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Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Titel: Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wegener
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einzugreifen? Würde das nicht den ewigen Kreislauf unterbrechen?
    Die Gedanken des Mannes von der fernen Erde schweiften ab und verloren sich in philosophischen Betrachtungen. Er reckte seine Schultern. Die Zeit würde ihm Aufklärung über alle Fragen und die damit verbundenen Konsequenzen bringen. Er jedoch hatte seiner Aufgabe nachzugehen, Berichte über die Entwicklungen der Welten durchzugeben und sich gegen jede Art von Vernichtung zu stellen. Er durfte sogar Gewalt anwenden, um Gewalt abzuwenden, wenn er es für richtig hielt. Aber nie durfte er sinnlos töten.
    Doch zuerst wollte er das Sol-System aufsuchen, den Sektor, über den er laut Anordnung von nun ab zu wachen hatte. Und schließlich hatte er ein Recht darauf, die Erde zu besuchen – seine Heimat, die er vor mehr als viertausend Jahren als Toter verlassen hatte, und die er jetzt wiedersehen wollte. Als Lebender zwar, aber als Einsamer, als ein Einsiedler der Ewigkeit.

 
    9
     
     
     
    Über der Ebene von Bakral hing der brodelnde Gluthauch einer erbarmungslosen Sonne. Die Gläubigen standen oder saßen in dem heißen Sand, der die Hitze wieder zurück zum Himmel schleuderte. Dadurch entstand der Eindruck, als befinde sich in der Ebene ein riesiger See, dessen Wasser in feinen Schleiern nach oben trieben. Im monotonen Wechselgesang erklang der Choral der Anbetung, und die Gläubigen bewegten sich langsamen Schrittes auf die gewaltige Pyramide zu, die sich inmitten der Ebene erhob.
    Das Bauwerk war verwittert. Sonne, Regen und der hellblaue Staub hatten es im Laufe der Jahrtausende zersetzt und brüchig werden lassen. Ganz oben, dort wo vormals die Spitze gestanden hatte, fehlten ein paar Steine und ein riesiges Stück einer Spritzgusslegierung, das von Regen und Wind herausgewaschen worden war.
    A uch die wenigen noch im Sand sitzenden Gläubigen in ihren weißen wallenden Gewändern erhoben sich nun und schlossen sich dem Zug an. Ihr monotoner Singsang schwoll an, als sie die ersten Stufen der Pyramide erreichten.
    Ein kahlköpfiger hagerer Mann mit einem schwarz verbrannten Gesicht breitete pathetisch die Arme aus und vollführte eine Geste, die alle Versammelten symbolisch einschloss.
    Der Gesang verstummte. Tausend Augen blickten auf den Priester, der jetzt in die Hände klatschte und sein Gesicht dem oberen Pyramidenteil zuwandte.
    Sekundenlang war es ruhig, dann schwoll der Gesang wieder an. Diesmal klang er hohl und dumpf, eine düstere Drohung schien in dem Rhythmus mitzuschwingen.
    Wieder klatschte Lakor, der Priester, in die Hände.
    In der Pyramide schwang ein riesiger Quaderstein zur Seite und gab den Blick in eine dunkel gähnende Öffnung frei. Sie erwies sich als eine drei mal drei Meter messende Mulde, ein einfacher versteckter Altar aus unbehauenem Stein.
    Worte wurden bei der folgenden Zeremonie nicht gewechselt, nur ab und zu, wenn der Gesang wieder verstummte, ging ein leises Raunen durch die gläubigen Zuschauer.
    Zwei junge Hilfspriester mit kahl geschorenen Köpfen kamen langsam durch die Menge, die bereitwillig und achtungsvoll Platz machte. Ihre über den Köpfen erhobenen Arme trugen ein gefesseltes Mädchen, das dem Gott der Zeit geopfert werden sollte.
    Das langhaarige blonde Mädchen schien indes nicht gewillt, für einen traditionellen Ritus ihr junges Leben herzugeben. Sie wehrte sich verzweifelt, kam aber gegen die Kräfte der Hilfspriester nicht an, die jetzt zu dem Altar gingen.
    Das Mädchen wurde auf die Steinplatte gelegt. Man zog die Fesseln noch enger zusammen und begann wieder mit dem monotonen Wechselgesang.
    Im Schein der glühenden Sonne blitzte sekundenlang ein langer, scharfer Dolch auf. Lakor, der Priester, hielt ihn in Händen, und langsam begann er, die Spitze gegen die Brust des Mädchens zu senken.
    Sekundenlang schien die heilige Ebene von Bakral den Atem anzuhalten. Es wurde totenstill.
    Lakors Arm holte zum tödlichen Stoß aus. Neben ihm standen die jungen Hilfspriester mit geweihten Schalen, um das Blut der Geopferten darin aufzufangen.
    Lakors Gesicht war verzerrt, die Augen in dem schwarzen Gesicht wie in Agonie verdreht. Sein Blick wurde wieder klarer, und zum Gipfel der Pyramide blickend, stach er zu.
    Aber mitten in der Bewegung verharrte er plötzlich, denn die oberste Erhebung des Bauwerkes wurde von lohendem Feuer überstrahlt. Genau auf dem Scheitelpunkt der Pyramide breitete sich das bläuliche Flimmern aus, immer breiter, bis der ganze obere Teil davon erstrahlte.
    Lakor stieß

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