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Eis und Wasser, Wasser und Eis

Titel: Eis und Wasser, Wasser und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Majgull Axelsson
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schwanger geworden.
    Sie hatte erst wieder sprechen können, als sie vor ihrer Pforte standen. Jörgen hatte eigentlich auch nichts gesagt. Er hatte sich nur eine Zigarette angezündet und sie unter den Arm gegriffen, sie geführt, als wäre sie krank oder behindert und müsste geführt werden, bis sie auf die Straße kamen und zu ihrem Haus gingen. Da legte er den Arm um sie und drückte sie an sich.
    »Geht es dir gut?«, fragte er leise.
    Sie nickte zur Antwort. Setzte einen Fuß vor den anderen.
    »Sicher?«
    Sie nickte noch einmal. Jetzt konnte sie ihr eigenes Haus sehen. Jörgen warf seine Kippe weg und blieb stehen, bevor sie ins Licht vor der Pforte kamen. Er ließ ihre Schultern los und wollte gerade etwas sagen, als jemand anderer sprach.
    »Elsie? Bist du das?«
    Das war Inez. Sie stand im Licht des Hauseingangs und spähte unsicher ins Dunkel. Jörgen machte schnell einen Schritt weiter in die Schatten hinein. Elsie trat vor, sah ihre Schwester an, diese zweite Ausgabe ihrer selbst. Sie war äußerst ordentlich gekämmt unter der Baskenmütze. Das Halstuch sorgfältig geknotet. Der Gürtel ihres Trenchcoats fest zugeknotet.
    Unschuld, dachte Elsie Sie ist immer noch die reine Unschuld.
    »Ja, ich bin’s.«
    Sie sah, wie Inez ihren Blick auf die Schatten richtete, wie sie nach Jörgen suchte, und sie ahnte eher, als dass sie sehen konnte, dass er sich weggedreht hatte.
    »Willst du nicht reinkommen?«
    »Noch nicht.«
    »Aber …«
    Jörgen bewegte sich hinter ihr, sie konnte seine Ungeduld spüren und ließ sie sofort zu ihrer eigenen werden.»Ich komme gleich. Sag, dass ich meine Schuhe vergessen habe und deshalb noch mal zurückgehen musste. Oder sonst was.«
    Dann drehte sie sich um und verschwand in den Schatten, ging auf Jörgen zu.

Björn tanzte. Er hatte die Arme um Caroline gelegt und drückte sie fest an sich, genoss es, ihren Körper so dicht an seinem zu spüren, die Brust, die Hüften, den leicht gerundeten Bauch, ihre Wange an seiner, ihren Atem in seinem Ohr. Irgendwo im Hintergrund war ein Lachen zu hören, Tommys Lachen und Peos schrille Stimme. Seine Stimme wurde immer schrill, wenn er betrunken war, und das war etwas, das er gern Caroline erzählt hätte, wenn ihm nur eingefallen wäre, wie »schrill« auf Englisch hieß. Oder wenn er es über sich gebracht hätte, sie loszulassen. Aber das konnte er nicht. Er wollte sie für immer festhalten, mit ihr verschmelzen, ihr siamesischer Zwilling werden. Sie trug ein rotes Kleid und einen langen Pony. Sie roch gut nach Seife und irgendeinem Parfüm …
    »Oh, Scheiße«, rief jemand auf Schwedisch. »Oh, Scheiße, wenn bloß Robban …«
    Das war Niclas. Besoffen. Oder vollkommen stoned. Was ja aufs Gleiche hinauslief.
    Die Musik war zu Ende, und Caroline befreite sich aus seiner Umarmung, lächelte ihn an. Er erwiderte ihr Lächeln und griff nach ihrer Hand. Wollte sie nicht wieder loslassen bis zum nächsten Morgen.

Es klingelte. Elsie zuckte zusammen und wachte auf. Schaute sich um. Gedämpftes Licht von einer kleinen Bettlampe, roter Teppichboden, an der Wand ein Druck mit einem strohgedeckten Haus. Es dauerte eine Weile, bis sie begriff, wo sie war, und während dieses Moments klingelte das Telefon noch einmal. Sie griff danach, drückte sich den schwarzen Hörer ans Ohr.
    »Hallo?«
    Einen Augenblick lang war es still. Dann hörte sie eine vorsichtige Stimme. Fast flüsternd.
    »Elsie?«
    »Inez?«
    »Ja.«
    Wieder war es still. Angst flackerte auf. Elsie holte tief Luft.
    »Ist etwas passiert?«
    »Aber nein. Ich wollte nur …«
    Wieder Schweigen.
    »Ja?«, fragte Elsie.
    Inez’ Stimme wurde lauter. Ähnelte fast wieder der Stimme, mit der sie sonst immer sprach.
    »Ich wollte eigentlich nur Björn anrufen und ihn fragen, wie es ihm geht. Aber er ist nicht rangegangen. Und da habe ich deinen Namen gesagt.«
    »Ja.«
    »Und du warst da.«
    Elsie schloss die Augen. Verzeih mir irgendwann, dachte sie. Verzeih mir, dass ich ihn geboren habe. Verzeih mir, das ich ihn dir gegeben habe …
    »Ja. Björn ist auf irgendeiner Party«, sagte sie und mühte sich, aus dem Bett zu kommen, stand auf und stellte sich stramm neben das Bett. Warum, das wusste sie selbst nicht.
    »Ach so.«
    Inez’ Stimme klang unbeteiligt. Als wäre ihr das nicht so wichtig.
    »Eine Nachfeier.«
    Elsie ließ sich auf die Bettkante sinken, strich mit der freien Hand über das weiße Laken. Bald würde sie wieder schlafen. Richtig tief schlafen.
    »Wie ist es

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