Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition)
Annihilationsstrahlung. Dass es in unserer Welt keine beständige Antimaterie gibt, liegt womöglich an einem Überschuss an Materie. Beim kleinsten Kontakt zerstrahlen Antimaterie und Materie in reine Energie. Antimaterie kann zwar im Höhenstrahlenexperiment oder in Teilchenbeschleunigern kurzfristig entstehen, wird aber bei der Reaktion mit Materie sofort wieder vernichtet.
Weshalb hält die Natur Antimaterie derart unter Verschluss? Weshalb gibt es schier unzählige Planeten und Sterne, aber offenbar keine beständige Antimaterie in unserem Universum? Hat die Natur einen Vorzug gegenüber der Materie? Alles nur eine Frage des Horizontes oder vielmehr eines tiefsinnigeren Prinzips? Gibt es einen guten Grund, weshalb wir in einer Materiewelt leben? Was ist die Ursache des Symmetriebruchs zwischen Materie und Antimaterie?
Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Antimateriegalaxien oder komplette Universen ausserhalb unseres Beobachtungsspektrums existieren. In einer anderen Dimension, in einer Spiegelwelt. Oder Milliarden Lichtjahre entfernt von der Milchstrasse. Wir wissen heute, dass sich das Universum tendenziell ausdehnt. Vielleicht liegt das daran, dass irgendwo in den Tiefen des Weltalls Antimateriegalaxien existieren und sich langsam mit den Materiegalaxien verbinden. Wenn vor einigen tausend Jahren 99 Prozent des uns bekannten Universums mit ähnlich vielen Antimateriegalaxien kollidiert wären, könnten wir dieses kosmische Schauspiel erst in einigen tausend Jahren überhaupt erahnen. Frühestens.
Alle Informationen, die wir aus den Tiefen des Weltalls erhalten, basieren auf Strahlungen, die vor unglaublich langer Zeit ausgesandt worden sind, aber erst jetzt auf der Erde eintreffen. Das Licht und jede Information im Universum kann sich maximal mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegen. Wenn in diesem Moment auf Alpha Centauri, dem nächst gelegenen Sternensystem, ein Lichtblitz zur Erde abgefeuert wird, erreicht uns dieses Licht erst in rund vier Jahren. Wenn Wissenschaftler davon sprechen, dass keine Antimateriegalaxien existieren können, weil bisher keine Annihilationsstrahlung beobachtet worden ist, dann heisst das, dass es bis vor einigen Millionen oder Milliarden Jahren keine Kollision von Antimaterie- und Materiegalaxien gegeben hat. Was genau in diesem Moment in den Tiefen des Universums vor sich geht, erfahren wir erst, wenn uns die Zeugen dieser Ereignisse erreichen. Bis das Licht der erdnächsten Galaxie (Andromeda Nebel) bei uns eingetroffen ist, vergehen rund 2,5 Millionen Jahre. Ergo wäre es möglich, dass der Andromeda Nebel vor zwei Millionen Jahren in ein Schwarzes Loch gestürzt ist - und wir würden es erst in 500‘000 Jahren erfahren. Der Blick in den Abendhimmel ist nichts anderes als ein Blick in die Vergangenheit. Aber kein Mensch weiss, was in diesem Moment in den Tiefen des Weltalls wirklich geschieht.
Die aktuellen Weltformelkandidaten vermuten in unserem Universum mindestens zehn Dimensionen. Gut möglich, dass auch die Antimaterie ihren Platz im Kosmos gefunden hat. Irgendwo in einer Dimension, die uns nicht zugänglich ist. Einer Dimension, in der Materie fremdartig und selten ist. In einer Spiegelwelt oder einem unzugänglichen Teil des Universums. Möglicherweise wurde die gesamte Antimaterie zur Geburtsstunde des Universums vernichtet und dabei vollständig in Energie zerstrahlt. Dadurch liesse sich vielleicht erklären, weshalb es selbst in den fernsten Gebieten des Universums nie kälter wird als ungefähr drei Grad über dem absoluten Nullpunkt (- 273.15 °C). Andererseits folgt aus dieser Theorie, dass die Natur einen Vorzug für die Materie haben muss, ansonsten wäre das Universum gar nicht entstanden.
Einige Forscher vertreten die Ansicht, dass die rätselhaften Gammablitze, gewaltige Energieausbrüche im Universum, auf die Kollision von Materie mit Antimaterieresten zurückzuführen sind. Allerdings wären gigantische 1.1 * 10 28 Kilogramm Antimaterie notwendig, um beispielsweise den Gammablitz GRB-990123 zu erzeugen, den Weltraumteleskope im Januar 1999 registriert haben. Das entspricht dem Gewicht von rund 1674 Erdmassen, einer kleinen Antimateriesonne. Andererseits gibt es bisher keine schlüssigere Erklärung für dieses gewaltige Phänomen.
Vielleicht schütteln Sie gerade den Kopf und fragen sich, wie die Wissenschaft behaupten kann, Antimaterie entdeckt zu haben, wenn sie doch höchstens irgendwo jenseits unseres Horizonts existiert – in spekulativen
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