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Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Titel: Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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Nachtschränkchen um. »Willst du es sehen?«
    »Sehr gern«, bringt Alex sacht hervor, während ich mich bereits vom Boden erhebe, das Buch aus der Schublade neben dem Bett ziehe und es vor dem Balkongeländer ablege, auf die Stelle, auf der ich gerade noch gesessen habe.
    »Lust auf Möhren-Ingwer-Suppe?«, frage ich auf dem Weg in die Küche, während ich in meinem Rücken höre, wie die leeren Seiten durch Alex’ Finger fliegen.
    *
    »Das war das erste Mal, dass du mir von deiner Mutter erzählt hast.«
    »Und wahrscheinlich auch das letzte Mal.«
    »Warum?«, fragt Alex, der am Küchentisch sitzt und zaghaft von der Möhren-Ingwer-Suppe löffelt.
    »Und wie schmeckt’s?«
    »Hm. Soll ich ehrlich sein?«
    Wir lächeln uns über den Tisch hinweg an.
    »Ich muss morgen um acht Uhr arbeiten.«
    »Kein Problem. Mein Flieger geht eh in ein paar Stunden.«
    Ich frage nicht, wohin.
    »Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch, Anna.«
    Die Nacht fliegt vorbei.
    Mit all ihren Faltern.

6.
Frauen sind die schlechteren Männer
    A m nächsten Morgen stelle ich missmutig fest, es ist ziemlich schnell sieben Uhr, wenn man gegen drei erst schlafen geht! Müde schleppe ich mich aus dem Bett und versuche, mich mit halboffenen Augen zu fragen, was man wohl am geschicktesten anzieht, wenn man gerade sein erstes Interview führt, ohne dass man so aussieht, als ob man gerade sein erstes Interview führt?
    Ich ertappe mich dabei, als ich mit einer Tasse heißem Kaffee in der Hand meinen Kleiderschrank von vorn bis hinten für unbrauchbar befinde, dass ich mich frage, was zu Herrn Bender passen würde. Schließlich entscheide ich mich für eine lange schwarze Bluse, die Jeans, die mir bis kurz unter die Knie reichen, und Ballerinas. Meine Haare binde ich zu einem Zopf, den Pony ignoriere ich.
    Bevor ich die Wohnung verlasse, halte ich kurz am Spiegel im Flur inne und betrachte mich skeptisch.
    »Anna, Anna, es ist halb acht Uhr an einem Samstagmorgen, nachdem du drei Stunden geschlafen hast, und trotzdem hast du dieses flatterige Gefühl wie Crème brulée nach gutem Sex in dir.«
    Das wird ganz sicher an dem neuen Job liegen, denke ich, als ich zwei Stufen gleichzeitig die Treppe hinab nehme, und hat sicher nichts damit zu tun, dass ich gleich Jürgen Bender sehe.
    *
    Was für ein fataler Trugschluss das war, wird mir klar, als ich vor dem MeMa -Gebäude angekommen bin und dort statt Herrn Bender dieser Eimer von Moritz auf mich wartet. Schlagartig sind die Gedanken an Crème brulée und Sex und die Tatsache, dass ich gar keinen Schlaf brauche, weg. Dafür bricht die Müdigkeit umso heftiger über mich herein. Ich gähne, während ich Moritz die Hand reiche.
    »Hallo.«
    »Du solltest ausgeschlafen sein, wenn ein Shoot vor uns liegt. So etwas dauert viele Stunden.«
    »So? Und Sie sollten warten, bis ich Ihnen das Du anbiete. So etwas dauert bei mir viele Monate. Jahre. Vielleicht passiert es nie!«
    Moritz packt kommentarlos seine Fototasche, ein Stativ und anderen Kram in den Kofferraum eines Wagens, während ich in seinem Rücken seine Worte nachäffe.
    »Ich fahre«, erklärt er und deutet mir an, meinen verschlafenen Hintern auf den Beifahrersitz zu begnügen.
    »Und wohin fahren wir, wenn ich fragen darf?«, gebe ich zurück, als ich neben Moritz im Wagen Platz nehme.
    »Hat dir Herr Bender das nicht gesagt?«, duzt Moritz mich weiter.
    »Nein.«
    »Und du hast nicht nachgefragt?« Moritz lässt den Wagen in einem Tempo im Rückwärtsgang vom Firmengelände rauschen, in dem so mancher nicht im Vorwärtsgang fährt. Ich kann jedoch nur seinen Worten Panik schenken. Dass ich mich nicht vorbereitet hatte, weil ich nicht wusste, worauf, fand ich spontan weniger schlimm als die Annahme, dass Herr Bender die Nachfrage vermutlich erwartet hatte!? War dies womöglich eine Art Test gewesen? Wahrscheinlich hatte er, kurz nachdem ich sein Büro verlassenhatte, traurig mit dem Kopf geschüttelt und meine Bewerbungsmappe nach Plastik und Pappe getrennt entsorgt.
    »Wie hast du dich denn dann auf das Interview vorbereitet?«
    Ich antworte nicht. Stattdessen lausche ich den quietschenden Reifen, dem ewigen Hoch- und Runterschalten, dem Aufheulen des Motors und den kleinen Flüchen von Moritz, die aus seinem Mund zischen, wann immer ein anderer es wagt, sich ihm in den Weg zu stellen.
    »Mit wem redest du denn da?«
    »Ich rede mit niemandem. Ich rege mich nur über den Penner in seinem Sonntagscabrio mit seinem Sonntagsfahrstil vor uns auf,

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