Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition)
zur Katastrophe, in dem Materie aus der Raumzeit entweicht, sondern die Raumzeit heilt den Riss durch eine neue Verknüpfung. Dadurch entsteht möglicherweise ein vernetztes und „wild“ strukturiertes Universum
– etwa wie die Verknüpfungen in unserem Gehirn. Das würde bedeuten, dass unsere lokale Wahrnehmung des konsistenten, flachen Universums falsch ist. Es könnte viel mehr durchzogen sein von zufällig entstandenen Einstein-Rosen-Brücken, die Gebiete der Raumzeit verbinden. Das wiederum wirft einige wichtige Fragen für die Glaubwürdigkeit astronomischer Beobachtungen und Berechnungen auf. Wie können wir beispielsweise das Alter des Universums oder die Entfernung von Sternen und Galaxien einigermassen genau bestimmen, wenn das Licht dieser Himmelsgestirne möglicherweise durch ein Wurmloch getunnelt ist? Falls das Universum gespickt ist mit Einstein-Rosen-Brücken, könnte unsere Wahrnehmung des Kosmos komplett verfälscht worden sein. Und damit das Bild, das wir vom Universum haben.
Noch haben wir aber kein Wurmloch entdeckt. Vielleicht sollten wir uns auf die Suche nach Indizien konzentrieren, da Wurmlöcher im Gegensatz zu populären Aufarbeitungen in Science-Fiction Filmen wahrscheinlich nicht direkt sichtbar sind. Es handelt sich dabei ja nicht um einen Himmelskörper wie einen Stern, der Licht ausstrahlt, sondern um eine Verknüpfung verschiedener Raumzeitgebiete, die Entfernungen verkürzen, ähnlich wie ein Autobahntunnel durch einen Berg, wodurch einem der Umweg über die kurvige Passstrasse erspart bleibt. Neben der Physik spricht auch ein philosophisches Argument für die Existenz von Wurmlöchern. Weshalb sollte ein Universum aus Milliarden von Sternen und Galaxien bestehen, die aber nie von einer Zivilisation erreicht werden können? Wenn die Existenz des Menschen mit einem bestimmten Sinn verbunden ist, und nicht auf einem extremen Zufall gründet, müsste dann nicht auch die Existenz der Natur einen Sinn ergeben? Mit Wurmlöchern wird es uns prinzipiell ermöglicht, auch wenn wir noch nicht über das technische Wissen verfügen, in diese Gebiete des Universums vorzustossen. Mit herkömmlichen Brennstoff- oder Nuklearantrieben wäre dieses Vorhaben aufgrund der unvorstellbaren Entfernungen vom Vorneherein zum Scheitern verurteilt. Das nächste Sternensystem „Alpha Centauri“ ist ungefähr 4,3 Lichtjahre von der Erde entfernt. Die Milchstrasse, „unsere“ Galaxie, hat einen Durchmesser von geschätzten 100‘000 Lichtjahren. Bis zur nächstgelegenen Galaxie „Andromeda“ sind es sogar rund 2,4 Millionen Lichtjahre. Das Licht der Sterne aus der Andromeda-Galaxie ist 2,4 Millionen Jahre unterwegs, bevor es auf der Erde eintrifft 28 . Insofern blicken wir 2,4 Millionen Jahre in die Vergangenheit, wenn wir unser Teleskop auf diese Galaxie richten. Da wir bisher kein Wurmloch „gebaut“ oder bereist haben, wissen wir natürlich nicht, ob Menschen diese kosmischen Abkürzungen überhaupt nutzen könnten. Es gibt Theorien, wonach die EinsteinRosen-Brücken nur in mikroskopischer Form existieren und damit für Menschen unzugänglich sind. Es wird sich zeigen, welche Theorien der Wirklichkeit entsprechen.
28 Ausser es wäre durch eine Einstein-Rosen-Brücke getunnelt…
Falls Wurmlöcher im Universum häufiger vorkommen sollten als angenommen, würde sich daraus möglicherweise ein Ansatz ergeben, um einige der kosmischen Rätsel zu lösen, die uns heute beschäftigen. Gewisse bisher unerklärte Phänomene wie die dunkle Energie könnten allenfalls auf Beobachtungsfehler zurückzuführen sein, die durch bisher unbekannte Abkürzungen in der Raumzeit entstehen, welche von Licht und Materie beschritten werden. Es ist nicht absehbar, was es für unser Weltbild und die Astronomie bedeuten würde, sollte sich dereinst herausstellen, dass unser Universum gespickt ist mit Einstein-Rosen-Brücken. Auch wenn wir nicht wissen, ob die Natur geschaffen worden ist, damit wir Menschen sie entdecken können, so können wir ziemlich sicher sein, dass Wurmlöcher und Raumzeitanomalien jeglicher Art die einzige absehbare Möglichkeit sind, in annehmbarer Zeit kosmische Entfernungen zu überwinden. Und damit tiefer einzutauchen in die wunderbare Welt des Universums, der Natur.
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