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Einschlafbuch Fuer Hochbegabte

Einschlafbuch Fuer Hochbegabte

Titel: Einschlafbuch Fuer Hochbegabte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Bittrich
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wiederholte er sich unablässig, wenn auch nicht so zermürbend wie Buddha. Die immer gleichen Formeln, in immer demselben Rhythmus vorgetragen, versenkten das Publikum unwiderstehlich in Tiefschlaf. Seligeres kann Politik nicht bewirken. Zu Recht behielt Castro alle Regierungsmacht noch Jahrzehnte nach Eintritt der Demenz.
    Und wie schlief er selbst? Schlecht, wenn wir den Aussagen seiner Geliebten glauben. Sehr schlecht. Warum? Möglicherweise, weil er bei seinen Reden selbst in eine Art Alphazustand glitt, wie sein Arzt feststellte. Also in eine tiefe Trance, in der sich der Geist blendend erholte, während sein Stimmapparat sinnfreie Sätze absonderte. Auch ohne anwesendes Publikum hielt der Patriarch Predigten vor einer imaginären Weltbevölkerung. Dabei genoss er einen wachen Schlafzustand, den er nachts büßte: Wenn alles still war und die Bettgefährtinnen ihm das Dauerreden verboten hatten, lag er wach; häufig mit unterdrücktem Zorn.
    Bis er ein uraltes Mittel der Indios wiederentdeckte. Der Tipp stammte von einem guten Freund, dem Schriftsteller Gabriel García Márquez, der genau dafür den Nobelpreis bekam. Wozu riet er dem verehrten Diktator? Ganz einfach: zur Hängematte. Und zwar zu einer »zweischläfrigen«. Fidel war bereits früh breit und bauchig. Dem Status eines Alleinherrschers gemäß ließ er sich eine dreischläfrige Hängematte anfertigen. Und wahrhaftig, das sanfte Schaukeln, das sich nach einer Phase mühevoller Eingewöhnung bald von allein einstellte, ersetzte die Selbstgespräche. Der Tyrann schlief. Selig wie einst im Mutterbauch.
    Können wir daraus lernen? Können wir, müssen wir aber nicht. Es gibt auch Hochbegabte, die einfachere Wege gehen. Die Mutter von Englands Queen Elizabeth, die sogenannte Queen Mum, war mehrerer Sprachen kundig, hatte in ihrer Jugend eine Mathematik-Olympiade gewonnen und später zwei Schachgroßmeister besiegt. Ungefähr so wie Sie und ich. Sie wurde über 100 Jahre alt. Auch so wie wir.
    Schlief sie gut? Lange Zeit nicht. »Ich mache mir einfach zu viele Gedanken.« Da hat sie sich nicht exakt ausgedrückt. Man macht sich die Gedanken nicht selbst, sonst könnte man einfach damit aufhören. Vielmehr kommen die Gedanken automatisch, unbestellt, unangemeldet, ungerufen. Und besonders häufig suchen sie sich einen empfänglichen, mit vielfältigen Antennen gesegneten Geist.
    So ist das bei uns. So war es bei Queen Mum. Bis sie ihr persönliches Geheimrezept entdeckte. Ein Rezept, das ihren Körper und ihren Geist zum Schaukeln brachte. Sie benötigte kein Segelboot dazu, keine Hängematte, nicht einmal, wie Kennedy, einen Schaukelstuhl. Lediglich eine klare Flüssigkeit: Gin. Sie trank nicht viel. Immerhin jedoch so viel, dass sie innerlich dieses sachte Schaukeln verspürte. Ihre Kammerzofe registrierte es von außen als sympathisches Schwanken.
    Jenes Schaukeln ist es, das auch von Schlafliedern und Mantren ausgeht, von Wiegen und von Wellen – das Schaukeln, das die Gedanken gleichgültig werden und wie Blasen vorbeitreiben lässt, weil es daran erinnert, dass Geborgenheit jenseits von Gedanken ist. Bis es endlich steuerbare Wiegebetten für Erwachsene gibt, greifen wir auf eines der vorgenannten Rezepte zurück. Oder lesen hier weiter.

Lärmende Nachbarn von Kleopatra bis Humphrey Bogart
    Kleopatra erlaubte zur Nacht nur das Glucksen eines sanften Bächleins. In einer mit Kieseln gefüllten Rinne wurde das Wasser durch ihre Gemächer geleitet, eine Art früher Zimmerspringbrunnen. Süleyman der Große, Sultan von Byzanz, wünschte sich den Gesang einer Nachtigall. Nicht an seiner Bettstatt, das wäre störend gewesen, aber hundert Fuß entfernt. Dort, in einem Käfig am Kammerfenster eines Wächters, durfte die Nachtigall nach Herzenslust trällern; ihre Melodien begleiteten von fern die Atemzüge des herrschaftlichen Schlafes.
    »Sensible Geister sollten in wattierten Behausungen leben«, forderte Giuseppe Verdi. »Aller Lärm müsste ihnen vom Leib gehalten werden – bis auf den, den sie ausdrücklich zu hören wünschen.«
    Viele Komponisten haben diesen Wunsch gehegt, vor allem im dröhnenden Industriezeitalter. Die Philosophen Arthur Schopenhauer und Friedrich Nietzsche, Weltmeister der Geräuschempfindlichkeit, wollten die Ritzen ihrer Türen und Fenster verstopfen, ohne jedoch auf Frischluft zu verzichten. Unmöglich. Wenn es endlich still wurde, zwei Stunden vor Mitternacht und allenfalls bis Sonnenaufgang, marterte sie eine neue

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