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Eis und Wasser, Wasser und Eis

Titel: Eis und Wasser, Wasser und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Majgull Axelsson
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leises Geräusch aus der Kehle vernehmen. Was als Zustimmung gedeutet werden konnte. Oder auch als Einwand. Was genau genommen nicht so wichtig war. Lydia warf ihr einen kurzen Blick zu, während sie Kaffee einschenkte.
    »Ja, ja«, sagte sie dann und ließ sich auch am Tisch nieder, griff nach ihrer eigenen Kaffeetasse. »Das wird schon gut gehen.«
    Wird es das? Der Gedanke fauchte, und Inez hob schnell ihre Kaffeetasse, um sich hinter ihr zu verstecken. Lydia lächelte leicht auf der anderen Seite des Tisches und schob einen kleinen Teller mit Keksen auf Inez’ Seite. Eine Serviette lag unter den Keksen, eine kleine japanische Serviette aus Reispapier, mit rosa Rändern und blauen Blümchen. Inez sah sie an und blinzelte. Nicht traurig sein. Es gab keinen Grund, traurig zu sein.
    »Wie geht es ihm? Finanziell, meine ich?«
    Lydia legte den Kopf schräg. Inez löste ihren Blick von der Serviette und schaute auf.
    »Ich weiß es nicht. Ich denke, es läuft ziemlich gut. Birger kümmert sich darum.«
    »Birger?«, fragte Lydia. »Ja, ja natürlich.«
    »Birger kann gut mit Geld umgehen«, sagte Inez.
    »Das glaube ich wohl«, sagte Lydia und zeigte ihr säuerlichstes Lächeln.
    Inez schloss die Augen, öffnete sie gleich wieder. Ruhig, ganz ruhig. Sie griff nach einem Keks, einem kleinen, bröckeligen Keks aus Mürbeteig, und hätte ihn fast in den Kaffee getunkt, als ihr einfiel, wo sie war. Lydia nahm natürlich keinen Keks, sie rührte nur mit einem Teelöffel in ihrer Tasse herum, obwohl sie gar keinen Zucker genommen hatte.
    »Und Birger geht es gut?«, fragte sie dann.
    Das war ja auch eine merkwürdige Frage. Lydia und Birger mussten sich doch vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden gesehen haben, schließlich unterrichteten sie an derselben Schule und verbrachten alle Pausen im selben Lehrerzimmer. Obwohl Inez keine Ahnung hatte, wie oft sie eigentlich miteinander sprachen, weder Lydia noch Birger waren besonders erpicht darauf, von ihren Kontakten in der Schule zu berichten.
    »Ja, danke«, sagte sie nach einem Moment des Schweigens. »Birger geht es gut.«
    »Und Susanne?«
    Inez biss vorsichtig ein kleines Stückchen vom Keks ab; ein zarter kleiner Krümelregen fiel in ihre Kaffeetasse.
    »Ja, auch«, sagte sie schließlich. »Susanne geht es auch gut.«
    »Sie kam gestern geschminkt in die Schule«, sagte Lydia. »Stark geschminkt.«
    Inez hob ihre Tasse hoch, um Zeit zum Nachdenken zu haben. Susanne geschminkt? In der Schule? Ruhig. Nur ruhig bleiben.
    »Nun ja«, sagte sie dann und stellte ihre Tasse ab. »Im Augenblick probiert sie so einiges aus.«
    Lydia hob ihre Tasse und schaute Inez in die Augen.
    »Ja. Das ist das Alter.«
    »Ja. Das ist es wohl. Und dann ist ja da dieser Kursus.«
    »Welcher Kursus?«
    »Ein Arbeitskreis über die Kunst, sich richtig zu schminken.«
    Lydia zog die Augenbrauen hoch.
    »Ach, tatsächlich?«, wieder mit einem feinen Lächeln. »Na, dann können wir nur hoffen, dass es anschlägt. Letztendlich.«
    Der Keks war aufgegessen. Inez starrte in ihre halb volle Kaffeetasse und versuchte auf etwas zu kommen, was sie noch sagen konnte, kam aber auf nichts. Lydia drehte den Kopf zur Seite und schaute aus dem Fenster. Der morgendliche Schneeregen hatte aufgehört, aber es war draußen kaum heller geworden. Dezemberdunkelheit. Lydia und Inez saßen ein Weilchen schweigend da, ohne einander anzusehen.
    »Kommt sie mit ihm nach Hause?«, fragte Lydia schließlich.
    Inez schaute auf, fragend.
    »Wer?«
    »Elsie. Kommt sie mit Björn nach Hause?«
    Inez ließ ein wenig die Schultern sinken, und einen Moment lang schien es ihr, als könnte sie sich selbst von außen sehen, eine knochenlose Person, über einen Stuhl ausgegossen. Eine Lumpenpuppe, so voller Überdruss, dass sie kaum den Kopf aufrecht halten konnte. Eine Schwester, die genug hatte von ihrer Schwester. Eine Ehefrau, die genug hatte von ihrem Mann. Eine Mutter, die genug hatte von ihrer Tochter. Eine Tochter, die genug hatte von ihrer Mutter. Eine Pflichtbewusste, die genug hatte von ihren Pflichten. Ein Mensch, der genug davon hatte, ein Mensch zu sein.
    Sie nahm all ihre Kraft zusammen, richtete sich auf und strich sich die Haare aus der Stirn.
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Zwischen Lydias Augenbrauen zeigte sich eine Falte.
    »Aber du hast doch gestern noch mit ihr gesprochen.«
    Inez sah ihrer Mutter in die Augen, der Überdruss war plötzlich wie weggeblasen. Was sie jetzt fühlte, das war etwas anderes, etwas

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