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Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schmidt
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Hülle und Fülle. Man vertreibt sich die Zeit mit alten Videofilmen,
und wenn Sie einen der Glücklichen fragen – was Ihnen der Wächter sicher gegen ein
kleines Trinkgeld gestattetet –, ob er denn lieber zu seinen Artgenossen zurückkehren
möchte, so werden Sie schon ob dieser Frage in seinen Augen nur pure Angst und Abwehr
entdecken.
    Der Grund
liegt zweifellos darin, dass diese sogenannten Artgenossen mit jenen gepflegten
Exemplaren in den Käfigen nicht viel mehr als die Hautfarbe gemein haben. Da sie
sich während der Hungerkatastrophen, der Regenfälle und Überschwemmungen in die
höher gelegenen Bergregionen retteten und sich dort von wilden Früchten und Heuschrecken
ernährten, ist die Veraffung bei ihnen so weit fortgeschritten, dass sie sich kaum
noch verständlich ausdrücken können. Sie lallen und schnappen nach jeder ausgestreckten
Hand – kurzum: die Rettung jener Exemplare bewies Augenmaß und Weitsicht, wenn man
wie wir das Ideal des Artenreichtums und der Vielfalt als ein unverzichtbares Gut
betrachtet.
    Denn diese
wohlwollende Haltung – darüber darf sich niemand täuschen –, war schließlich die
eines schweren Sieges dem Besiegten gegenüber. Professor Amont zeigte mir Bilder
und Filme, aus denen das ganze Ausmaß jener grausamen Angriffe hervorgeht, mit denen
die Wilden den Industrienationen ihre Reichtümer abzujagen trachteten. Als ihnen
ihre missliche Lage dämmerte, bemächtigten sie sich einfach der in ihren überschwemmten
Häfen liegenden Frachter, um sie als Invasionsflotte zu missbrauchen.
    Meines Erachtens
ist der Angriff der Pakistaner und Äthiopier auf London einer der schändlichsten
Attacken der neueren Militärgeschichte. Ein Akt gewissenlosen Piratentums, um es
deutlicher zu sagen. Die Invasionsflotte nutzte alle Mittel der Agitation und Propaganda.
Dass man allein sechzehn Frachtschiffe mit Frauen, Kindern und Gebrechlichen gegen
London vorausschickte, diente offensichtlich nur dem Zweck, die Verteidiger Großbritanniens
moralisch unter Druck zu setzen.
    Und kaum
waren diese Schiffe versenkt, der erste Ansturm vorüber, setzte sich auch schon
eine neue Invasionsflotte von Djakarta, Saigon und den Neuen Hebriden aus in Bewegung,
als habe es keine deutlichen Warnungen gegeben. Zur gleichen Zeit führten die Elfenbeinküste,
Nigeria und Gabun eine Attacke auf Hamburg – bedenken Sie nur, meine verehrten Damen
und Herren, die altehrwürdige Hansestadt in schwarzen Händen!
    Ich frage
Sie, falls Sie mit der voreiligen Verurteilung mancher Kritiker liebäugeln, wie
Sie selbst denn in Paris oder Berlin die Überfremdung durch Millionen armer Kreaturen
verkraftet hätten? Hätten Sie Ihr Gästebett für einen Molukken freimachen
wollen, der es weder gewohnt war, mit Messer und Gabel zu essen noch überhaupt ein
Federbett als das anzusehen, was es in unserem Kulturkreis nun einmal darstellt:
eine gemütliche und hygienische Schlafstatt und kein Nest, um darin Hühner und Ziegen
zu halten?
    Als man
Frankreich und Spanien angriff und die vereinigten europäischen Verteidiger notgedrungen
ein Blutbad unter den Invasoren anrichten mussten, da waren diesen Schüssen schließlich
endlose ernsthafte Warnungen und Verhandlungen vorausgegangen. Man hatte ihnen sogar
angeboten, an drei oder vier Punkten des Hochlands auf der Erde gigantische Auffanglager
in Fertigbauweise einzurichten, um möglichst ein paar Hunderttausend Menschenleben
vor Überschwemmungen und Hungerkatastrophen zu retten (damals sollen schon überall
die Sammelteller herumgegangen sein, das eingenommene Geld wurde später für den
Bau eines Museums verwendet, in dem heutzutage Miniaturmodelle die gigantischen
Ausmaße dieses bewundernswürdigen Hilfsplans demonstrieren).
    Und wie
war ihre Antwort, wie reagierten sie auf unseren Akt äußerster Selbstaufopferung
und Nächstenliebe? Sicher nicht damit, ihren unverblümten Drang nach neuem Lebensraum
aufzugeben. Man braucht sich nur zu vergegenwärtigen, wie aufwendig es war, den
Tower gegen das Ansteigen der Themse zu schützen. Wie viel Mühe es bereitete, den
Kölner Dom vor den Rheinfluten zu retten. Welche Kosten die Anhebung des Markusplatzes
erforderte. (Wir beklagen bereits den Verlust wertvoller römischer Mosaiken.) Sie
dagegen lehnten die Internierung in Lagern ab, weil dies den Forderungen nach nationaler
Selbstbestimmung und kultureller Integrität widerspräche. Hübsche Worthülsen, was?
Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, sollte die Frage nach

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