Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
und unbekannte Bahnen.
Coma! Impulse aus der Vergangenheit, der relativen Gegenwart und der nahenden Zukunft zogen vorüber, schattengleich und unbegreiflich. Und er saß in einem relativ kleinen Schiff und fiel immer tiefer in die Ewigkeit hinein. Langsam und deutlich zeichnete sich die Linie seines späteren Weges ab, den er zu gehen hatte. Ohne Rücksicht auf sich selbst, nur immer in dem Bestreben zu helfen und zu vermitteln, egal unter welchen Voraussetzungen.
Neunzig Prozent seines Gehirns lagen brach, jetzt begannen sie sich langsam mit Informationen und Kenntnissen zu füllen. Die Positronik lud ihn psychisch auf, und das alles geschah, während er in tiefem Coma dahindämmerte.
Nur der Geist wurde wach gehalten, gereizt durch unbekannte Wellen, die ihm auch sein enormes Wissen vermittelten. Er lernte Sprachen, lernte die Eigenarten der Völker kennen und verankerte sie ohne eigenes Zutun in seinem Gedächtnis. Wenn er erwachte, würde er ein Wissen besitzen, wie es niemals zuvor ein Mensch besessen hatte.
Stunden später hob sich der blitzende Helm und verschwand in der Decke . Rex Harder erwachte schweißgebadet. Anschließend stand er auf und begab sich in die positronische Registratur hinunter. Wie selbstverständlich benutzte er einen der zahlreichen Antigrav-Schächte, auf dessen Gravobahn er sich hinabtragen ließ. Es drängte ihn, seine Aufgabe zu beginnen.
In der Registratur ließ er sich die Daten über das System Sol geben, denn dahin würde ihn sein erster Weg führen. Harder war enttäuscht, als aus der Auswurfsautomatik nur ein schmaler Stanzstreifen herauskam. Rein informativ konnte es nicht viel über Sol, besonders den dritten Planeten, geben. Sofort legte er den Stanzstreifen in den Symbol-Computer. Die Stimme ertönte augenblicklich: »Eine sofortige Untersuchung des Systems Sol wird dringend angeraten. Informationsmaterial liegt nur bis zum Relativ-Jahr 2000 vor. Die Daten der letzten hundert Jahre mussten dem Gehirn des Terraners Rex Harder entnommen werden.« Rex lächelte unmerklich. Seit der ursprüngliche Angehörige verschollen war, hatte die Positronik auf allen nur erdenklichen Wegen versucht, etwas über Sol zu erfahren. Jede einzelne Abteilung der Raumkugel arbeitete eng mit allen anderen zusammen. Nur so war es möglich, ein lückenloses Bild über alles zu erhalten. Mit seiner Erweckung hatte also gleich die biomedizinische Abteilung alle Daten über die Erde an die P-Registratur weitergeleitet und gespeichert. Seither waren mehr als viertausend Jahre vergangen, das wusste Harder jetzt. Schon damals hatte die Menschheit den ersten Schritt zur Eroberung der Sterne getan. Er selbst war der erste Astronaut gewesen, der zum Mond starten sollte. Aber in diesem ganzen gewaltigen Zeitraum war es noch keinem Menschen gelungen, bis zum System Centauri vorzudringen, obwohl es von Sol nur 4,3 Lichtjahre entfernt war.
Hatte man auf der fernen Erde kein Interesse daran, fernere Systeme zu erforschen, oder hatte man die Weltraumfahrt aus Gründen allgemeinen Desinteresses wieder eingestellt? Dazu waren Terraner eigentlich nicht fähig, denn eine ihrer hervorstechendsten Eigenschaften waren Neugier und damit verbunden die Forschung, eben das zu untersuchen, was die Neugier erweckt hatte.
Es gab noch eine andere Möglichkeit, doch die schob Harder in Gedanken weit von sich, obschon sie mehr als wahrscheinlich schien.
Auf dem dritten Planeten hatte ein globaler Krieg getobt und die Menschheit wieder in die Anfänge der Barbarei zurückgeworfen!
Über die Informationsspeicher erhielt er keine Antwort, als er sich intensiv danach erkundigte. Das Material reichte eben nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zurück, auf alle weiteren Anfragen schwieg die Positronik.
Harder verließ die Ausgabe- und Informationsabteilung, um anschließend den ganzen gewaltigen Komplex der Raumkugel zu durchwandern.
Zwei Tage versuchte er den Sinn und Zweck dieser titanischen Anlage zu begreifen, aber das gelang ihm trotz seines Wissens nur unvollkommen. Ihn beschäftigte noch immer die Frage, auf die er bisher keine Antwort erhalten hatte. Welcher Macht unterstand die Raumstation und wer oder was waren ihre Führer, die über eine ganze Galaxis bestimmten, die die Evolutionsvorgänge einzelner Planetenvölker beobachteten und nach ihrem eigenen Gutdünken lenkten? Warum geschah das alles? Wäre es nicht besser, jede Rasse sich selbst zu überlassen, ohne vermittelnd in die unabwendbaren Geschicke
Weitere Kostenlose Bücher