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Eisberg

Titel: Eisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Hunnewell mürrisch. »Das Wrack muß tiefer liegen, als ich dachte.« Er stieß seine Sonde in fieberhafter Eile in das Eis. »Es ist aber hier, es muß hier sein! Ein vierzig Meter langes Schiff kann doch nicht einfach verschwinden!«
    »Vielleicht hat die Küstenwache ein Geisterschiff gesehen.«
    Hunnewell antwortete nicht gleich und rückte seine Sonnenbrille zurecht. »Augen können sich täuschen, ein Radargerät jedoch nicht«, erwiderte er dann.
    Pitt ging auf die offene Tür des Helikopters zu. Er sah Hunnewell an, dann schaute er wieder hinaus aufs Meer zu dem U-Boot. Eine Sekunde später hatte er den Feldstecher vor den Augen. Aus der Luke des U-Boots, das sich flach gegen den Hintergrund abhob, krochen winzige Gestalten und kletterten hastig über das nasse Deck. In weniger als drei Minuten hatte man ein großes Sechs-Mann-Schlauchboot, in dem eine Handvoll Männer, ausgerüstet mit verschiedenen Waffen, saß, aufgepumpt und neben dem Bootsrumpf zu Wasser gelassen.
    Dann drang ein undeutlich knallendes Geräusch über das blaue Wasser herüber. Dieses Geräusch genügte Pitt, um seine ursprüngliche Zeiteinschätzung gründlich zu revidieren.
    »Sie kommen. Fünf, vielleicht auch sechs Mann. Ich kann es noch nicht sicher sagen.«
    »Sind sie bewaffnet?« Dr. Hunnewells Stimme klang sehr besorgt.
    »Bis an die Zähne!«
    »Um Himmels willen!« rief Hunnewell nervös. »Mann, stehen Sie hier nicht bloß herum! Helfen Sie mir, das Schiffswrack zu suchen!«
    »Vergessen Sie es.« Pitts Stimme klang gelassen. »Innerhalb von fünf Minuten sind die hier.«
    »Fünf Minuten? Sagten Sie nicht …«
    »Ich hatte nicht einkalkuliert, daß ihr Schlauchboot einen Motor haben wird.«
    Hunnewell starrte betroffen auf das U-Boot. »Wie haben die Russen bloß das Wrack entdeckt? Auf welche Weise haben sie den Standort ermittelt?«
    »Das ist kein großes Kunststück«, antwortete Pitt. »Einer ihrer KGB-Agenten in Washington hat den Bericht der Coast Guard in die Finger bekommen – er war kaum eine geheime Verschlußsache –, und dann haben sie jeden Fischkutter und jedes Unterseeboot, das sich in diesem Teil des Atlantiks aufhielt, auf die Suche geschickt. Für uns ist es ein unglücklicher Zufall, aber für sie bedeutet es ein großes Glück, daß wir beide den Eisberg zur selben Zeit entdeckt haben.«
    »Es sieht so aus, als hätten wir den kürzeren gezogen«, meinte Hunnewell düster. »Sie haben gewonnen, und wir haben verloren. Verdammt, wenn wir nur den Rumpf des Wracks orten könnten! Dann könnten wir es wenigstens mit Thermitbomben zerstören, und die Russen gingen gleichfalls leer aus.«
    »Die Beute gehört dem Gewinner«, murmelte Pitt. »Eine Million Tonnen des besten, reinsten, echtesten Grönlandeises mitten im Atlantik.«
    Hunnewell war verwirrt, aber er sagte nichts. Er konnte sich keinen Reim auf Pitts offensichtliche Gleichgültigkeit machen.
    »Sagen Sie, Doc«, fuhr Pitt fort, »welches Datum haben wir heute?«
    »Welches Datum?« fragte Hunnewell verdutzt. »Mittwoch, den 28. März.«
    »Wir sind zu früh dran«, fuhr Pitt fort. »Drei Tage zu früh für den 1. April.«
    Hunnewells Antwort klang verdrossen. »Es ist jetzt kaum die Zeit noch der Ort für faule Witze.«
    »Warum nicht? Jemand hat sich mit uns und diesen Kerlen da draußen einen Riesenspaß erlaubt.« Pitt deutete auf den sich schnell nähernden Landetrupp. »Sie, ich, die Russen – wir alle sind die Hauptdarsteller des größten Klamauks, den man seit langem auf dem Nordatlantik erlebt hat. Und der Höhepunkt des Schlußaktes wird sein, wenn wir alle einsehen, daß es hier gar kein Wrack gibt.« Er hielt inne; sein Atem bildete eine weiße Dampfwolke. »Daß es hier auch nie eins gegeben hat.«
    Hunnewell begriff überhaupt nichts, doch eine leise Hoffnung keimte auf. »Fahren Sie fort«, bat er Pitt.
    »Die Besatzung der Patrouillenmaschine hat berichtet, daß sie das Schiff nicht nur auf dem Radarschirm, sondern auch mit bloßem Auge ausgemacht habe. Wir hingegen haben bis zu unserer Landung nichts gesehen. Das ist noch nicht alles. Die Patrouille benutzte ein Flugzeug, das wahrscheinlich mit der üblichen Geschwindigkeit von 350 Kilometern in der Stunde flog. Wenn es dieses Schiff je gegeben hat, hätten wir es aus unserem fast stehenden Hubschrauber sehr viel besser erkennen müssen.«
    Hunnewell sah nachdenklich aus. Er schien über das, was Pitt gesagt hatte, seine Überlegungen anzustellen. »Ich bin nicht sicher,

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