Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
Informationszentren knistern. Die spärlichen Angaben wurden blitzschnell überprüft.
Dann hatte er einen ungeheuerlichen Einfall. In Kürze schon würde er im Besitz einer Zeitmaschine sein und konnte mit deren Hilfe die Spur durch Raum und Zeit verfolgen.
Mitten in seine Überlegungen drang wieder die Stimme des Beraters.
»Die Spur – Ihre Spur vermutlich – nach den Unterlagen, reißt im Sol-System in der Nähe des neunten Planeten ab. Seither galt der Angehörige als verschollen. Nach Ihrer Zeitrechnung, die wir den Daten in Ihrem Gehirn entnahmen, geschah das um die Jahrtausendwende. Genauer spezifiziert: Eintausendneunhundertneunundneunzig. Sie kehrten dann tot in jener primitiven Raumkapsel zurück. Wissen Sie wirklich nicht mehr, wie das geschehen konnte?«
»Das war ein anderer«, gab Harder mürrisch zurück. »Was geschieht, wenn ich den richtigen Angehörigen finde?«
»Sie sind der richtige Angehörige«, hörte er es monoton zurückschallen.
»Eben nicht«, meinte Harder resigniert. »Die Daten stimmen in letzter Konsequenz ohnehin nicht. Sonst wäre nicht so viel unklar. Angenommen, es gäbe aber doch noch einen anderen. Was geschieht dann?«
»Dann werden wir eine Zeitkorrektur vornehmen, wenn wir die Unterlagen geprüft haben.«
Eine Zeitkorrektur. Harder dachte sekundenlang nach. Er konnte sich keine rechte Vorstellung machen, wie eine Korrektur in diesem Sinne aussehen sollte.
Zwei Sekunden später hatte er die Worte schon wieder vergessen. Er dachte an seinen Auftrag, das tote Mädchen zur Erde zurückzubringen und es dort zu begraben. Dann sollte er ins Jahr 2000 reisen und den verantwortlichen Mann töten, der die Kernexplosionen auslösen würde. Natürlich musste er ihn vorher töten, nicht erst wenn alles schon geschehen war.
Er bezweifelte aber ernstlich , ob ihm das gelingen würde. Andererseits war es schlecht vorstellbar, dass alles anders werden würde, wenn es diesen einen Mann nicht mehr gab. Was – wenn nun ein anderer an seiner Stelle auf den Knopf drückte und die Katastrophe auslöste?
Eine Kettenreaktion wäre die Folge , und er musste immer wieder neue Verantwortliche finden und zur Rechenschaft ziehen. Ein furchtbarer Gedanke.
Harder schrak aus seinen selbstquälerischen Grübeleien.
» Der Transmitter wurde bereits in Ihr Schiff installiert. Sie können zum dritten Planeten des Systems Sol zurückfliegen. Benutzen Sie das Gerät nur zum Zweck der Klarlegung über die verschiedenartigen Gründe, die zum Kernbrand geführt haben. Die eigenwillige Benutzung des Zeitreisenden ist nicht gestattet. Außerdem gehen Sie das Risiko einer totalen Annullierung ein, sobald Sie ein Paradoxon hervorrufen. Haben Sie das alles verstanden?«
Harder sah seine Träume zusammenfallen.
»Natürlich«, sagte er, »ich habe verstanden. Die andere Zeitkorrektur möchte ich mir nicht mehr ansehen. Sie würde mir ohnehin nicht mehr viel sagen.«
Nachdenklich verließ er den Saal und ging die blitzende Röhre entlang. Als er an der Vakuumkammer vorbeikam, warf er einen schnellen Blick durch das offen stehende Doppelschott.
Jetzt war Luft in der Kammer. Die Medo-Roboter lehnten in starrer Haltung über einem Antigravpolster. Sie waren nicht aktiviert. Harder hatte gehofft, dass man entgegen seinen Erwartungen das Mädchen doch hereingebracht hatte. Stattdessen war der Raum leer. Die Tote lag noch immer in dem kleinen Schiff. Nichts hatte sich verändert.
12
Harder erreichte noch am selben Tag die Erde. Diesmal lag die Landschaft ruhig und verlassen da, es gab keine Gläubigen, die zur Pyramide gepilgert waren und den Gott der Zeit anbeteten.
Ihm war das nur recht. Er wollte wenigstens jetzt allein sein, er war ohnehin an die Einsamkeit gewöhnt.
Lange Zeit verharrte er sitzend und überlegend im Dunsthauch der heißen Sonne, dann stand er schwerfällig auf und begann, eine tiefe Mulde auszuheben.
Als er das töte Mädchen darin bettete, schloss er krampfhaft die Augen. Er gab sich die indirekte Schuld an ihrem Tod. Das Grab schmolz er mit einem energetischen Strahl zu, sodass der Wüstensand an dieser Stelle eine glasharte gewölbte Oberfläche bildete.
Rex Harder streifte diesen Tag ziellos im Gebiet der verseuchten Landzone umher, studierte die dort lebenden Wesen und wanderte dann schließlich bedrückt zu seiner kleinen Rakete zurück.
Zum ersten M al seit einigen Tagen konnte er wieder ein, zwei Stunden schlafen. Vorher war das nicht möglich gewesen,
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