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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Zum Glück hatte er das Blätterdach über sich. Morgens war es am schlimmsten, wenn er am Rand der Klippe mit seinem Peiniger sprach. Dort konnte der Regen wirklich sehr stark fallen.
    Beunruhigend, das alles. Sehr beunruhigend.
    Auum war in der Nähe, Auum würde ihm helfen. Genau wie er ihm bei der Rasur geholfen hatte. Er war gut, dieser Auum. Sehr leise, sehr gewissenhaft. Natürlich musste er noch viel lernen. Und er war sehr unhöflich und wollte überhaupt nicht mit dem Peiniger reden, wenn sie im Lager saßen.
    Beunruhigend.
    Warum war der Elf eigentlich gekommen? Das war ein ganz anderes Problem. Takaar fürchtete, was Auum vielleicht fragen mochte. Und das, was er vielleicht von Takaar verlangen würde. Takaar wollte hierbleiben, hier konnte er leben. Sich verstecken.
    Hier kannst du dich in Schuldgefühlen suhlen und Vorwände erfinden, warum du überhaupt noch lebst.
    »Was willst du hier? Du bist nicht eingeladen«, zischte Takaar.
    Ich gehe, wohin ich will, und sehe mir an, was ich beobachten will.
    »Kommt ja nicht dem Wurfspeer in den Weg.«
    Ich werde gleich hinter dir sein.
    Takaar blickte zu Auum, der fast unsichtbar vor dem Stamm eines Feigenbaums hockte. Takaar zog die Augenbrauen hoch und breitete die Hände aus. Auum runzelte die Stirn und legte einen Finger auf die Lippen. Mitten in der Bewegung hielt er inne, doch Takaar hatte die Geste bemerkt. Der Schüler unterwies den Lehrer. Es war an der Zeit herauszufinden, wie viel er wirklich wusste.
    Der Jaohirsch, den sie verfolgten, war eine köstliche Beute. Das kleine, schnelle und gut getarnte Tier hielt sich tagsüber versteckt und kam nur nachts heraus, wenn in diesem Teil des Waldes die Gefahr, von Panthern angegriffen zu werden, nicht so groß war. Takaar und Auum hatten das Tier bis zu einem plätschernden Bach verfolgt. Ein fünfzehn Schritte hoher Wasserfall, der sich von einer mit Efeu bedeckten Klippe herabstürzte, speiste den kleinen Wasserlauf. Das Becken war klein, aber tief und bot vielen Kindern Tuals eine beliebte Tränke.
    Außerdem war es ein sicherer Ort. Weder Panther noch Elf töteten hier. Wenn man das Becken mit dem Blut eines Geschöpfs verunreinigte, ließen sich alle anderen tagelang nicht mehr blicken. Dieses Mal konnte Takaar sich allerdings den Luxus erlauben, den Hirsch auf seinen Jagdpartner zuzutreiben. Es war riskant, denn er wusste nicht, wie gut Auum mit dem Wurfspeer umgehen konnte, und die Waffe, die er dem TaiGethen überlassen hatte, war zudem rau und flog nicht sehr gut. Vielleicht mussten sie hungern, wenn Auum sich nicht bewährte.
    Takaar winkte Auum, sich bereitzuhalten, und marschierte zum Becken unter dem Wasserfall, das einen idyllischen Anblick bot. Das Wasser schäumte herab, und der Hirsch hatte den langen, eleganten Hals vorgestreckt, um sich satt zu trinken. Die unruhig spielenden Ohren forschten ständig nach verräterischen Geräuschen von Raubtieren. Takaar jedoch bewegte sich lautlos zum Rand der kleinen Lichtung. Die rotbraunen Zeichnungen auf den Flanken des Tiers bebten leicht, während es atmete und trank.
    Takaar wich etwas nach links aus. Als der Boden unter dem Fuß ein wenig nachgab, hielt er sofort inne, bewegte den Fuß ein Stück weiter und trat abermals auf. Fest und geräuschlos. Er warf einen Blick zu Auum, der sich nicht gerührt hatte und den Wurfspeer mit der Spitze nach unten in der rechten Hand hielt. Takaar fragte sich, ob der Elf den Plan verstanden hatte.
    Oh, da droht wohl eine weitere Enttäuschung.
    Takaar antwortete nicht. Irgendetwas an Auums Haltung, vielleicht auch der durchdringende Blick, sprach von Können und Selbstvertrauen. Nun denn. Takaar schlug einen Bogen. Der Hirsch hob den Kopf, der Stummelschwanz pendelte nervös. Das Tier spürte ihn, hatte ihn aber noch nicht gehört.
    Takaar hätte die Beute sofort erlegen können, nichts hätte seinen Wurf behindert. Ein über dem Feuer gebratener Jaohirsch wäre wundervoll. Doch dies war eine Lektion, oder? Vorher, als sie noch unterwegs gewesen waren, hatte er sich die Bewegungen des Hirschs ausführlich zurechtgelegt. Nun war die Theorie vorbei, und Auum sollte sich in der Praxis bewähren.
    Takaar trat aus der Deckung und klatschte laut in die Hände. Der Hirsch sah sich erschrocken um und sprang los. Der erste Satz war hoch, um den Tatzen eines Panthers zu entkommen. Er kam wieder auf und schoss nach links, an einem einzelnen Baum vorbei, dann folgte ein Haken nach rechts. Man musste diese Beweglichkeit

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