Eis und Wasser, Wasser und Eis
stolzes Lächeln über ihr Gesicht huschen.
»Ja. Aber ich glaube, das hat niemand gemerkt. Die Leute kommen ja meistens nicht vor halb elf.«
Susanne aß ein Stückchen von ihrem Prinzessinnentörtchen und nickte, spürte, wie sich die Süße in ihrem Gaumen ausbreitete.
»Das nächste Mal werde ich mitkommen dürfen«, sagte Eva.
Susanne schluckte und riss die Augen auf.
»Tatsächlich?«
Eva nickte lächelnd.
»Hat er gesagt. Er hat gesagt, das nächste Mal, wenn er nach London fliegt, kann ich mitkommen.«
»Ach.«
Das war ein kleiner Seufzer, ein vollkommen unfreiwilliger kleiner Seufzer, der Eva zu gefallen schien. Sie drückte schnell ihre Zigarette aus und legte dann ihre Hand auf Susannes.
»Keine Sorge«, sagte sie mit einem noch breiteren Lächeln. »Wir werden schon eine Möglichkeit finden, dass du auch mitkommen kannst.«
»Ach du lieber Gott«, sagte Inez und lockerte ihren Schal. »Wie lange soll das hier denn noch gehen?«
Lydia lächelte fein, während sie sich gegen den Türpfosten lehnte und mit den Schultern zuckte, die Arme immer noch vor der Brust verschränkt.
»Noch eine Woche. Ungefähr.«
Inez zog sich die Stiefel aus, blieb aber einen Moment lang mit ihnen in der Hand stehen und suchte nach einem Platz, um sie abzustellen. Schließlich ließ sie sie auf einen Werkzeugkasten fallen. Sie zog sich den Mantel aus und hängte ihn auf, dann stützte sie sich an der Wand ab und suchte sich ihren Weg zwischen einem Stapel Kartons und dem Flurspiegel.
»Sie hätten während der Renovierung bei uns wohnen sollen«, sagte sie und schaute in das dunkle Badezimmer. Die Rohre hingen in der Luft. Die Wände waren mit etwas Braunem bedeckt. Konnten das Hartfaserplatten sein? Konnte man tatsächlich Hartfaserplatten in einem Badezimmer haben?
»Das geht schon«, sagte Lydia. »Du möchtest doch sicher einen Kaffee, oder?«
»Können Sie denn Kaffee kochen?«
»Ja, natürlich. Die Küche ist ja fast fertig.«
Sie drehte sich um und ging in die Küche. Inez folgte ihr und stieg über einen weiteren Karton, blieb dann direkt vor der Küchentür stehen und schaute sich um. Das Fenster saß an seiner alten Stelle, aber der gesamte Rest war verändert. Neue Schränke und Schubläden. Ein grüner Herd. Und ein ebenso grüner Kühl-und Gefrierschrank. Aber noch fehlten die Kacheln über der Spüle und die Arbeitsplatte.
»Avocado«, sagte sie und ließ sich auf einen Stuhl am Küchentisch sinken.
»Wie bitte?«
Lydia hob fragend die Augenbrauen, während sie Wasser einfüllte. Sie sah tadellos aus wie immer. Als wäre sie gerade eben aus dem Kühlschrank geholt worden. Weiße Bluse. Grauer Kostümrock. Frisch geputzte schwarze Schuhe mit Trotteurabsatz. Sorgfältig hochgestecktes graues Haar. Inez fuhr sich schnell mit der Hand über das eigene Haar und zog die Zehen in ihren Strümpfen zusammen.
»Die Farbe von Herd und Kühlschrank. Die heißt Avocado.«
Lydia zuckte wieder mit den Schultern.
»Ach so. Ja, gut möglich. Ich nehme nur das, was ich so bekomme.«
Was absolut nicht stimmte, und das wussten beide. Lydia würde das ganze Badezimmer gekachelt bekommen, nicht nur einen Streifen über der Badewanne wie die anderen Mieter. Und außerdem war es ihr gelungen, sich ein weiteres Zimmer der Wohnung nebenan zu besorgen, nachdem die alte Mieterin schließlich gestorben war und sie doch ein ganzes Zimmer verloren hatte, das frühere Zimmer der Mädchen, jetzt, wo endlich alle Wohnungen ein Badezimmer bekamen. Sie hatte nicht einmal für ihr Anliegen kämpfen müssen: Bertilsson, dem das Haus gehörte, hatte ihre Wünsche notiert, obwohl sie nur in sorgfältig gewählten Nebensätzen formuliert worden waren, und sie dann als fertigen Vorschlag präsentiert. Alles, was Lydia noch zu tun hatte, war zu nicken. Vielleicht hatte sie auch einen Nebensatz über einen grünen Herd fallen lassen. Inez wusste es nicht, aber sie dachte gar nicht daran zu fragen. Lydia war nicht die Person, die man überhaupt nach etwas fragte. Aber bald, sehr bald, würde sie alt werden, und dann …
»Ist Björn aufgebrochen?«, fragte Lydia und stellte Inez eine Tasse hin.
»Ja. Heute ganz früh.«
»Von Kastrup aus?«
»Ja.«
Lydia warf einen Blick auf ihre Armbanduhr.
»Dann ist er wohl schon angekommen …«
Inez schaute auf ihre eigene Uhr.
»Ja. Bestimmt.«
»Und hat wohl schon Elsie getroffen.«
Inez ließ ihren Blick aus dem Fenster schweifen und erwiderte eigentlich nichts darauf, ließ nur ein
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