Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
freiwillig in ihre Rolle gedrängt, sondern sind von den herrschenden Umständen gewissermaßen dazu gezwungen worden.«
Harder sah, dass sich die einzelnen Angehörigen zerstreut hatten. Xyx und er gingen zwanglos weiter. Der Saal glich einer voll mechanisierten Straße, einer geballten Konzentration der Technik. Weder er noch sein Begleiter konnten die riesigen Maschinen definieren, die rechts und links des Raums empor wuchteten. Lange sann er über die eben gehörten Worte nach. Xyx war zweifellos der Erfahrenere von ihnen. Er war ein abgeklärtes reifes Wesen und seine Augen hatten unendlich viel gesehen. Harder dagegen war ein Mensch geblieben mit allen Schwächen und Leidenschaften, von Komplexen geplagt und ständig von Zweifeln gemartert. Seine liebenswerte Schwäche äußerte sich mitunter in harter, selbst zerstörerischer Kritik an der eigenen Person. Er hielt sich für unfähig, und die widerstreitendsten Gefühle tobten in seinem Innern. Einerseits verspürte er das Verlangen, ein Diplomat auf dem gigantischen Parkett der Milchstraße zu werden, der alle an ihn gestellten Aufgaben und Forderungen spielend bewältigte. Andererseits blieb die quälende Erkenntnis, dass er ein unbegrenztes Leben vor sich hatte, und er glaubte es nicht lange ertragen zu können. Die Einsamkeit war sein schlimmster Wegbegleiter. Er kam sich verflucht und entwürdigt vor, wenn er an die grüne Erde dachte und das nagende Heimweh verspürte.
Harder kam zu dem unbefriedigenden Resultat, dass er selbst nicht genau wusste, was er nun eigentlich wollte. Er gab Xyx die nächsten zehn Minuten keine Antwort auf seine treffenden Feststellungen, sondern beschränkte sich darauf, zu beobachten und geistig zu verarbeiten, was er sah.
Erst nach lan ger Zeit wagte er einen Vorstoß und stellte eine Frage, die ihn schon lange brennend beschäftigte.
» Wie ist das eigentlich mit den Erbauern dieser gigantischen Anlage – hat man je erfahren, was aus ihnen geworden ist?«
Xyx blieb stehen und richtete seine drei Augen auf ihn. Der Nichtmenschliche hatte einen neuen Freund gefunden. Harder vermochte die Welle der Freundschaft zu spüren, die von ihm ausging.
» Das wissen Sie nicht?«
» Nein. Woher sollte ich?«
» Stimmt. Sie waren ja auch noch nie hier.«
» Also gibt es sie noch?«, fragte Harder.
Die Antwort betrübte ihn. » Nein. Sie sind seit Äonen tot, zumindest aber auf rätselhafte Art und Weise aus der bekannten Galaxis verschwunden, nachdem sie das Zentrum erschaffen und die einzelnen Berater ernannt hatten.«
» Wie sahen sie aus?«
» Sie werden es nicht glauben, aber Ihr Aussehen ist mit dem der Erbauer fast identisch.«
» Mein Aussehen?«, stieß Harder ungläubig hervor. »Soll das etwa heißen, dass sie von Terranern abstammen?«
» Das habe ich nicht gesagt. Sie waren humanoid. Ihr Ursprungsort war unbekannt. Aber die Möglichkeit besteht immerhin. Natürlich wäre es dann umgekehrt: sie stammen von ihnen ab, denn der dritte Planet dürfte nicht einmal halb so alt sein wie die Erbauer.«
»Bedauerlich, dass es keinen von ihnen mehr gibt«, meinte Harder nachdenklich.
Xyx' Tentakel wiesen nach vorn, wo eine Abzweigung erkennbar wurde. »Ich habe gesagt, sie sind ausgestorben, aber ein einziges Exemplar ihrer Rasse kann man noch besichtigen.«
» Ach! Und wo?«
» Hier«, lautete die ruhige Antwort.
Harder war einige Sekunden lang völlig verwirrt. Bestürzung malte sich in seinem Gesicht.
»Sie sagten ›besichtigen‹. Das kommt mir so vor, als hätte man ihn ausgestopft oder präpariert. Oder ist es eine Nachbildung aus Knochenfunden?«
Xyx lachte wieder auf seine Weise. Die Tentakel hieben scheinbar sinnlos durch die Luft. Er schien sich köstlich zu amüsieren.
»Niemand weiß, was es mit dem Geschöpf auf sich hat. Unter uns geht die Sage um, dass es seit zwei Millionen Jahren hier ruht. Man hat das Wesen nie vorher gesehen. Eines Tages war es plötzlich da und die Angehörigen haben ihm eine Kammer reserviert, die völlig abgeschirmt ist. Niemand ist es jemals gelungen, das seltsame Wesen zu erwecken, obwohl eigentlich kein Zweifel daran besteht, dass es lebt. Es ist merkwürdig. Caar hat behauptet, es lebe nicht und ist auch nicht tot. Er ist der Einzige, der das Wesen von Anfang an beobachtet hat. Sehen Sie, die anderen Angehörigen sind schon weiter gegangen. Jeder stattet dem Geschöpf einen Besuch ab. Es ist mittlerweile mit dem Nimbus einer Art Gottheit umgeben worden.«
»Und man kann
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