Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke
etwas gegen Sie persönlich hatte. Im Gegenteil, ich habe Ihre Kreativität im Umgang mit Lebensmitteln immer bewundert und mich aus Ermangelung an eigenem Talent von Ihnen inspirieren lassen.«
»Inspirieren lassen?«
Lenas Stimme vibriert. Genau wie ihr restlicher Körper.
»Ja. Das war auch schon alles. Viel Glück für die Zukunft.« Mona reicht Lena ihre Hand, während sie mit der anderen über die leichte Wölbung ihres Bauchs streichelt.
Meine Freundin regt sich nicht. Wahrscheinlich fühlt sie sich gerade so wie ich, kurz bevor ich mich auf dem Boden liegend in einer Luxusboutique wiedergefunden habe. Robert und ich sehen uns hilflos an, während auch die ausgestreckte Hand von Mona auf ihren Bauch rutscht.
»Und sagen Sie Ihrem Mann, dass alles geklappt hat. Oder kann ich es ihm selber sagen?«
»Ihm selber sagen?«
Sollte ich Lena mal sagen, dass sie sich langsam zu einem Papagei entwickelt?
»Der ist gerade nicht da«, stößt sie hervor.
»Oh. Schade. Aber da kann man wohl nichts machen. Also, Ihnen alles Gute. Leben Sie alle wohl!«
Mit diesen Worten und einem letzten gelösten Lächeln verlassen Mona, Robert und das ungeborene Baby, das nicht das Baby vom Mann meiner soeben zusammenbrechenden Freundin ist, den Laden. Sicherheitshalber schiebe ich ihr den Stuhl unter den Hintern.
»Einatmen und ausatmen, Lena!«, sage ich und lasse sie kurz allein auf ihrem Stuhl sitzen, um hinter der Theke unsere Gläser aufzufüllen.
»Thomas hatte gar keine Affäre mit diesem Sonnenkuchenpferd«, meint Lena mit leerem Blick. »Was für eine Scheiße!«
Ich entscheide mich mit den Flaschen in der Hand für mehr Alkohol und weniger von dem ganzen anderen Zeugs. Ach, machen wir doch gleich Wodka auf Eis.
»Weißt du, was ich nicht verstehe?«, fragt Lena mich und durchquert den Laden, um schneller an ihr Glas zu kommen. Ein Zeigefinger tippt immer wieder nervös auf ihre Lippen. »Was meinte Mona denn mit Hilfe? Was um alles in der Welt hat Thomas getan, dass jemand seinen Laden verkauft?«
»Ich habe keine Ahnung«, antworte ich und reiche Lena den Wodka. »Aber frag ihn doch selbst«, entgegne ich, da Thomas doch tatsächlich just in diesem Moment durch die Ladentür kommt.
»Thomas!« Lena krallt sich an ihrem Drink fest.
»Hallo Lena … Anna …« Er nickt mir zu und kommt einen Schritt näher. »Keine Sorge, ich will dich nicht lange belästigen. Ich wollte nur fragen, ob du alleine klarkommst mit dem Laden oder ob ich helfen kann. Ich meine, ohne dass wir uns sehen müssen. Einkaufen oder so, bis du jemand eingestellt hast.«
»Was hast du gemacht, damit Mona den Laden zum Verkauf anbietet?«
»Also, Lena, ich kann auch wieder gehen, wenn du mir so kommst!«
Lena überhört die Worte ihres Mannes. Sie geht einen Schritt auf ihn zu und droht ihm mit ausgestrecktem Zeigefinger.
»Sag es mir, was hast du getan?«
Kleine Schweißperlchen bilden sich auf Thomas’ Stirn.
»Du solltest mir einfach nur dankbar sein«, versucht er, die Forderung seiner Frau abzuschlagen. »Und überhaupt«, setzt er wiederan, »wieso erzählst du mir nicht einfach mal, was du die letzten Monate so getrieben hast. Mit deinem Gigolo!«
Lena beißt sich vor Wut auf die Unterlippe, während Thomas’ Augen sich verengen.
»Sag mir, was du gemacht hast, dass Mona ihren Laden verkauft.«
»Ehrlich gesagt verkauft Mona den Laden gar nicht.«
»Nein?«
»Das tue ich jetzt.«
Ich verstehe nicht, was das zu bedeuten hat. Meine Freundin wohl auch nicht, da sie die Augen zusammenkneift, als könne sie ihren Mann so besser verstehen.
»Ich habe Mona ein Angebot gemacht, dass sie den Laden an mich verkauft. Na, und erstens liefen ihre Geschäfte nicht sonderlich, und zweitens kann sie das Geld, jetzt, wo sie schwanger ist, gut gebrauchen.«
»Aber woher hattest du denn das Geld dafür?«
»Ich habe mir einen Teil vom Erbe deiner Mutter … geborgt. Ich meine, ich habe es ja nur kurz von dem Konto abgebucht, das ich dafür eingerichtet hatte. Wir bekommen es ja wieder, wenn der Laden weiterverkauft ist, und können die ganze Summe dann spenden.«
Ach du Scheiße.
Ich sinke auf den Stuhl, der glücklicherweise direkt unter meinem Hintern steht.
Thomas hatte sich um die Abwicklung des Hausverkaufs von Lenas Mutter gekümmert. Und weil es kein wirkliches Testament gab, sondern nur den mündlich geäußerten Wunsch von Lenas Mutter, konnte er frei über das Geld verfügen.
»Bist du wahnsinnig?«, stößt Lena
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