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Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schmidt
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klang der
Tag mit einer von Hollys Megapartys aus. Autotüren knallten, Telefone schrillten
und der Portier des Penthouses lief händeringend durchs Foyer und verdächtigte jeden,
ein ungebetener Journalist zu sein.
    Als etwa
50 Blumensträuße abgegeben worden waren, erfuhr ich, dass Holly den kanadischen Milton Preis gewonnen hatte. Keine Ahnung, worum es dabei ging. Sicher nicht
um den englischen Dichter John Milton, obwohl dessen Epos »Das verlorene Paradies«
über den Sündenfall des Menschen gar nicht mal so unpassend gewesen wäre.
    Einer der
ersten Gäste, der sich vor den Fleischbergen am Büfett aufbaute, war das spindeldürre
Mädchen mit der kreisrunden Hornbrille.
    Es sah schrecklich
abgemagert aus. Ich fragte, was los sei, ob sie vielleicht an Magengeschwüren leide.
    »Nein, ich
will nur nicht, dass Tiere gequält werden, damit sie in unseren Pfannen landen.«
    »Na so was«,
sagte ich. »Hast du dir das auch gut überlegt? Schau dir doch bloß mal all die armen
Kreaturen in ihren engen Ställen an. Sie erleben nie einen Sonnenaufgang oder die
Freiheit der Weiden. Alles, was ihnen im Leben bevorsteht, ist das Bolzenschussgerät.
Und wie werden sie von ihrer Pein erlöst? Indem sie ein gutes Steak abgeben.«
    »Du bist
ein Zyniker«, sagte sie. »Ich glaube, ich hasse dich, Pottkämper.«
    »Wenn du
mich deswegen fressen würdest, müsste ich wenigstens nicht länger darunter leiden.«
    Sie begann
hemmungslos zu heulen, als ich das gesagt hatte. Durch ihren Körper ging ein Beben
wie bei einem epileptischen Anfall. Darauf war ich überhaupt nicht vorbereitet gewesen.
Es haute mich regelrecht aus den Schuhen. Ich legte zögernd meine Hand auf ihre
Schulter.
    Und dann
hing sie auch schon heulend an meinem Hals, als habe sie nur auf diese Gelegenheit
gewartet …
    »Tiere gehen
ja auch nicht besonders nett miteinander um«, sagte ich. »Warum sollten ausgerechnet
wir Menschen die rühmliche Ausnahme machen? Nehmen wir nur den Humboldtkalmar, auch
›Monster mit den Messerarmen‹ oder ›roter Teufel‹ genannt. Ich zitiere aus einem
Artikel: ›Der zentnerschwere Jäger schleicht sich an sein Opfer heran. Dann packen
seine kräftigen Tentakel die Beute. Mehr als tausend mit scharfen Chitinzähnen bestückte
Saugnäpfe halten selbst den glitschigsten Fisch fest und bugsieren ihn zu den Mundwerkzeugen.
Der Kalmarschnabel reißt mit seinen geriffelten Schneideflächen, die wie bei einer
Geflügelschere ineinander greifen, große Stücke aus der Beute und befördert sie
in seinen Schlund.‹«
    »Hör auf
… du machst mir Angst.«
    »Aber es
ist die pure Realität.«
    »Und wenn
schon, ich will nichts davon hören.«
    So sind
sie, die Frauen. Sie blenden die Realität einfach aus, wenn sie ihnen nicht passt.
Ganz gleich ob Holocaust, Selbstmordattentäter oder George W. Bushs Klimapolitik.
    »Lass uns
lieber über etwas anderes reden«, bat sie und legte wieder ihre Arme um meinen Hals.
    »Wie heißt
du eigentlich?«, fragte ich. »Wir kennen uns schon ein halbes Jahrhundert, aber
ich weiß noch nicht einmal deinen Namen?«
    »Angel.«
    »Mit Vor-
oder Zunamen?«
    »Beides
– Angel Angel.«
    »So was
gibt es nicht«, sagte ich. »Das hätten die Behörden niemals zugelassen.«
    »Doch, ich
bin dein guter Engel …«
    Sie zog
mich an beiden Händen durch den Korridor und öffnete der Reihe nach sämtliche Türen;
natürlich ohne Rücksicht darauf, was für Überraschungen dort auf uns warteten. Ich
wäre vor Schreck fast zur Salzsäule erstarrt.
    Doch hinter
den Türen gab es weder Gespenster noch Alter Egos oder sprechende Wohnzimmerschränke,
sondern immer nur irgendwelche Gäste mit Cocktailgläsern, die uns neugierig anblickten
und uns zuprosteten.
    In der Bibliothek
warf jemand einen abgenagten Kotelettknochen nach uns, weil wir ihn dabei erwischten,
wie er in die Zimmerpalme pinkelte. Es war ein fast schon liebenswerter menschlicher
Zug. Gespenster pinkeln nicht in Übertöpfe. Meinethalben hätte er auch noch in alle
Blumentöpfe und Vasen urinieren können.
    Angel riss
eine Tür auf, hinter der sich ein dunkler Raum befand. Er war kaum breiter und tiefer
als ein Kleiderschrank. Erst als ich auf einen Schrubber trat und sein Stiel mir
fast die Oberlippe aufschlug, begriff ich, dass es die Besenkammer war.
    »Was hast
du vor?«, fragte ich. Doch da war ihre Hand auch schon in meinen Hosenschlitz gefahren
und versuchte ihre Künste als gynäkologische Assistentin oder was auch immer. Jedenfalls
gab

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