Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition)
Katastrophe lässt sich zwar nicht mit absoluter Sicherheit ausschliessen. Die Stimmungsmache einiger Wissenschaftler dient allerdings mehr der Dramaturgie und dem eigenen Bedürfnis, in den Schlagzeilen zu stehen, als einer objektiven Debatte. Klatschpresse und Hetzjagdmagazine sind gegenüber Weltuntergangsszenarien nur selten abgeneigt. Schon gar nicht, wenn das Schlagzeilenfutter aus mehr oder minder „verlässlichen“ Quellen stammt. Bei aller gebotenen Vorsicht sollte man nicht vergessen, dass die Entstehung eines unmittelbar gefährlichen Schwarzen Loches ein kosmisches Extremphänomen darstellt, das alleine schon energietechnisch unmöglich reproduzierbar wäre. Kleine Minilöcher bräuchten möglicherweise einige Millionen Jahre, um auf bedrohliche Grösse zu wachsen. Eine unberechenbare Situation könnte allenfalls erwachsen, falls durch einen Prozess seltsame Materie entsteht, die normalerweise untrennbar in der gewöhnlichen Materie gebunden ist, wie wir gleich sehen werden.
32 Diese Einschätzungen zeigen, wie wenig die Wissenschaft über Schwarze Löcher bisher weiss. Entsprechend unpräzis und vielfältig sind die Vorhersagen für das „Worst Case“-Szenario.
Was geschieht nun mit der Materie, die in ein Schwarzes Loch stürzt? Der Riss in der Raumzeit wirkt sogähnlich, vergleichbar mit einer gefüllten Badewanne, bei der man den Stöpsel zieht. Das Wasser in der Wanne strömt durch den Abfluss und entwickelt dabei einen spürbaren Sog. Ähnlich kann man sich die Vorgänge im Innern eines Schwarzen Loches vorstellen. Die Materie wird durch den Riss angesogen und durch diesen Riss aus der Raumzeit befördert. Interessant wird die Frage, wohin dieser Sog führt. Das Wasser in der Badewanne fliesst durch die Abwasserrohre des Gebäudes in die Kanalisation. Wohin aber gelangt die Materie im Schwarzen Loch? Möglicherweise führt diese kosmische Einbahnstrasse in den postulierten Hyperraum, das fünfdimensionale Universum, das unsere Raumzeit umgibt. Anders als bei einem einzigen Objekt (Beispiel des Steins oder Felsens), das einmalig die Raumzeit überlastet und diese schliesslich reissen lässt, wird bei einem Schwarzen Loch die kritische Grenze ständig oder sogar dauerhaft überschritten. Mindestens aber so lange, bis es verstrahlt oder sich anderweitig auflöst. Die unvorstellbar starke Gravitation zieht fortwährend neue Masse an, wodurch das Raumzeitgefüge ununterbrochen überlastet beziehungsweise sogar noch stärker beansprucht wird. Dadurch öffnet sich ein beständiger Tunnel ungekannter Grösse, der mit der angezogenen Masse gefüttert und erhalten wird. Der Sog in der Badewanne existiert so lange, bis der Stöpsel wieder eingesteckt wird (=sich der Raumzeitriss schliesst) oder die Badewanne (=Raumzeit) leer ist. Die Masse, die im Schwarzen Loch von der Bildfläche verschwindet, gelangt in ein anderes Universum oder in ein entlegenes Gebiet der Raumzeit. Entgegen der Theorie der Singularität, die eine Konzentration unvorstellbarer Massen in einem einzigen, eindimensionalen Punkt der Singularität vorsieht. Es wäre sogar denkbar, dass durch die Entstehung des Schwarzen Lochs eine neue Raumzeit, ein paralleles Universum, erzeugt und ausgedehnt wird. In diesem Zusammenhang erscheint das Schwarze Loch im neuen Universum als Weisses Loch, welches Materie ausstösst und abstösst und damit eine anti-gravitative Wirkung entfaltet.
Je nach Interpretation kann das Schwarze Loch als ein Loch in der Kugel des Raumes oder auch als Tunnel und Fluchtweg in eine andere, fremde und unbekannte Welt verstanden werden. Als Trittbrett in den Hyperraum oder um zu schauen, was da wirklich geschieht, empfiehlt sich ein Schwarzes Loch allerdings nicht. Die Gravitation ist derart stark, dass jeder Mensch einfach zusammengestaucht und höchstens als winziges Körnchen im Hyperraum landen würde.
Eine interessante und immer wieder aufgeworfene Frage besteht im Ereignishorizont, im „Point of no return“, dem Punkt, an dem es vor der Gravitation des Schwarzen Loches kein Entrinnen mehr gibt. In diesem Gebiet ist die Gravitation derart stark, dass die Zeit gemäss der gravitativen Zeitdilatation der Allgemeinen Relativitätstheorie praktisch still steht (man könnte das Gravitationsfeld des Ereignishorizonts rein theoretisch als Zeitmaschine benutzen). Was aber geschieht jenseits dieses Horizonts? Überschreitet die Gravitation diese Maxime sogar noch? Bedeutet ein Überschreiten des Ereignishorizonts gar eine
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