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Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt

Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt

Titel: Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Moszkowski
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die Parallele so weit hergeholt, daß man ihre Zulässigkeit ablehnen müsse.
    »Dann bitte ich um die Erlaubnis, den Versuch fortsetzen zu dürfen, vielleicht kommt dann noch etwas Brauchbares heraus. Ich stelle mir jetzt einen Menschen des Altertums vor, der wie noch Ovid und die allermeisten seiner Zeitgenossen die Erde als eine Scheibe betrachteten. Auf dieser Scheibe hat jeder Erdbewohner seine besondere, ihm allein eigene Stellung, denn die Scheibe hat einen Mittelpunkt, einen »Nabel«, wie die Alten sagten, und auf diesem Nabel bezogen, besitzt jeder Mensch seinen nach Entfernung und Lage differierenden Standort. Insofern herrscht also, von Person zu Person gemessen, eine Varianz. Hingegen ist das Oben und Unten für sämtliche Menschen absolut invariant, denn die Linien Oben-Unten verlaufen für sie alle parallel, da sie gleichmäßig dieselbe Scheibe zu Füßen und denselben Himmel zu Häupten haben. Der Ovid hätte also die Zumutung, den Begriff Oben-Unten variant anzunehmen, als unerhört abgewiesen. Seine späten Enkel aber haben die Kugelgestalt der Erde und damit den Begriff der Antipoden als ganz selbstverständlich in sich aufgenommen, und es macht ihnen nicht die geringste Schwierigkeit, die Linie Oben-Unten als mit dem Standort wechselnd, in allen möglichen Winkeln bis zur Gegensätzlichkeit geneigt anzunehmen. Auf den Kugelmittelpunkt bezogen haben nunmehr alle Menschen dieselbe »invariante« Stellung, während zur Kompensation das Oben-Unten allen erdenklichen Varianzen unterliegt. Und nun wende ich mich wiederum an den Herren Jedermann von heute: Der Sinn der Gleichnisse soll darin liegen, daß jede Lehre, die eine große Vereinheitlichung bringt, ein vormals Variantes zur Invarianz, und ein vormals Invariantes zur Varianz überführt. Die Relativitätstheorie macht alle Weltbetrachtungen unabhängig vom Bezugssystem, sie etabliert hier die vollendete, jedem Betrachtungswechsel entrückte, invariante Einheitlichkeit; – folglich muß sie das vormals Invariante – wie einen starren Maßstab – als variant gestalten. Verlangt sie in dieser Richtung ein Umdenken, ein Neudenken, so zeigen jene Gleichnisse, daß solche radikalen Umstellungen im Denkbetriebe als Notwendigkeiten großzügiger Lehren auftreten müssen, und daß sie scheinbar unerschütterliche Vorstellungen zu überwinden imstande sind. Die erwähnten Gegenstücke werden den Jedermannvon heute zum mindesten mit einer gewissen Zuversicht ausrüsten; denn sie zeigen ihm Denkergebnisse, die ursprünglich wie Unmöglichkeiten aussahen, um sich für spätere Generationen in Selbstverständlichkeiten zu verwandeln.
    Ich habe bereits zur Genüge hervorgehoben, daß Einstein diese Hilfen, wie sie mir vorschweben, lebhaft bemängelt. Ich gewann indes im Verfolg der Unterhaltung den Eindruck, daß er allmählich begann, sie milder zu beurteilen und sie mit gewissen Vorbehalten als leidlich brauchbaren Hilfs versuche – mehr sollen sie auch nicht sein – passieren zu lassen. Ich glaube daher nicht gegen seinen Willen zu verstoßen, wenn ich jene gleichnisartigen Beispiele hierher setze, zumal sie sich doch auf dem Boden unserer Unterhaltungen entwickelt haben.
    Ich hatte seitdem Gelegenheit, sie an gewissen Personen zu erproben, und darf erwähnen, daß sie ganz gute Dienste leisteten. Solch eine Allegorie kann wie ein Rettungsseil wirken, wenn sich der Unkundige in Gefahr fühlt, und vor einer Schwierigkeit vermeint, er käme niemals hinüber. Sie erspart ihm die Schwierigkeit nicht, aber sie verleiht ihm einen gewissen Schwung, sie stählt ihn zur Fortsetzung des Studiums, das er sonst beim ersten Auftreten einer vermeintlichen Unbegreiflichkeit abbrechen würde. In einem Lehrbuch also dürften diese Hilfsversuche vorläufig keinen Platz finden, wohl aber in einer Schrift, die abseits der methodischen Linie auf Nebenwegen allerhand Ersprießliches und Belehrsames zu finden hofft.

Vereinzelte Signale.
    Bedingtheit und Unbedingtheit der Naturgesetze. – Begriff der Temperatur. – Sandkorn und Weltall. – Kann sich ein Gesetz ändern. – Wissenschaftliche Paradoxe. – Verjüngung durch Bewegung. – Gewinn einer Sekunde. – Deformierte Welten. – Das Atom-Modell. – Forschungen von Rutherford und Niels Bohr. – Mikro- und Makrokosmos. – Relativitätslehre in kurzer Darstellung. – Wissenschaft bei verminderten Sinnesorganen. – Die ewige Wiederkunft. – Ueberlegene Kulturen.
    In allen Betrachtungen hat sich wohl kein Wort und

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