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Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt

Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt

Titel: Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Moszkowski
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ihm zu experimentieren.
    Einstein : Hieraus erwächst den genannten Männern kein Vorwurf. Slade galt als Vertreter einer vierdimensionalen Welt im spiritistischen Sinne, und von solchem Humbug haben sich ernste Forscher fernzuhalten, da schon die bloße Berührung damit bei der unverständigen Menge zu Mißdeutungen führen kann.
    Ich : Diese Scheu vor der Kompromittierung war doch nicht durchweg vorhanden. Nachdem Slade in Berlin an verschlossene Türen geklopft hatte, begab er sich nach Leipzig, und hier wurde er allerdings von einem bedeutenden Fachmanne studiert.
    Einstein : Sie meinen, von Friedrich Zöllner , der unbestreitbar als Astrophysiker einen Namen zu vertreten hatte. Aber er würde seinen Ruhm besser gewahrt haben, wenn er sich auf das Abenteuer mit jenem Amerikaner nicht eingelassen hätte.
    Ich : Vielleicht wird man die Akten darüber einmal revidieren. Das Material liegt ja vor, wenn es auch heute, ziemlich vergessen, in den Bibliotheken schlummert. Eine erneute Durchsicht der Zöllnerschen »Wissenschaftlichen Abhandlungen« von 1878 bis 1891 könnte folgendes ergeben: seine spukhaften Deutungen sind als okkult im übelsten Wortsinne preiszugeben; aber in welcher Erkenntnisnot muß sich Zöllner befunden haben, wenn er, ein großer Forscher, zu solchen Abstrusitäten griff, um sich aus der Verwirrung zu retten, in die Slade ihn versetzt hatte!
    Einstein : Das zeigt lediglich, daß Slade als schlauer Praktiker ihm überlegen war, und daß Zöllner dessen Machinationen nicht zu durchschauen vermochte.
    Ich : Dazu müßte man annehmen, daß Slade mehr von Physik verstanden hat als der Leipziger Magister. Denn bei einem großen Teil der Experimente hatte Zöllner selbst die Bedingungen vorgeschrieben, mit allen Kautelen, die einen Betrug um so stärker ausschlossen, als Slade gar nicht verstehen konnte, was Zöllner beabsichtigte. Es handelte sich dabei um Elektrizität, um Magnetismus, um Optik mit vorbereiteten Bedingungen der Polarisation, um verwickelte Mechanik, kurz,um Dinge, die Zöllner als Fachmann beherrschte, und die zudem von anderen Fachmännern kontrolliert wurden. Einer von diesen war der berühmte Elektriker Wilhelm Weber, der genau wie Zöllner vor lauter Unbegreiflichkeiten stand. Es würde sich wohl verlohnen, jene Abhandlungen wieder aus dem Dunkel hervorzuziehen, man würde leicht erkennen, daß die dort beschriebenen Dinge tatsächlich wissenschaftliche Rätsel behandeln und nicht im Entferntesten Zauberkunststücke. So zum Beispiel eine physiologisch-anatomische Ungeheuerlichkeit. Auf einer vorbereiteten Schale mit Weizenmehl erschien plötzlich der Abdruck eines nackten Menschenfußes, während der Amerikaner in gewisser Entfernung, vollkommen bekleidet und scharf beobachtet, anwesend war. Der Abdruck zeigte, wie die Fachautoritäten feststellten, alle Strukturfeinheiten der Haut, wie sie eben nur ein wirklicher linker Fuß hervorzubringen vermag, nicht aber irgend eine Attrappe.
    Einstein : Und daraus schloß Zöllner auf geisterhafte Mitwirkung übersinnlicher Wesen? Er hätte lieber die Fußdimensionen nachmessen sollen.
    Ich : Das geschah sofort; es ergab sich eine Längendifferenz von vier Zentimetern zwischen Slades Fuß und dem Abdruck. Dieses Rätsel blieb, wie so viele andere, unaufgeklärt. Ich wiederhole, daß ich nicht die geringste Neigung hege, mich für die Wirklichkeit okkulter Phänomene einzusetzen, vielmehr nur dafür, daß sie von Sachkundigen mit aller Sorgfalt untersucht werden.
    Einstein : Das haben doch nach Ihren Andeutungen die Leipziger Gelehrten damals ganz gründlich besorgt, ohne irgendwelches andere Resultat zu erzielen, als eine gesteigerte Verwirrung bei Zöllner.
    Ich : Zu vermuten bliebe, daß die Leipziger Versuche trotz ihrer Reichhaltigkeit nicht ausreichten. Gestatten Sie mir eine präzisierte Frage, Herr Professor: gesetzt, es träte wieder so ein unheimlicher Mirakelmann auf, würden Sie selbst Veranlassung nehmen, ihn experimentell zu prüfen?
    Einstein : Ihre Frage zielt ins Leere. Ich habe bereits erklärt, daß ich den Standpunkt teile, den vormals Dubois-Reymond und seine Kollegen vertreten haben.
    Ich : Denkbar wäre doch Folgendes: Es könnte plötzlich ein Mann X. Y. auf die Bildfläche treten, der sich im Besitze einer noch gänzlich unerforschten Naturkraft befände; wie einer, der etwa mit Elektrizität umzugehen wüßte, bevor noch die anderen Menschen irgend ein elektrisches Phänomen erfahren hätten. Der könnte uns

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