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Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schmidt
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Naturschönheit, Kunst und Literatur, Unterhaltung,
leibliche und sexuelle Genüsse und so weiter. Die Materie schafft sich ein Organ,
das fühlt. Schon seltsam, oder?‹«
    »Mir drängt
sich dabei der Verdacht auf, dass nicht lediglich Neuronen und Funktionszusammenhänge
von Neuronen ein Neues bilden, also Bewusstsein«, sagte ich, »sondern dass die Materie
selbst Bewusstsein ist. Oder anders gesagt, dass es sich um zwei Aspekte derselben
Wirklichkeit handelt, vergleichbar manchen Erscheinungen der Quantenphysik. Jede
Strahlung hat bekanntlich sowohl Wellen- als auch Teilchencharakter, aber je nach
durchgeführtem Experiment dominiert entweder das eine oder das andere. Der Beobachter
muss dabei in die Gesamtsicht einbezogen werden, da er den Ausgang des Experimentes
mitbestimmt. Falls hier eine Parallele zu finden ist, würde es bedeuten, dass sich
sowohl die holistische als auch die atomistische Hypothese des Bewusstseins als
zu eng erweisen.«
    »Sind Sie
ein Anhänger der vedischen Philosophie?«, fragte Professor Bullet.
    »Die alten
Denker waren bemerkenswert hellsichtig. ›Soll das Geistige eine Qualität der Elemente
und ihrer Produkte sein, dann können die Elemente und ihre Produkte nicht Objekt
desselben werden‹, so mutmaßte schon der indische Yoga-Philosoph Shankara vor tausendzweihundert
Jahren.«
    Ein heftiger
Ruck ging durch die Maschine und das Vibrieren wurde lauter …
    »Jetzt nicht
mehr sprechen«, sagte Doktor Carlsen. »Bitte Daumen und Zeigefinger der rechten
Hand berühren …«
    »Daumen
und Zeigefinger öffnen …«
    »Jetzt Daumen
und Zeigefinger der linken Hand berühren.«
    »Daumen
und Zeigefinger öffnen …«
    Plötzlich
wurde es beängstigend still. Der Tomograf hatte aufgehört zu vibrieren. Bullet und
Carlsen saßen vor ihren Bildschirmen und schwiegen. Dass sie auf einmal kein Wort
mehr sagten, machte mich stutzig. Vielleicht hatten sie ja einen Hirntumor bei mir
entdeckt?
    »Irgendetwas
nicht in Ordnung?«, fragte ich.
    »Bitte,
nicht sprechen …«
    Dann begann
wieder ein mörderisches Klopfen, als wenn der Apparat auseinanderfallen würde. Das
Rütteln war kaum auszuhalten. Den Gummiball, den man mir für Notsignale gegeben
hatte, wollte ich nicht drücken, weil ich mir wie ein Weichei vorgekommen wäre.
Glücklicherweise fiel mir Doktor Troussons Desensibilisierungstechnik ein – und
als ich begann, meine negativen Gefühle zu betrachten, wurde mir augenblicklich
leichter ums Herz. Der Bursche war tatsächlich sein Geld wert!
    »Wir haben
eine übernormale Aktivität im Nucleus accumbens bei kreativen Denkvorgängen«, sagte
Professor Bulett.
    Er gab seiner
Assistentin ein Zeichen, worauf sie sich mit einem Fragebogen zu mir setzte. Unter
ihrem Kittel war eine atemberaubend dünne Bluse zu sehen. Wenn sie die Arme hob
– und glücklicherweise fummelte sie öfter an den Lampen und Hebeln über meinem Kopf
– konnte ich ihre makellosen Achselhöhlen sehen.
    »Könnten
Sie Ihren Arm noch etwas höher heben? Ich bin nämlich ein Achselhöhlen-Erotiker«,
flüsterte ich ihr zu.
    »Wenn sie
intensiv nachdenken, also bei intellektueller Tätigkeit, wie hoch würden Sie auf
einer Skala von eins bis zehn Ihr Vergnügen einstufen?«, fragte sie. »Höher als
beim Sex?«
    Was sollte
man darauf antworten …! Diese Eierköpfe setzten einem ein weibliches Geschoss vom
Kaliber einer 15-Zentimeterhaubitze vor die Nase, während mein Innenleben ungeschützt
und wie ein aufgeschlagenes Buch vor ihnen lag, und stellten mir solche Fragen …
    »Denken
acht, Sex bei fünf bis sieben«, sagte ich.
    »Amygdala
Aktivitätszunahme bei 20 Prozent, bitte notieren«, sagte Doktor Carlsen.
    »Ihr Gehirn
hat gegenüber Ihrer Altersgruppe einen Entwicklungsvorsprung von 15 bis 20 Jahren,
Albert«, erklärte Professor Bullet.
    »Sie meines,
es ist künstlich gealtert?«
    »Über Ursachen
lässt sich nur spekulieren.«
    »Könnte
es an meinem Lebenswandel liegen?«
    »Was meinen
Sie mit Lebenswandel?«
    »Na, der
eine oder andere … Cocktail«, sagte ich. »Oder mal ein Joint zwischendurch? Oder
härtere Sachen?«
    »Nein, unwahrscheinlich.«
    »Da bin
ich aber erleichtert.«
    »Denken
Sie jetzt bitte mal an die Frau, die Ihnen am meisten bedeutet«, sagte seine Assistentin.
»Oder, alternativ, an das attraktivste weibliche Gesicht, das Ihnen einfällt.«
    Ich dachte
unwillkürlich an Charlotte – an ihre festen Brüste und den Schimmer ihrer alabasterfarbenen
Oberschenkel. Und plötzlich stand

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