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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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andere, den Pelyn ebenfalls erkannte. Es war Tulans Bruder Ephran. »Wer uns führen will, muss die Gesetze beachten, die auch alle anderen beachten müssen. Wie sonst sollen sie uns führen?«
    »Komm mir nicht mit Takaars Unrat«, sagte Helias. »Muss ich deine Treue der Linie gegenüber infrage stellen? Oder gar deine Treue zu Tual? Wenn du dieses Ding hier beschützt, wirst du selbst zum cascarg .«
    Der Pöbel war völlig still geworden. Pelyn glaubte, die Zuschauer könnten sogar das Herz in ihrer Brust schlagen hören. Der Druck auf ihren Körper hatte nachgelassen, doch sie rührte sich nicht.
    »Es geht nicht um sie«, erwiderte Tulan. »Wir haben den Mantel aus einem bestimmten Grund abgelegt, und dieser Grund hat sich nicht geändert. Aber die Gesetze müssen befolgt werden, denn sonst bleiben Verbrechen ungesühnt. Das war noch nie der Weg der Elfen. Nicht einmal in der Zeit vor der Blutfehde. Die Morgendämmerung ist nahe. Verschiebe dein Strafgericht bis dahin. Was kann es schon schaden?«
    Als sie den Kopf drehte, konnte Pelyn gerade eben Helias’ Miene erkennen und hatte Mühe, sich nichts anmerken zu lassen. Er hatte die Augen weit aufgerissen, seine Wangen glühten feuerrot. Nur sie und er wussten, was es bedeutete, wenn er bis zur Morgendämmerung wartete. Dann würde die Invasion der Menschen beginnen. Er saß in der Klemme und fand nicht mehr heraus.
    Nach und nach bekam Helias ein geringschätziges Lächeln zustande. Schließlich zuckte er mit den Achseln und drehte die Handflächen zum Himmel.
    »Also gut, nach Sonnenaufgang. Warum auch nicht? Vielleicht fällt uns bis dahin sogar noch etwas ein, um die Vollstreckung interessanter zu gestalten, was?«
    Enttäuschung machte sich in der Menge breit, doch die Elfen gaben Pelyn frei. Sie zog die Arme und Beine an, richtete sich jedoch nicht auf. Tulan bückte sich, hob ihren Mantel auf und schüttelte ihn aus. Er war zerrissen und verknittert. Er warf ihn ihr zu, ohne ihren Blick zu erwidern.
    »Bedecke dich.«
    Pelyn griff begierig danach, wickelte sich in den Mantel, zog die Knie an die Brust und legte die Arme darum. Sie schauderte und konnte das Zittern, das ihren ganzen Körper erfasste, nicht kontrollieren. Erleichterung empfand sie nicht. Dies war keine Rettung, lediglich ein Aufschub der Hinrichtung. Sie fragte sich, wie es Methian und Jakyn ergangen war. Konnten deren Häscher überhaupt bösartiger sein als die ihren? Wenn schon ein Mord geplant war, dann war es eine Gnade, wenn es wenigstens schnell ging. An eine solche Linderung ihres Schicksals dachte Helias keineswegs.
    »Dann übergebe ich sie nun eurer Obhut.« Helias zeigte mit dem Finger auf die beiden ehemaligen Al-Arynaar. »Kommt ja nicht auf die Idee zu fliehen oder sie freizulassen. Behaltet sie hier. Andere, die loyaler sind als ihr, werden euch beobachten. Habt ihr das verstanden?«
    Tulan und Ephran nickten. Helias machte auf dem Absatz kehrt und drängte sich durch die Menge. Zwei iads folgten ihm. Die Gesten, die sie machten, und die Art und Weise, wie er antwortete, fand Pelyn für sich und ihre neuen Beschützer nicht ermutigend. Da ihnen auf einmal der Anführer fehlte, folgten die Elfen Helias in kleinen Grüppchen. Was sie auch vorhatten, welche Zerstreuung Helias auch vor seinem Verrat geplant hatte, es war vergessen. Nur wenige blickten sich nach ihr um, lediglich zwei kamen näher und spuckten sie an. Die Beschimpfungen, die Tulan und Ephran zu hören bekamen, waren nicht viel besser.
    »Ihr werdet einsam sein«, meinte sie.
    Ephran drehte sich um und streckte die Hand aus.
    »Steh auf.«
    Pelyn schlug die Hand weg und richtete sich aus eigener Kraft auf. Ihr taten alle Knochen weh, Nase und Mund pochten, und die Muskeln verlangten kreischend einen Augenblick der Entspannung. Sie legte sich den Mantel über die Schultern und hielt die Säume vor dem Bauch zusammen.
    »Helias wird euch umbringen lassen«, fuhr Pelyn fort. »Eigentlich müsste ich mich bei euch bedanken, aber das käme mir irgendwie falsch vor.«
    »Dann lass es«, sagte Tulan. »Es geht nicht um dich. Wir hätten dies für jeden getan, der eingenäht hier gelegen hätte. Hier entlang. Und lauf nicht weg. Du weißt, was wir sonst tun müssten.«
    Pelyn war enttäuscht, doch dann wurde ihr klar, dass es nicht anders zu erwarteten gewesen war.
    »Ich habe nicht die Kraft wegzulaufen.«
    »Glaube mir, du hast auch keinen Ort mehr, zu dem du laufen kannst«, meinte Tulan.
    Die Brüder gingen ein

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