Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
gesehen. Fast gleichzeitig mit dem Wun sch wurde seine Reise jäh unterbrochen.
Ernüchtert sah er wieder den Saal und die vielen Elektroden, die man durch den Helm mit seinem Gehirn verbunden hatte.
»Die Zeitkorrektur ist damit beendet«, sagte die Stimme ausdruckslos.
Rex nickte mechanisch.
Die Verschiebung in die einzelnen Ebenen, Vergangenheit, Gegenwart und nichtrealistische Zukunft, hatte ihn nicht sonderlich berührt.
Etwas anderes erregte ihn wesentlich mehr. Der andere Angehörige, der ihm so verblüffend ähnlich war. Auch er besaß die Immortalität, die relative Unsterblichkeit also, und konnte nicht einfach eines natürlichen Todes gestorben sein. Es musste einen Unfall gegeben haben. Aber wo?
Er nahm sich ernstlich vor, diesen anderen zu suchen, denn ihm selbst wurde die Verantwortung zu groß.
Auch waren da noch immer seine menschlich-toleranten Gesichtspunkte, sein ganzes Wesen, das sich nicht mit der Tatsache, legalisiert zu töten, abfinden konnte, selbst wenn dadurch größeres Unheil abgewendet wurde. Er war immer noch ein Mensch trotz seines Zellsystem-Aktivators und seines intotronischen Herzkammer-Impulsgebers.
»Haben Sie Erfahrungen sammeln können ?«, hörte er aus weiter Ferne die Stimme des Beraters.
»Ich habe gesehen wie der Landstrich eingeäschert wurde. Das Unternehmen dürfte jedoch zu jedem Zeitpunkt anderer Natur sein. Ich möchte es d aher nicht als eine Erfahrungstatsache bezeichnen.«
»Sie haben natürlich recht«, erwiderte der Berater. »Ihr Verstand befasst sich allerdings mit ganz anderen Dingen. Woran denken Sie beispielsweise jetzt?«
Harder war nicht sonderlich überrascht, dass der Berater gemerkt hatte, mit welchen Dingen er sich insgeheim beschäftigte. Dem Gehirn standen alle Möglichkeiten offen.
»Wie weit lässt sich die Spur des Angehörigen zurückverfolgen ?«, fragte er laut. »Verstehen Sie mich recht. Ich bin zu der Ansicht gelangt, dass ich niemals mit dem Angehörigen identisch bin. Ich konnte mich nicht an die kleinste Einzelheit erinnern. Ich bin es nicht, ich bin ein anderer.«
Harder hatte die letzten Worte fast verzweifelt hervorgebracht.
»Dann gefällt Ihnen Ihre Position als Wächter also nicht«, wurde nüchtern festgestellt.
Harder wand sich.
»Sie gefällt mir schon. Aber ich fühle mich der Aufgabe nicht gewachsen, wenigstens auf die Dauer nicht. Wie lange habe ich die Position überhaupt zu behalten?«
»Ewig.«
Dieses eine Wort ließ Harder zusammenzucken. Er vermochte sich nicht vorzustellen, für alle Zeiten in einem kleinen winzigen Schiff zu sitzen und durch das All zu fliegen. Gewiss, die Aspekte waren immerhin interessant. Unsterblichkeit! Wer hätte sie sich nicht gewünscht? Aber er fühlte schon jetzt, dass es ein langer, steiniger Weg war, der in die Ewigkeit führte.
Etwas fehlte dabei. Die Hoffnung.
Jedes Wesen hat sich mit der unabänderlichen Tatsache seines Ablebens abzufinden. Nur die Zeit war dabei unterschiedlich. Doch jeder wusste, dass es einmal so weit kommen würde.
Die ersten Jahrhunderte eines langen Lebens waren reizvoll und interessant, aber es entsprach in keiner Weise den Naturgesetzen, ewig zu leben. Man musste einmal müde werden und würde froh sein, die ewige Ruhe zu finden. Die Hoffnung auf den Tod!
Harder schüttelte sich. Dieser Satz klang paradox, aber er beinhaltete doch die ganze Wahrheit. Es schloss den ewigen Kreislauf, ohne den eine galaktische Ordnung niemals würde bestehen können.
»Ihr Nervenzentrum befindet sich in einem Zustand hochgradiger Erregung«, plärrte die Stimme. »Wir führen das auf die Belastungen zurück, denen Sie in den wenigen Tagen ausgesetzt waren. Jeder durchlebt dieses Stadium einmal. Es ist ein ganz natürlicher Prozess, der mit der Zeit wieder abklingt. Konzentrieren Sie sich auf die vor Ihnen liegende Aufgabe. Denken Sie nur daran und stellen Sie Ihre kritischen Selbstdiagnosen über menschliche Schwächen und allgemeines Versagen ein. Sie haben die Krise bald überstanden.«
Sekundenlang dachte Harder daran, was wohl geschehen würde, wenn es ihm gelang, den anderen Angehörigen irgendwo aufzufinden. Für wen von beiden würde sich der Berater dann entscheiden? Beide zusammen konnten die Aufgabe nicht durchführen. Es war immer nur ein Angehöriger zugelassen.
Er wiederholte seine Frage.
»Wie weit lässt sich die Spur des Angehörigen zurückverfolgen?«
Das Gehirn wich dieser Frage jetzt nicht mehr aus. Harder hörte förmlich die
Weitere Kostenlose Bücher