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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Stückchen vor ihr und konnten sich nicht überwinden, sie anzublicken. Doch bevor sie sagte, was sie sagen musste, konnte es nicht schaden festzustellen, zu wem die beiden wirklich hielten.
    »Glaubt ihr denn, ich sollte einfach bei euch bleiben, bis die Sonne aufgeht, und mich von Helias vergewaltigen lassen, der mich anschließend jedem anbieten wird, der Lust hat? Da versuche ich mein Glück doch lieber bei den Beethan, vielen Dank.«
    Tulan wand sich. »Nein, nein, das meinte ich nicht. Und ich will das auch nicht, selbst wenn du es nicht glaubst.«
    »Nicht so ganz, nein.«
    »Ich meine …«
    »Ich habe es schon verstanden. Kein Platz ist mehr sicher, jedenfalls nicht für die Al-Arynaar. Wo sind eigentlich meine treuen Brüder und Schwestern? Sind sie noch auf ihren Posten, gehen sie Streife oder liegen sie mit aufgeschlitzten Bäuchen im Wasser oder in den Gärten?«
    »Wie ich hörte, sitzen die meisten in der Kaserne fest«, berichtete Ephran.
    »Halt den Mund«, fauchte Tulan.
    »Was ändert das schon? Überhaupt nichts«, wandte Ephran ein. Dann sagte er zu Pelyn: »Viele tragen den Mantel nicht mehr. Nachdem du verschwunden bist, sind viele desertiert. «
    »Wie viele sind noch da?«, fragte Pelyn äußerlich ruhig, obwohl sie diese Neuigkeit stark erschüttert hatte.
    »Er weiß es nicht«, meinte Tulan entschieden.
    Hinter einer Ecke des Parks erreichten sie einen Platz, an dem die Häuser wohlhabender Bürger standen. Zum Park hin war das Karree offen. Pelyn kannte die Gegend. Das Viertel hieß »die Esche« und war vor gerade einmal vierzig Jahren nach einem Großbrand neu aufgebaut worden. Dort lebten Helias und andere höhere Würdenträger. Vor zwei Häusern leuchteten Laternen, sonst war es ruhig und dunkel. Zweifellos hatten sie schon längst jeden hinausgescheucht, der kein Tuali war.
    Tulan führte sie zum nächsten Haus, einem zweistöckigen Gebäude mit einem privaten Garten. Es war dunkel und leer. Unter dem Kuppeldach blickten Balkone in alle vier Himmelsrichtungen. Die Wächter bugsierten Pelyn in eine große Eingangshalle und dann durch die erste Tür auf der linken Seite. Dort befand sich ein großes Esszimmer mit einem einzigen Fenster, einen zweiten Ausgang gab es nicht. Einer der beiden deutete auf einen Stuhl am Kopfende des Tischs, der am weitesten von der Tür und dem Fenster entfernt war. Pelyn setzte sich. Ihre Wächter, die beiden ehemaligen Waffenbrüder, stellten sich am anderen Ende des Raumes auf und blickten unverwandt aus dem Fenster.
    »Nun sagt mir, dass wir nur noch auf die versteckten Al-Arynaar warten, die gleich die Treppe herunterkommen werden.«
    »Das ist ein Scherz, oder?«
    »Nicht ganz.«
    »Dann wirst du eine Enttäuschung erleben.«
    Pelyn sackte in sich zusammen. Es war sinnlos, sich an Strohhalme zu klammern.
    »Aber ihr werdet mich freilassen, damit ich meine Arbeit machen kann. Ich werde dafür sorgen, dass ihr anständig behandelt werdet, das verspreche ich euch.«
    Tulan blickte sie an. Er erweckte den Eindruck, als habe er seit der Ächtung nicht mehr geschlafen.
    »Begreifst du es nicht? Es ist alles verloren. Wir werden nie verstehen, wie es so schnell geschehen konnte, aber es ist passiert. Helias hat Recht. Es wird Kämpfe um Gebiete und Bodenschätze geben. Dann wird man reden, und dann wird eine Ordnung eingerichtet. Eine neue Ordnung.«
    »O Tulan und Ephran, glaubt ihr das wirklich? Helias ist ein Verräter. Ein cascarg , obwohl er mich so genannt hat. Es ist noch viel schlimmer, man kann es kaum beschreiben. Er ist …«
    »Pelyn«, sagte Tulan scharf. »Nein, so darfst du nicht reden.«
    »Ich will es hören«, sagte Ephran.
    »Wer ist oben, Ephran?«
    »Ich weiß auch nicht. Wahrscheinlich …«
    »Genau. Du weißt es nicht. Helias hat überall Vertraute. Er arbeitet schnell.«
    »Nein, das tut er nicht«, widersprach Pelyn. »Er hat dies von langer Hand geplant. Wahrscheinlich ein ganzes Jahrzehnt lang.«
    »Pelyn …«
    »Wenn du mich zum Schweigen bringen willst, komm her und tu es. Aber lass mich dir sagen, dass Helias mit dem abtrünnigen Ynissul unter einer Decke steckt. Llyron führt sie an. Ja, Ephran. Llyron. Ob du es glaubst oder nicht, ist mir egal. Eine Flotte mit Söldnern an Bord wird bald landen. Helias liefert die Aggressoren unter den Tuali aus, um seine eigene verdammte Haut zu retten. Aber wisst ihr was? Ich glaube, ich sage jetzt einfach nichts mehr. Wir können uns bequem hinsetzen und zusehen, wie die Sonne aufgeht

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