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Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Titel: Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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einen der schokobraunen Muffins in ihre schlanken Finger. »Aber ehrlich gesagt würde ich am liebsten diese ganze Platte aufessen.« Sie zwinkert mir zu, als wolle sie sich mit mir verbünden, die Kirschen von Nachbars Baum zu klauen. Ihre grünen Augen funkeln im Scheinwerferlicht, während sie zu Moritz in die ausgeleuchtete Ecke am Set wandern. »Möchten Sie erst die Fotos machen, oder sollen wir mit dem Interview beginnen?«
    Moritz schaut von einem Laptop auf und fährt sich durch die Haare: »Ist nicht meine Entscheidung. Ich richte mich nach Ihnen.« Der scharfe Unterton entgeht selbst der Visagistin nicht, diedirekt etwas unwirscher an Susans Haaren herumzupft, so dass die TV-Köchin nicht einfach darüber weggehen kann. »Siehst du, Anna, aus diesem Grund plädiere ich für ein Leben, das sich auf viele Männer verteilt.«
    »Das heißt, du bist selbst gewählter Single?« Ich drücke den Aufnahmeknopf des Diktiergeräts und lege es neben die Muffins auf die Gebäckplatte.
    »Natürlich. Es ist die glücklichste Lebensform.«
    Wie recht sie hat, diese Begeisterung ist ansteckend!
    Susan, die anscheinend nicht auf ein Gespräch aus ist, steht auf und wandert zum Fotografenset. Ich stiefele mit dem Diktiergerät hinterher. Meine Interviewpartnerin sinkt auf das samtgrüne Sofa und lächelt. Sogleich erhellt sich der Bereich, und das Klicken einer Kamera surrt durch den Raum.
    »Wenn du in einer Partnerschaft lebst, passt du dich immer an den anderen an. Du gibst vielleicht deine Essgewohnheiten auf oder deine eigentliche Abendgestaltung, dein liebstes Reiseziel oder die Stadt, in der du schon immer einmal leben wolltest, in der Hoffnung, dass ein einziger Mensch dich glücklich macht und für alles entschädigt. Vielleicht bist du aber auch diejenige, an die sich jemand anderes anpasst. Auch damit musst du zurechtkommen, und auch du hast dann die Aufgabe, den anderen glücklich zu machen. Aber kannst du das überhaupt? Kannst du ihm New York oder die Segelreise um die Welt oder die wilden Nächte mit braungebrannten Thaifrauen oder die asketische Wanderung durch Tibet ersetzen? Und anders herum: Möchtest du, dass dein Glück von jemand anderem als von dir selbst abhängt?«
    Die Kamera knipst in immer schnellerem Takt, während Susan gar nicht erst Anstalten macht zu lächeln oder ihr Haar in den Nacken zu werfen oder die Beine verführerischübereinanderzuschlagen. Und trotzdem ist sie von einer unglaublichen Aura umgeben. Sexy. Stark. Selbstsicher. Begehrenswert.
    »Wie viele Frauen warten darauf, dass er ihr einen Antrag macht? Und das jahrelang. Tut er aber nicht. Wie viele Frauen hoffen darauf, dass er endlich ein Baby möchte? Will er aber nicht. Wie viele Männer betteln darum, dass sie sich nur einmal auf einen Dreier einlässt? Kann sie aber nicht. Muss sie nicht. Will sie nicht. Tut sie nicht. Eine Beziehung hat im Durchschnitt eine Ablauffrist von drei bis vier Jahren. Die meiste Zeit verbringen wir mit Anpassung, Hoffnung, Verzicht und Warten, obwohl wir auch einfach drei bis vier Jahre das hätten tun können, wozu wir Lust hatten, was uns am Herzen liegt. Das macht Spaß. Wir Frauen haben Angst davor, frei zu sein. Dabei ist es das Beste auf der Welt. Und wenn du deine besten Freundinnen darum beneidest, dass sie seit Jahren verheiratet sind, die zwei entzückenden Kinder jeden Morgen zur Schule bringen und jeden Sonnabend zuverlässigen Sex haben, dann glaub mir, in stiller Stunde beneiden jene Frauen nur ein ganz kleines bisschen ihre Singlefreundinnen.«
    *
    Zwei Stunden Küchenphilosophie später parkt Moritz in zweiter Reihe vor meiner Wohnung. Der Motor brummt laut, während der Fahrer ungeduldig auf dem Lenkrad mit den Fingern trommelt. Wahrscheinlich darf ich noch dankbar sein, dass ich nicht während der Fahrt abspringen musste. Doch als ich meine Tasche unter meinen Händen zerdrücke und die Beifahrertür aufstoße, wendet sich der Kopf des Fotografen noch einmal in meine Richtung.
    »Willst du wirklich beim MeMa arbeiten?«
    »Wäre das so schwer zu ertragen?«
    »Ich, ich meine, wir müssten dann ziemlich eng zusammenarbeiten.«
    Seine Worte und die Vorstellung dessen wühlen mich eigenartig auf.
    »Lass mich ganz ehrlich sein. Ich habe schon im ersten Moment, als ich dir im Verlag begegnet bin, gemerkt, dass es mit uns nicht besonders gut laufen wird.«
    »Ach ja?« Wütend stoße ich die Tasche zurück auf meine Knie.
    »Die Chemie zwischen uns stimmt einfach nicht. Es ist, wie

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