Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)
Titel:
Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Mike Krzywik-Groß
,
Torsten Exter
,
Stefan Holzhauer
,
Henning Mützlitz
,
Christian Lange
,
Stefan Schweikert
,
Judith C. Vogt
,
André Wiesler
,
Ann-Kathrin Karschnick
,
Eevie Demirtel
,
Marcus Rauchfuß
,
Christian Vogt
wie bei einer Parade. Es stand ein Mensch auf dem Dach, und dann …
... fiel die Gestalt! Sie fiel in die Tiefe, wie Samanða selbst bald fallen würde, und Samanða wünschte sich, es wären Professor Roþblatt oder die weiße Frau, die dort unten fielen.
„Nein“, dachte Samanða, „ich werde nicht fallen. Ich kann überall sterben, aber nicht einmal im Tod kehre ich dorthin zurück! Wenn ich jetzt loslasse … Ich wollte immer Kapitän bei der Lufthanse werden! Wenn ich jetzt nicht loslasse … Wenn ich es schaffe, wenn ich das hier schaffe, werde ich eben Kapitän bei den Friesen! Ahoi, Kapitänin Halkins! Die gefürchtete Piratenkapitänin bringt Æsta den Tod! Und Professor Roþblatt und der weißen Frau und – Frieder!“
Noch einen Schritt zog sie sich höher.
Der Sturm wollte ihr die Haut von Gesicht reißen.
Der Weg aus dem Sturm führt durch den Sturm.
Es war nicht mehr weit. Nur noch ein – zwei – drei - vier Klimmzüge am Tau, und dann …
Meine Hände tun so weh, und es ist so kalt!
Sie schloss die Augen … gab auf.
Sie fiel nicht.
Etwas hatte ihr Handgelenk gepackt. Erstaunt öffnete sie wieder die Augen und blickte in ein verwegenes Gesicht mit verwegenem Backenbart und noch verwegeneren Hautbildern. Es grinste von der Tür der Luftschiffgondel auf sie herab. Samanða streckte dem Mann die andere Hand entgegen.
Der Puppenmacher
von Judith C. Vogt
… und wieder ist es der falsche Dämon.
Er ist alt geworden, der Mann, und die Haare verlassen seinen Schädel oft in Büscheln. Es seufzt, als er vor den Reihen seiner fehlerhaften Geschöpfe steht, und begreift erst Sekunden später, dass er selbst es war, der geseufzt hat.
Keiner antwortet ihm – er weiß, dass Dinge darin stecken, die sein Seufzen gehört haben. Es gibt Stunden, da ist er ganz sicher, dass sie ihn hören, und es gibt Sekunden, da glaubt er, sie antworten.
Er wirft einen Blick auf das Mädchen. Sie ist kein Mädchen mehr, und doch sitzt sie da, wie sie immer gesessen hat, sieht ihn erwartungsvoll an, und es gelingt ihm einfach nicht, zu glauben, dass sie bereits eine Erwachsene ist.
Auch sie antwortet nicht. Die einzige Antwort auf sein Seufzen ist ein Klopfen an der Tür.
Er erschrickt, und dann, nach einer Sekunde Pause, in der nur die Uhr an der Wand tickt, nimmt er sich zusammen und eilt die Treppe hinauf. Er schließt sorgfältig die Kellertür, und erst nachdem er sich vergewissert hat, dass die Öllampen den Raum der Werkstatt immer noch in warmes Licht tauchen, geht er weiter. Er langt in der kalten Diele an, als seine Schwester bereits öffnet.
Es riecht nach dem Essen, das seine Schwester für ihn kocht und das er verabscheut. Es wundert ihn nicht, dass sein Schwager so früh verstorben ist.
Das Gesicht seiner Frau verschwimmt mittlerweile oft in seiner Erinnerung, wird zum Gesicht seiner Schwester. Die Frauen, die in seinem Leben kochen. Er bedauert sehr, dass sein Gedächtnis ihn so im Stich lässt. Es hat doch noch mehr Dinge gegeben, die ihn mit seiner Frau verbanden als nur die gemeinsamen Mahlzeiten. Doch darüber kann er nicht lange nachdenken, denn entgegen aller Wahrscheinlichkeit steht tatsächlich jemand vor der Tür des Hauses mitten im Nirgendwo.
Durch den Schneesturm, der draußen heult, hat sich eine junge Frau gekämpft. Obwohl der Wind die Haare unter der Kappe verwirbelt, sieht sie nicht so als, als mache ihr das Wetter etwas aus.
Sie hat ein grimmiges Gesicht, in dem aber jäh ein Lächeln aufblitzt, das sie vom wilden Vogel in eine zahme Katze verwandelt.
„Herr Hanke“, sagt sie.
Er schüttelt den Kopf. „Sie heißt Hanke. Ich nicht. Ist meine Schwester, war verheiratet.“
Die Frau streckt seiner Schwester die Hand hin, die sich argwöhnisch hinter seine gebeugten Schultern zurückgezogen hat. „Frau Hanke.“
Frau Hanke schüttelt die Hand, und die Frau tritt ein, schließt die Tür hinter sich und stampft mit den Füßen auf den Teppich.
„Sie können mich Fräulein … Niederbroich nennen. Nein, das klingt so steif. Es wird einfach Zeit, dass ich jemanden heirate, der einen vernünftigen Namen hat.“
Sie sieht sich suchend um, doch die beiden alten Menschen sind wie erstarrt und nehmen ihr nicht einmal die schwere Uniformjacke ab, aus der sie sich schält.
Frau Hanke reagiert zuerst. Sie nimmt das Monstrum von dunkelblauer Jacke und klopft es zaghaft ab.
„Sehr schwer.“
„Ja, das sind die Waffen“, sagt die junge Frau.
Die Alte schafft es, die
Weitere Kostenlose Bücher