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Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt

Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt

Titel: Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Moszkowski
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hundert Schaustellungen vormachendie für uns sämtlich ins Gebiet unerklärbarer Magie fielen. Wir würden zum Beispiel sehr erstaunen, wenn er aus einer lebendigen Person Funken herauszöge. Nun äußern sich zwei Gelehrte gutachtlich. Professor A. erklärt die ganze Angelegenheit für Firlefanz und lehnt jede Beobachtung prinzipiell ab. Professor B. will die Leistungen des X. Y. untersuchen, falls dieser sich von vornherein allen vorher festzulegenden physikalischen Bedingungen unterwirft; und er faßt die Bedingungen derart, daß sie dem Auftreten elektrischer Phänomene widersprechen. Gesetzt nun, sämtliche Gelehrte verhielten sich wie A. und B., so wäre die Folge sehr betrübsam. Denn hier lag ein wichtiges Forschungsgebiet klar vor Augen, und dieses Gebiet verschloß sich durch das Mißtrauen oder den Starrsinn der Gelehrten, die es eigentlich hätten öffnen müssen. Ob jener X. Y. von Charakter ein Scharlatan war, ist in diesem Betracht ganz belanglos. Denn hinter seiner Scharlatanerie steckten doch sehr erforschenswerte Tatsachen.
    Einstein : Ich will als Äußerstes zugeben, daß Ihre Konstruktion nicht außerhalb aller logischen Möglichkeit liegt. Allein die Wahrscheinlichkeit für solchen Fall einer noch unentdeckten, für uns also »geheimen« Naturkraft ist so verschwindend gering, daß man sie der Unmöglichkeit ungefähr gleichzusetzen hat. Ich würde mich also weigern, an irgendwelchen auf Sensation zurechtgestutzten Übungen teilzunehmen, schon aus dem einfachen Grunde, weil mir meine Zeit leid täte, da ich besseres zu tun habe. Anders liegt die Sache, wenn mich einmal die Laune treibt, ein Variété zu besuchen, um mich durch Unbegreiflichkeiten amüsieren zu lassen. So war ich gestern in einem Spezialitätentheater, wo sich eine gedankenlesende Dame produzierte. Sie erriet auch wirklich die von mir gedachten Zahlen 61 und 59. Aber man soll mir da mit telepathischen Fernwirkungen oder mit drahtloser Telegraphie von Gehirn zu Gehirn fernbleiben. Denn es war eine Mittelsperson vorhanden, ein Manager, dem ich die Zahlen leise zuflüstern mußte. Die Distanz der Bühne war freilich viel zu groß, als daß eine direkte akustische Übertragung möglich gewesen wäre. Folglich bestand eine andere, höchst verschmitzt angelegte Signalgebung, die der Parkettbesucher nicht zu ergründen vermag. Was dabei tatsächlich vorliegt, ist eine außerordentliche Trainierung der Aufmerksamkeit, die mir aber nicht wunderbarer erscheint als die Trainierung eines Rechners, der schwierige Kubikwurzeln im Kopfe auszieht, oder als die koordiniert eingeübten Muskeln eines Gauklers, der gleichzeitig mit zwölf geworfenen Tellern jongliert.
    Ich : Herr Professor, ich bin schon zufrieden, daß Sie mir zuvor eine gewisse enge Möglichkeit konzediert haben, in der das Okkulte noch eine letzte Zuflucht finden könnte. Und wenn Sie selbst auch als Vertreter der strengsten Wirklichkeitsforschung jede Berührung damit ablehnen, so bleibt doch für viele andere der Zug zum Geheimnisvollen eine unüberwindliche Tatsache. Muß man sich dessen schämen? Ich glaube, wir rühren da an innere Bekenntnisse, die von der Geisteshöhe oder Geistestiefe ihrer Träger gänzlich unabhängig bleiben. Wenn Newton den Schlüssel der Welt in einem persönlichen Gott erblickte, Laplace dagegen ausrief: Dieu – je n'avais pas besoin de cette hypothèse, so läßt sich aus diesem Kontrast ein Rückschluß auf die Denkschärfe beider nicht erzielen. Und ähnlich steht es wohl mit dem Gedanken, ob außer der von uns erlebbaren Welt noch andere verschleierte existieren mögen; jedenfalls können sich diejenigen, die solchen Schwärmereien nachhängen, auf gute Stützen aus der Gelehrtenwelt berufen. Immanuel Kant hat sich ernst und tiefgründig mit den Wundern Swedenborgs beschäftigt, Kepler trieb aus Überzeugung Astrologie, Roger Bacon, Cardanus, Agrippa, Nostradamus, van Helmont, Pascal, von den Neueren Fechner, Wallace, Crookes, gehören zu den Mystikern. Gleichviel, ob ihre Meinungen theosophisch, okkult, vierdimensional-geisterhaft oder sonstwie abergläubisch betont waren; sie bekundeten, daß ihnen das Kleid des streng Erweislichen zu eng geworden war. Sie woben sich aus Ahnungen Luftgewänder, um in ein Reich extra naturam zu fliegen. So kam es auch, daß das Volk viele außergewöhnliche Leistungen nicht mehr in der Wissenschaft unterzubringen vermochte und deren Vollbringer unter die Magier versetzte; Paracelsus, Albertus Magnus,

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