Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
ihm zu Füßen. Nach einer Weile waren die Dankesbezeigungen endlich vorbei. Jetzt stand die Menge starr um ihn herum und wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Ebenso erging es Rex. Sollte er den Nimbus des Zeitgottes mit dem man ihn umgab, gewaltsam zerstören? Er sah keine Möglichkeit dazu. Auch wenn er ihnen tausendmal versichert hätte, er sei ein Mensch der Erde, so hätten die Leute nur geschwiegen, schon aus Angst, um nicht erneut seinen Unwillen zu erregen.
Es war eine verteufelte Situation. Da fiel sein Blick auf die in den Quader eingelassene Tafel mit der Inschrift. Harder versuchte mühsam, die verwitterten Buchstaben zu entziffern. Aber das schien aussichtslos. Der Zahn der Zeit hatte sie unleserlich gemacht.
Er fragte sich, was diese Pyramide wohl symbolisieren sollte, denn um eine Begräbnisstätte handelte es sich in keinem Fall. Neben ihm stand immer noch das Mädchen mit den seltsamen blauen Augen, das man hatte opfern wollen. Sie schien nicht die allgemeine Furcht vor ihm mit den anderen zu teilen, obschon ihr Blick aussagte, dass sie eine tiefe Achtung vor ihm empfand. Schließlich hatte er sie vor einem grausamen Tod gerettet.
Harders kurzer, prüfender Blick erfasste aber noch mehr. Nein, sie war kein Mädchen mehr, eher eine junge Frau, die Anfang zwanzig sein mochte. Etwas ungemein Frauliches ging von ihr aus, ein Reiz, dem er sich nur schwer entziehen konnte.
Sie hatte seinen Blick bemerkt und errötete. Harder lächelte entsagungsvoll. Er war ein Gott, wenn auch andere ihm diesen Nimbus verliehen hatten. Und einem Gott blieben die Wünsche und Sehnsüchte eines normalen Sterblichen versagt. Ebenso wenig konnte er sich hier mit den Menschen unterhalten. Sie hatten eine zu große Angst vor ihm und seiner Macht.
Niemand wagte, ihm offen in die Augen zu sehen. Wenn sie es taten, dann immer so, dass er es nicht merken sollte.
Bedächtig wandte er sich um und sah in die Wüste hinaus. Das bedrohliche blaue Flimmern erschreckte ihn. Bisher hatte er noch nie etwas derartiges gesehen.
Ob er die Leute nach der Ursache fragen sollte? Nein, er verwarf den Gedanken wieder. Sie würden seine Worte als Scherz auffassen.
Er hatte so etwas einfach zu wissen! Als er langsam weiterging, blieb die Menge immer noch ruhig und wie gebannt stehen. Nur die junge, blonde Frau folgte ihm zögernd.
Harder sah sich um und lächelte. Ihr Blick besagte mehr als alle Worte .
» Ich möchte euch danken, erhabener Meister«, sagte sie. »Lakor hätte mich euch zu Ehren sicherlich geopfert. Ich wollte aber nicht sterben und habe mich sogar gewehrt. Ihr seid kein richtiger Gott, nicht wahr?«
Harder blieb abrupt stehen. » Nein, ich bin kein Gott«, sagte er. »Ich bin ein – ein kosmischer Wächter. Aber das verstehst du genauso wenig, als wenn ich dir sagen würde, dass ich seit einiger Zeit ein Angehöriger des Fünften Kosmischen Reiches bin.«
» Ja, das hört sich schwierig an. Das kosmische Reich umfasst wohl sehr viele Welten?«
Jetzt war die Verblüffung auf Harders Seite.
»Allerdings. Aber was weißt du über andere Welten, außer deiner eigenen?«
» Eine ganze Menge. Wir sind schon vor vielen tausend Jahren zu den Sternen geflogen, aber aus irgendeinem Grund hat man damit aufgehört. Es gibt nur noch ein paar alte Überlieferungen, eben wie jene alte Pyramide. Ich habe in den alten Büchern gelesen, dass man sie einem Mann zu Ehren errichtet hat, der damals als Erster den Mond erreichen wollte. Die anderen haben im Laufe der Jahre ein verehrungswürdiges Symbol daraus gemacht. Ich glaube, niemand von denen weiß mehr, zu welchem Zweck die Pyramide errichtet wurde.«
Rex Harders Nackenmuskeln hatten sich unwillkürlich verkrampft. Jetzt blieb er erneut stehen. Die anderen Menschen blickten immer noch in stummer Ehrfurcht hinter ihm her.
»Was geschah mit dem Mann, der damals zum Mond flog ?«, fragte er rau.
» Er hat sich selbst getötet, weil etwas an seinem Mondschiff versagte. So steht es jedenfalls in den alten Überlieferungen«, sagte sie hastig, als sie die Bestürzung in seinem Gesicht erkannte.
Rex Harder sah schlagartig klar. Ihm, ausgerechnet ihm, hatte man ein Monument errichtet , um das sich sagenhafte Erzählungen und Legenden woben. Er konnte es nicht fassen. Aber die Beweise dieses Mädchens redeten eine deutliche Sprache.
»Wo befinden sich denn die alten Bücher ?«, erkundigte er sich. Er konnte sich kaum vorstellen, dass es noch gedruckte Sachen gab. Daran schienen
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