Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eis und Wasser, Wasser und Eis

Titel: Eis und Wasser, Wasser und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Majgull Axelsson
Vom Netzwerk:
und lacht auf. »Wollen wir dann reingehen und tanzen?«
    Sie hakt sich bei ihm unter. Denn sie sind ein Paar. Sie gehören zusammen. Sie tun einander gut.
    Das Wummern wird tiefer und lauter, wächst sich zu einem Dröhnen aus, als sie sich der Bar nähern. Es ist voll auf dem Tanzboden, sie müssen sich drängeln und schlängeln, um zum Bartresen durchzukommen. Anders stößt aus Versehen Vincent an, der vor Amanda steht, einer der amerikanischen Forscherinnen, und in einer Art Travolta-Stil tanzt, er bittet um Entschuldigung, bekommt aber keine Antwort, denn Vincent ist viel zu sehr in seinen Tanz vertieft. Anders lächelt, als er den Song wiedererkennt. Good Luck Charm mit Elvis Presley.
    Ulrika dreht ab und steuert einen Tisch an, ihre Bluse leuchtet weiß in dem Halbdunkel. Susanne folgt ihr. Anders ruft ihnen laut nach:
    »Was wollt ihr trinken?«
    Ulrika schreit zurück:
    »Weißwein!«
    Der Song ist zu Ende, als Anders und John die Bar erreichen. Sie bekommen jeder sein Bier und sein Glas Weißwein, drängen sich dann zu dem Tisch durch, an den Susanne und Ulrika sich gesetzt haben. Es ist ein guter Platz, etwas versteckt, und sie müssen alle vier in einer Reihe nebeneinandersitzen, was aber gleichzeitig bedeutet, dass sie alle vier auf die Tanzfläche sehen können. Es gibt jetzt nur noch ein Paar dort. Vincent und Amanda stehen dicht beieinander und warten auf den nächsten Song. Sofia und Martin kommen gerade auf die Tanzfläche, sie gehen Hand in Hand, und Sofia lächelt, aber sie lächelt nicht Martin zu, sondern Frida, die auf einem Ledersessel ein Stück weiter sitzt. Es ist ein sonderbares Lächeln, fast triumphierend, und es sitzt noch auf ihrem Gesicht, als die Musik wieder einsetzt. Noch ein Elvis-Song. Heartbreak Hotel. Robert kommt soeben zur Tür herein, er bleibt einen Moment lang stehen, lässt seinen Blick über Vincent und Amanda gleiten, verharrt einen oder zwei Atemzüge lang reglos, wendet sich dann den Ledersesseln zu, entdeckt Jenny, die dort sitzt, und macht einen Schritt in diese Richtung. In dem Moment steht Jenny auf und reicht Ola ihre Hand. Der erhebt sich und folgt ihr auf den Tanzboden.
    »Es ist ein bisschen wie auf der Ålandfähre«, sagt Susanne.
    Nicht, dass Anders jemals mit der Ålandfähre gefahren wäre, aber er ist bereit, ihr zu glauben.
    »Oder wie beim Dorfschwof«, sagt Ulrika und nickt zustimmend.
    Vincent und Amanda lassen nicht voneinander. Sie bleiben weiter auf der Tanzfläche, auch als Heartbreak Hotel zu Ende ist, jetzt noch dichter beieinander. Sehen einander in die Augen. Reden mit ganz leiser Stimme. Vincent hebt plötzlich seine Hände und umschließt damit eine Hand von Amanda.
    Genau da setzt der nächste Song ein. Yesterday. Jemand johlt aus Protest, aber da ist es bereits zu spät. Vincent und Amanda haben schon angefangen zu tanzen, und plötzlich tauchen auch Jenny und Ola auf, gleiten aus den Schatten hervor, in denen sie gestanden und gewartet haben, und fallen einander in die Arme. Und hinter ihnen kommt Robert. Allein. Ohne Tanzpartnerin.
    Zuerst steht er reglos mitten auf dem Tanzboden, sein Verband leuchtet weiß, dann fängt er plötzlich mit einer Pantomime an. Er tut so, als müsste er schluchzen und weinen. Schlägt sich die Hand vors Herz. Er sinkt auf die Knie nieder und tut so, als flössen die Tränen immer heftiger.
    Eine Zeit lang ist es vollkommen still in der Bar, die Leute starren verwundert Robert an, sogar Jenny und Ola. Sie bleiben stehen und weichen zur Seite aus, als wollten sie ihn nicht stören, aber dann ist da jemand, der lacht, und Sekunden später lachen alle. Nur Vincent und Amanda tanzen weiter, beide mit geschlossenen Augen, keiner von beiden scheint das Lachen zu hören. Robert legt die Hände aneinander und streckt sie flehend Amanda entgegen, wird mit einer enormen Lachsalve belohnt, doch Amanda hört es nicht und sieht ihn nicht, sie ruht mit geschlossenen Augen in Vincents Armen. Robert tut so, als wischte er sich die Tränen ab, steckt dann seine gesunde Hand in die Hosentasche, holt einen Schlips hervor und zieht ihn sich über den Kopf, hält das eine Ende hoch und tut so, als würde er sich aufhängen, streckt sogar die Zunge heraus …
    Jemand packt Anders beim Arm. Fest. So fest, dass es weh tut. Es ist Ulrika. Er wendet den Kopf und schaut Susanne an. Sie ist aufgestanden, steht mit leichenblassem Gesicht direkt neben ihm und starrt Robert an. Sie sagt etwas, zunächst kann er es nicht verstehen, er

Weitere Kostenlose Bücher