Einspruch fuer die Liebe
Reinhardt gerade die Anklageschrift im Fall Vereinigte Staaten gegen Alec Sanderson und andere . Zur Rechten des Richterpults standen vor den Tischen der Anwälte fünf hochkarätige Strafverteidiger mit ernsten Mienen. Hinter ihnen saßen stoisch die fünf Beschuldigten und lauschten den einzelnen Anklagepunkten. Auf der Empore, auf der sich Reporter, Zuschauer und einige wenige Familienmitglieder drängten, blitzten immer wieder Kameras auf.
Cade stand links vom Richterpult und ließ sich von diesem Spektakel nicht weiter beeindrucken. Er war ein alter Hase im Geschäft und wusste genau, welche Strategie diese korrupten Politiker verfolgten. Sie engagierten die teuersten Anwälte und PR -Firmen, die Zeter und Mordio schrien und auf die Unschuld ihrer Mandanten pochten – Die Gerechtigkeit wird siegen! Vor Gericht wird die Wahrheit ans Tageslicht kommen! –, und dann würden sie eines Morgens aufwachen, eine schöne Portion Realität zum Frühstück bekommen und damit anfangen, sich gegenseitig zu beschuldigen, um eine Strafminderung zu erreichen.
Cade hatte neben Senator Sanderson auch Charles Torino wegen Korruption angeklagt, da der Krankenhausleiter Sanderson im Sogna Schmiergeld angeboten hatte. Dann gab es da noch einen Bauunternehmer, der Sanderson viel Geld gezahlt hatte, damit dieser ihm mehrere große Aufträge zuschusterte, einen Lobbyisten, von dem sich Sanderson hatte schmieren lassen, um staatliche Gelder in gewisse Projekte umzuleiten, und den Finanzberater, der die Briefkastenfirma eingerichtet hatte, über die Sandersons Schmiergelder liefen. Wie erwartet war die Anklage des Senators und vier erfolgreicher Geschäftsmänner die Topmeldung der vergangenen Woche gewesen. Und Cades Büro war mit Anrufen der Presse bombardiert worden. Jeder wollte wissen, welche Beweise das Büro der Staatsanwaltschaft in der Hinterhand hatte.
Und in etwa zwei Minuten würden sie es herausfinden.
»Auf was plädieren die Angeklagten?«, fragte die Richterin, nachdem sie alle Punkte vorgelesen hatte.
Die Verteidiger traten einer nach dem anderen vor und antworteten im Namen ihrer Mandanten: »Nicht schuldig.« Direkt danach bat Sandersons Anwalt die Richterin um zusätzliche Zeit, um die Beweise durchzusehen, bevor ein Verhandlungstermin festgesetzt wurde.
»Wir haben keine Einwände, Euer Ehren«, sagte Cade. »Besonders in Anbetracht der Tatsache, dass die Staatsanwaltschaft im Besitz von über fünfzigtausend Dokumenten und etwa eintausend aufgezeichneten Telefongesprächen ist, die unsere Anklage untermauern.«
Und das war der Satz, den jeder Reporter hier mit nach draußen nehmen würde.
Cade kannte die Regeln dieses Spiels nämlich ebenfalls.
Bei dieser Enthüllung ging ein Raunen durch den Saal. Die Verteidiger waren durch die Androhung dieser Beweislawine, unter der Cade sie schon bald begraben würde, sichtlich erschüttert, und verstummten einen Moment. Einem von ihnen, Torinos Anwalt, brach sichtlich der Schweiß aus.
Dann rasten vier von ihnen zum Richterpult, um zu verlangen, dass die Fälle ihrer Mandanten getrennt von dem des Senators verhandelt wurden.
Und so beginnt es , dachte Cade, während die Richterin einen Termin nannte, an dem die Anwälte ihre Argumente für separate Verhandlungen vorbringen konnten. Es war ihr erstes Erscheinen vor Gericht, und die vier Mitangeklagten distanzierten sich bereits jetzt von Senator Sanderson. Angesichts der erdrückenden Beweise war es nur noch eine Frage der Zeit, bis ihre Anwälte ihn anrufen würden, um etwas auszuhandeln.
Nach der Anhörung verließ er den Gerichtssaal mit dem zufriedenen Gefühl, dass der Fall einen guten Anfang genommen hatte. Er warf einen Blick auf seine Uhr. Es war drei. Zeit für einen Kaffee. Im Aufzug hätte er fast den Knopf nach oben gedrückt, um im Büro zu fragen, ob seine Kollegin Rylann vielleicht Lust hatte mitzukommen. Doch dann war ihm eingefallen, dass sie diese Woche eine Verhandlung hatte.
Cade fuhr alleine nach unten und ging durch die Empfangshalle, vorbei an den Metalldetektoren und den Sicherheitsmitarbeitern. Als er draußen ungefähr einen Häuserblock weit gekommen war, klingelte sein Handy. Er zog das Telefon aus der Innentasche seines Jacketts und warf einen Blick auf das Display.
Brooke Parker.
Langsam breitete sich auf seinem Gesicht ein Grinsen aus.
Auf der gegenüberliegenden Seite dröhnte ein Presslufthammer, daher betrat Cade ein Café, um dem Lärm zu entfliehen.
Er nahm den Anruf
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