Einst herrschten Elfen
Blutgeschmack im Mund hatte. »Elfen sind nicht mehr als Tiere.«
Sie spürte ungeahnte Kräfte in sich wachsen. Ihr Tod war unausweichlich, auch den körperlichen Qualen konnte sie nicht entgehen. Allerdings musste es eine Schwachstelle geben, die sie für sich ausnutzen konnte. Einen Punkt, wo sie einen Hebel ansetzen konnte. Es war eine verzweifelte Idee und ein Fehler, wie ihr in dem Moment klarwurde, als sie den Mund öffnete.
»Oh!« Helias wich zurück, breitete die Arme aus und wandte sich an die Hunderte, die sie umringten. Wütende und ängstliche ulas und iads . »Hört ihr, was unsere ehemalige Beschützerin sagt? Wir sind alle nur Tiere. Dann wollen wir in unsere Felle und Löcher zurückkriechen und darüber nachsinnen, wo wir gefehlt haben.«
Das rhythmische Jubeln und Johlen, das immer lauter wurde, erinnerte Pelyn an die Vorgänge im Gardaryn. Helias war der korrupte Sprecher, und der Pöbel und die Regierung waren sich einig.
»Wir alle liegen falsch! Beschimpft euch selbst. Ihr seid nicht hier, um die Sicherheit der Tuali zu gewährleisten. Ihr seid nicht hier, um dafür zu sorgen, dass eure Familien Essen und Wasser bekommen. Ihr seid nicht hier, um eine bessere Zukunft für eure Linie zu erkämpfen. Ich habe euch in die Irre geführt. Ihr seid nicht mehr als ein Rudel Hunde. O Oberin der Al-Arynaar, ich danke, dir, dass du uns den Schleier von den Augen gerissen hast.«
Hart und aggressiv klang das Lachen der Menge, aus manchen Blicken sprach die Besessenheit. Pelyn blieb fast das Herz stehen.
»So schlecht seid ihr nicht«, brüllte sie gegen den Lärm an. »Vergesst nicht, wer ihr seid. Der da ist keiner von uns. Bitte. Stellt euch dem wahren Feind. Ich bin es nicht, nicht ich!«
Wieder wandte Helias sich an Pelyn, trat zu ihr und fasste sie am Kinn, um ihr den Kopf in den Nacken zu drücken. Er drängte sich an sie, und diejenigen, die hinter ihr standen, sorgten dafür, dass sie nicht ausweichen konnte. Er stank nach Lust und platzte fast vor Machtgefühl. Pelyn wollte das Gesicht abwenden, doch er war zu stark. Tief gruben sich die Finger und der Daumen in ihre Wangen. Ihr Blut tropfte ihm auf die Hand.
»Nein, du bist keine Feindin. Du bist nichts weiter als eine gewöhnliche Mörderin. Eine cascarg , eine efra . Außerdem verschwendest du unsere Zeit. Hier ist ein Kampf im Gange, von dem du uns mit deinen Einmischungen nicht länger ablenken wirst. Du verstehst nicht, was wirklich geschieht und warum die Linien sich so schnell voneinander entfremdet haben. Die alte Ordnung muss wiederhergestellt werden. Wir müssen um den Boden kämpfen, den wir besetzen wollen, genau wie jede andere Linie.«
»Soweit ich weiß, wirst du alle diese Leute an die Ynissul verraten.«
Ihre Antwort klang dumpf und leise, weil er ihr das Kinn festhielt.
»Ich kenne die Gesetze, was das Einpflanzen angeht, genau wie viele andere hier. Du hast nichts mehr zu sagen, du gehörst keiner Linie mehr an. Du bist ein Stück Fleisch. Tiere nähren sich vom Fleisch, um abermals zu töten. Wir sind Tiere, das hast du selbst gesagt.«
Helias winkte.
»Nehmt sie und fesselt sie. Ihr alle, macht mit ihr, was ihr wollt. Vergesst nicht, dass sie erst gestern im Hafen ihre eigenen Leute getötet hat. Vergesst nicht, dass sie für Takaar die Beine breitgemacht hat. Es muss sein letzter klarer Gedanke gewesen sein, als er beschloss, sie lieber wegzuschicken. Vielleicht gibt sie sich euch nicht freiwillig hin. Vielleicht sollte ich euch zeigen, wie es getan wird. Legt sie hin, haltet sie fest, zieht ihr die Biene auseinander. «
Pelyn wehrte sich mit aller Kraft, doch es waren zu viele starke Arme. Sie wurde auf den Rücken gelegt, die Schultern heruntergedrückt. Sie bäumte sich auf und trat um sich. Weitere ulas hielten sie an den Hüften fest. Helias lächelte auf sie herab. Sie starrte zurück.
»Tual wird sich von dir abwenden. Shorth wird dir ewige Qualen auferlegen.«
»Das ist morgen. Heute ist heute.«
Zwei ulas erschienen, kehrten ihr den Rücken, stellten sich breitbeinig über ihre Beine und drängten die schaulustigen Elfen zurück. Beide trugen saubere und scharfe Kurzschwerter.
»Das Gesetz besagt, dass solche Taten nicht vor dem Sonnenaufgang verübt werden dürfen«, sagte einer.
Pelyn atmete schaudernd ein. Sie hatte die Stimme erkannt. Es war Tulan, einer ihrer eigenen Leute. Ohne den Mantel der Al-Arynaar war er allerdings ein Deserteur.
»Geh weg«, knirschte Helias.
»Nein«, erwiderte der
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