ich zu forsch gewesen? War ich doch nicht sein Typ?
Oder war ich nur mal wieder der typischen Masche auf den Leim gegangen, bei der
Männer zwar hoch und heilig versprachen anzurufen und wir Frauen bis zum Sankt
Nimmerleinstag warteten?
Der
Erste, dem ich am Montagmorgen im Lehrerzimmer begegnete, war Phil Berger. Er
saß an einem der Tische und blätterte konzentriert in einem Buch. Als ich mich
ihm näherte, schaute er auf und lächelte mich freundlich an.
„Guten
Morgen, Frau Simon. Hatten Sie ein schönes Wochenende?“
„Sehr
schön Herr Berger und Sie?“ Wir hatten vielleicht nicht den besten Start
erwischt, dennoch wollte ich mir nicht nachsagen lassen, dass ich nachtragend
sei und ihm die kalte Schulter zeigte.
„Ach
Sie wissen schon, das Übliche, nichts Aufregendes. Jetzt habe ich allerdings
ein kleines Problem. Die Zeit lief mir davon und ich kam nicht so ganz mit meiner
Unterrichtsvorbereitung für heute voran. Ich habe
Weitere Kostenlose Bücher