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Eis und Wasser, Wasser und Eis

Titel: Eis und Wasser, Wasser und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Majgull Axelsson
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gelaufen?«
    »Der Auftritt? Doch, ja. Ich glaube, er ist ziemlich gut gelaufen. Obwohl sie Playback spielen mussten.«
    »Was?«
    »Playback. Dann wird die Platte gespielt, und sie tun nur so, als ob sie spielen und singen.«
    Einen Moment lang war es wieder still.
    »Wie merkwürdig«, sagte Inez dann.
    Elsie lächelte das schwarze Bakelit an, war aber darauf bedacht, dass ihr Lächeln nicht in der Stimme zu hören war.
    »Ja. Das kann man wohl sagen.«
    Wieder war es still, dann räusperte sich Inez.
    »Und jetzt ist er auf einer Feier?«
    »Ja.«
    »Ohne dich?«
    Elsie nickte.
    »Ja.«
    »Und was hast du heute Abend gemacht?«
    »Ich war essen. Mit diesem Karl-Erik.«
    »Hm.«
    Dieses Geräusch konnte alles Mögliche bedeuten. Aber mehr sagte Inez nicht.
    »Ich werde mit ihm nach Hause kommen«, sagte Elsie schließlich, nur um das Schweigen zu brechen. »Ich komme nach Landskrona. Kann ich wie immer bei euch wohnen?«
    »Ja«, sagte Inez. »Das wird schon gehen. Vorläufig.«
    Elsie spitzte die Ohren und setzte sich aufrecht hin.
    »Was meinst du damit?«
    »Dein Zimmer«, erklärte Inez. »Ich habe vor, es zu renovieren. Zum Herbst hin.«
    Dein Zimmer? Es dauerte eine Sekunde, bis Elsie begriff, welches Zimmer Inez damit meinte. Diese kleine Dachkammer mit den abgelegten alten Möbeln. Einem alten Bett aus ihrem Mädchenzimmer bei Lydia zu Hause. Der großen Tischlampe, die in ihrem Zimmer in Göteborg gestanden hatte. Strandgut aus der Vergangenheit. Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    »Ich wusste nicht, dass das mein Zimmer war. Ich dachte, das wäre euer Gästezimmer.«
    »Du bist der einzige Gast, der je bei uns übernachtet hat. Aber ich habe vor, es zum Sommer umzuräumen.«
    Etwas Neues war in Inez’ Stimme gekommen. Ein fremder Tonfall. Schüchtern, aber stolz. Fast triumphierend.
    »Ach …«
    »Das soll mein Arbeitszimmer werden. Wenn ich anfange, in Lund Literaturgeschichte zu studieren. Im nächsten Herbst.«
    Jetzt sprach sie stoßweise, als fiele es ihr schwer zu atmen. Elsie runzelte die Stirn und suchte nach den richtigen Worten. Fand sie:
    »Wie schön. Das hast du doch schon immer gewollt.«
    Es blieb zunächst still.
    »Findest du?«
    »Ja.«
    »Wirklich?«
    »Auf jeden Fall.«
    »Birger findet das auch. Er sagt, es sei an der Zeit, dass ich endlich das tue, was ich immer schon tun wollte. Ich hätte nie gedacht, dass er das sagen würde.«
    Die Stimme gehörte plötzlich einem kleinen Mädchen. Einem ziemlich überraschten, ängstlichen kleinen Mädchen. Elsie gab sich alle Mühe, wie immer zu klingen.
    »Natürlich findet er das.«
    Inez’ Stimme wurde wieder erwachsen und etwas besorgt.
    »Aber wo willst du wohnen, wenn ich dein Zimmer nehme?«
    Elsie zuckte mit den Schultern. Darüber wollte sie sich keine Gedanken machen.
    »Das wird sich schon finden.«
    Inez’ Stimme lebte auf. Sie hatte eine Idee.
    »Es gibt eine freie Ein-Zimmer-Wohnung in Lydias Haus. Direkt neben ihrer Wohnung. Die Nachbarin ist gestorben. Ich kann mit Bertilsson reden.«
    »Mit wem?«
    »Dem Hausbesitzer, weißt du. Er lässt sie momentan gerade renovieren.«
    Elsie verzog das Gesicht. Wollte sie wieder in diesem Haus wohnen? Wollte sie Lydias Nachbarin sein? Nein, danke. Lieber nicht.
    »Danke, aber …«
    »Du kannst es dir jetzt doch leisten. Wo Björn sich selbst versorgen kann. Jetzt brauchst du ja keinen Unterhalt mehr für ihn zu zahlen.«
    »Ja, ich weiß, aber …«
    »Und vergiss nicht, dass Wohnungsmangel herrscht. Es ist nicht so leicht, eine Ein-Zimmer-Wohnung zu finden. Mit Bad und richtiger Küche.«
    »Ja, aber …«
    »Na prima. Dann werde ich mit ihm reden. Das wird bestimmt ganz toll, du wirst sehen.«
    Elsie blieb reglos sitzen, nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte. Plötzlich hellwach. Nun ja. Dann war sie also Mieterin einer Wohnung. Denn der Vermieter würde keine Möglichkeit haben, zu entkommen, wenn Inez und Lydia ihm mit vereinten Kräften zu Leibe rückten. Er würde gezwungen sein, diese Ein-Zimmer-Wohnung an Elsie zu vermieten, ob er nun wollte oder nicht, ja, sogar unabhängig davon, ob Elsie sie mieten wollte oder nicht. Sie hatten nicht die geringste Chance, weder sie noch dieser Bertilsson.
    Eine eigene Wohnung. Ein Zuhause. Was würde sie damit machen?
    Sie würde werden wie alle anderen. Ein Mensch mit Anker. Ein Flüchtling, dessen Flucht ein Ende hatte.
    Der Gedanke ließ sie aufstöhnen, und beim nächsten Atemzug wurde ihr klar, dass es ein

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