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Einstein überquert Die Elbe Bei Hamburg: Erzählungen

Einstein überquert Die Elbe Bei Hamburg: Erzählungen

Titel: Einstein überquert Die Elbe Bei Hamburg: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Lenz
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mir.
      ANNE: Bist du sicher, daß sich nichts ändern wird?
      HENRY: Nein, ich bin nicht sicher.
      ANNE: Wieviele hast du eingeladen? Zwei?
      HENRY: Es soll doch eine Überraschung sein, oder?
      ANNE: Ein Ehepaar?
      HENRY: Gewissermaßen.
      ANNE: Was verstehst du unter: gewissermaßen?
      HENRY: Sie leben zusammen. Wie ein Ehepaar.
      ANNE: Und sind keins?
      HENRY: Wenn du so weitermachst, Anne... du wirst dich noch selbst um die Überraschung bringen.
      ANNE: Aber... Bist du denn nicht gespannt, wen ich eingeladen habe?
      HENRY: Nein - das heißt natürlich, doch... Sogar sehr gespannt. Ich muß an mich halten, um keine Vermutungen anzustellen.
      ANNE: Henry? Weißt du, was deine Gäste trinken?
      HENRY: Nein. Und du?
      ANNE: Nein. Ich habe für alle Fälle Fruchtsaft hingestellt. Gin, Bier, Fruchtsaft: ob das genügt?
      HENRY: Ich habe schon trockener gesessen.
      ANNE: Hoffentlich hat keiner eine Ei-Allergie... Die Eischnittchen hätte ich dann umsonst gemacht.
      HENRY: Ich werde aufpassen und für einen Ausgleich sorgen.
      ANNE: Henry? Ich - auf einmal...
      HENRY: Hast du Bedenken? Jetzt sind sie unterwegs... Wir können sie nicht mehr ausladen.
      ANNE: Keine Bedenken, nein... Aber ein Gefühl... In einem
    Ferienlager, als Mädchen... Wir mußten eine Mutprobe machen - in eine Grube springen, weißt du, die mit einer Zeltplane abgedeckt war. Du konntest den Grund nicht erkennen.
      HENRY: Kann sein, daß wir Verstauchungen haben – wenn der Besuch gegangen ist.
      ANNE: Dir macht es wohl gar nichts aus?
      HENRY: Noch ein Glas?
      ANNE: Und du befürchtest nichts? Nein, danke.
      HENRY: In unserer Abmachung ist vorgesehen, daß wir uns nichts ersparen wollten. Ich bin also auf einiges gefaßt.
      ANNE: Darf ich auch - auf einiges gefaßt sein?
      HENRY: Mhm.
      ANNE: Werde ich dich, sagen wir mal, in neuem Licht sehen?
      HENRY: Mhm.
      ANNE: Frei nach den »Privaten Friedhöfen«?... Dich hat die Nähe unkenntlich gemacht.
    HENRY: So ungefähr.
       ANNE: Eins ist sicher, Henry: ein vergnügter Abend wird es nicht.
      HENRY: Vielleicht, wenn unsere Gäste gut aufgelegt sind?
      Wenn sie Gefallen aneinander finden? Denk nur an Oskar.
      ANNE: Wenn ihr aufeinandertrefft, wird's heiter.
      HENRY: Wenn sie sich gegenseitig stimulieren...
      ANNE:... ist der Abend gerettet. Wolltest du das sagen?
      HENRY: Nein, aber die Zeit wird schneller vergehn.
      ANNE: Wird sie uns nicht vergehn?
      HENRY: Ich weiß nicht, Anne... Es ist möglich, daß wir eine eigene Zeit haben werden... Sie - ihre... Wir - unsere Zeit.
      ANNE : Und ich kenne sie wirklich nicht, deine Gäste ?
      HENRY: Wir hatten doch ausgemacht: Unbekannte... Leute, über die wir nie miteinander gesprochen haben.
      ANNE: Ja, ja, Henry... aber trotzdem... du hättest ja mal ein Wort verloren haben können... nicht?
      HENRY: Bereust du es schon? Die Einladung, meine ich.
      ANNE: Es ist merkwürdig, ich weiß... aber ich bilde mir ein, daß sich schon jetzt etwas verändert hat. Geht es dir auch so?... Doch, Henry, gib mir noch ein Glas... Aber nicht aus der Karaffe. Die soll voll bleiben... einfach aus der Dose.
      HENRY: Wenn sie gegangen sind, wissen wir mehr über uns.
      ANNE: Werden deine Gäste lange bleiben? Ich meine... sind das Leute mit Sitzfleisch ?
      HENRY: Du fragst zuviel, Anne. Wart doch ab.
      ANNE: Meine jedenfalls... Ich kann mir vorstellen, daß sie früh aufbrechen , . . Ältere Leute - wesentlich älter als wir. Um elf sind sie müde, schätze ich... Und dein sogenanntes Ehepaar: sind die älter als wir?
      HENRY: Jetzt wissen wir immerhin schon etwas.
      ANNE: Etwas Gin, bitte... Tu noch etwas Gin in den Saft... Danke... Mit Eis müssen wir sparen - vor drei Stunden gibt der Kühlschrank nichts her... Also deine Gäste sind nicht älter als wir.
      HENRY: Du wirst sie sehen. Noch eine halbe Stunde, wenn sie pünktlich sind.
      ANNE: Und was gewinnen wir dadurch?
      HENRY: Wodurch?
      ANNE: Daß wir uns gegenseitig überraschen? Es genügt doch, wenn der Tausch stattfindet... Jeder gibt dem anderen ein dunkles Kapitel: fertig. Warum müssen wir uns dabei noch überraschen?
      HENRY: Wir hatten es so ausgemacht.
      ANNE: Das können wir ändern... Vermutlich, Henry wenn sie hier herumsitzen, Nüsse knabbern... wenn wir ihnen zuprosten: glaubst du, daß das eine Gelegenheit ist, Karten

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