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Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition)

Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition)

Titel: Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janick P. Mischler
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problemlos erfassen können. Aus der Perspektive der Ameise geht die Kugelwelt jedoch nie zu Ende, das heisst sie wird nie an einem sichtbaren Ende eintreffen. Sie windet sich bestenfalls im Kreis. Ähnlich, wenn auch komplizierter, könnte es sich mit unserem Universum verhalten. Dort sind wir die unscheinbare, kleine Ameise die ihrer Welt nicht entfliehen kann. Wir haben nur einen sehr beschränkten Blick, der drei Raumdimensionen kennt, und das Universum aus einer lokalen, inneren Perspektive wahrnimmt. Das Universum ist für uns vielleicht ein räumliches Gefängnis, aus dem wir nicht ohne weiteres ausbrechen können. Nicht, weil es keinen Ausweg gibt. Sondern weil es sich dabei möglicherweise um ein multidimensionales und komplexes Gebilde handelt, das wir nicht in seiner ganzen Beschaffenheit wahrnehmen können. Wir befinden uns auf der Innenseite des Gefüges, wie die Ameise im Gartenschlauch oder auf der Kugeloberfläche. Wenn die Ausdehnung des Weltalls aus irgendeinem unerfindlichen Grund eines Tages stillstehen würde, gelangten wir möglicherweise dereinst ans faktische Ende des Universums, an den äusseren Rand. Allerdings existierte dort möglicherweise wie bei der Kugelfläche kein sichtbares Ende. Wir bewegten uns wie die Ameise im Kreis und gelangten früher oder später wieder am Ausgangspunkt an, wenn wir einfach immer weiterfliegen würden. Ganz abgesehen davon, dass wir wohl niemals bis ans Ende des Universums gelangen werden, eignet sich auch diese Variante nicht, um die Raumzeit zu verlassen. Bleibt die letzte Alternative, der kosmische Fluchtweg. Darunter zu verstehen sind astronomische Extremerscheinungen, die irgendwo zwischen „zu unserem Universum“ und „zu etwas anderem“ gehörig anzusiedeln sind. Dazu zählen beispielsweise Schwarze Löcher oder Wurmlöcher. Rufen wir uns nochmals die Ameise in Erinnerung, so hat diese bloss eine theoretische Fluchtmöglichkeit, um aus ihrem raumgeometrisch bedingten Gefängnis auszubrechen: Sie kann sich einen Durchgang ins Innere oder Äussere der Kugel beziehungsweise des Gartenschlauchs schaffen. Dadurch könnte sie ihren begrenzten Spielraum, die Oberfläche der Kugel (oder allenfalls den Innenraum, je nachdem, wo man die Ameise „platziert“), verlassen und in eine andere, neue Sphäre vordringen. Ähnlich verhält es sich mit den „kosmischen Fluchtwegen“, wie sich im Unterkapitel „Schwarze Löcher“ zeigen wird. Doch was geschieht, wenn einer der drei Wege tatsächlich zum Ziel führen sollte? Was geschieht, wenn jemand das Universum verlässt? Was verbirgt sich hinter oder um unsere Raumzeit? Gähnende Leere? Ein kosmisches Nichts?
    Einer populären Darstellung zu Folge umgibt ein höheres Universum, der so genannte „Hyperraum“, die Raumzeit. Der Hyperraum ist um mindestens eine räumliche Dimension 27 erweitert, was auf menschliche Besucher einen ziemlich obskuren Eindruck machen dürfte. Ihr Verstand wäre nämlich nicht ohne weiteres fähig, die vierte Raumdimension zu erfassen (die Zeit ist keine Raumdimension). Ein vierdimensionaler Ball erschiene vielleicht wie eine Scheibe und ein Gleiter einer ausserirdischen Zivilisation wie eine abgehakte, fehlerhafte Polygondarstellung in einem Computerspiel. Die Insassen des „emigrierten“ Raumschiffs dürften sich in diesem höheren Universum anfänglich ziemlich irritiert und desorientiert vorkommen. Nicht nur die visuelle Wahrnehmung wäre grundlegend veränderten Prinzipien unterworfen, sondern auch die physikalischen Eigenschaften des Universums dürften auf einer anderen Ebene spielen. Beispielsweise könnte die Lichtgeschwindigkeit im fünfdimensionalen Raum (vier ausgedehnte Raumdimensionen und eine Zeitdimension) durch den zusätzlichen Freiheitsgrad wesentlich höher ausfallen als in unserem Universum. Damit berechneten sich auch die Planck-Konstanten auf andere Grenzwerte, da vier Freiheitsgrade vollkommen andere Voraussetzungen schaffen dürften. Der vierte Freiheitsgrad überschreitet natürlich unsere räumliche Vorstellungkraft. Ebenso ist es sich nicht auszumalen, wie hypothetische Lebensformen des Hyperraums beschaffen wären. Vielleicht verfügten diese Wesen über weitaus leistungsfähigere Gehirne, da die Erfassung von vier räumlichen Dimensionen wesentlich anspruchsvoller ist. Das Gehirn des Homo Sapiens vergrösserte sich bereits merklich, als die Sammler und Jäger das Werfen erlernten. Wie überlegen wären uns gar zivilisierte Lebewesen des Hyperraums?

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