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Eisberg

Titel: Eisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Gleißen auszuweichen. Es dauerte beinahe eine Minute, bis die Sterne in seinen Augen erloschen.
    Plötzlich bemerkte Pitt einen undeutlichen Schatten im Wasser. Er hatte kaum Zeit, die dunkle Form zu erkennen, als der Helikopter über die blauen Wellen dahinschwebte, die sich keine 90 Meter unter seinen Kufen befanden. Der Eisberg war immer noch gut 10 Kilometer entfernt, als Pitt einen weiten Halbkreis zog und wieder den Kurs nach Osten auf die
Catawaba
aufnahm.
    »Was in aller Welt ist in Sie gefahren?« wollte Hunnewell wissen.
    Pitt überhörte die Frage. »Ich fürchte, wir haben ungebetene Gäste bei unserer Party.«
    »Unsinn! Es ist weit und breit kein Schiff oder Flugzeug zu sehen.«
    »Sie kommen durch den Keller zur Veranstaltung.«
    Hunnewells Augenbrauen hoben sich fragend. Dann ließ er sich langsam in seinen Sitz zurücksinken. »Ein U-Boot?«
    »Ein U-Boot.«
    »Es ist doch gut möglich, daß es eins von uns ist.«
    »Tut mir leid, Doc, aber da ist der Wunsch der Vater des Gedankens.«
    »Dann waren die Russen schneller als wir.« Hunnewell verzog den Mund. »Um Gottes willen, wir kommen zu spät.«
    »Noch nicht.« Pitt wendete den Hubschrauber in einem großen Bogen und flog wieder auf den Eisberg zu. »In vier Minuten können wir landen. Das U-Boot braucht wenigstens eine halbe Stunde, um dort anzukommen. Mit ein bißchen Glück finden wir, was wir suchen, und können die Höhle des Löwen schon wieder verlassen, bevor die Russen landen.«
    »Das ist ein bißchen knapp.« Hunnewells Stimme klang nicht besonders zuversichtlich. »Wenn die uns auf dem Berg herumlaufen sehen, kommen sie bestimmt nicht unbewaffnet.«
    »Ich wäre überrascht, wenn sie das täten. Der Kapitän dieses russischen U-Bootes verfügt ohnehin über genügend Waffen, um uns jetzt schon in der Luft abzuschießen, wenn er Lust dazu hat. Aber ich wette, er nimmt diese Gelegenheit nicht wahr.«
    »Was hat er denn zu verlieren?«
    »Nichts. Aber er würde damit eine hübsche internationale Krise heraufbeschwören. Jeder Kommandant, der als solcher auch nur einen Rubel wert ist, weiß, daß wir in ständigem Funkkontakt mit unserer Heimatbasis stehen, daß wir diese über den Standort des U-Boots informieren und beim ersten Schuß sofort Zeter und Mordio schreien würden. Diese Seite des Atlantiks ist unser Revier, und das weiß der Russe. Dieser Platz ist zu weit von Moskau entfernt, um sie den starken Mann spielen zu lassen.«
    »Schon gut, schon gut«, sah Hunnewell ein. »Fliegen Sie weiter und landen Sie. Ich glaube, sogar erschossen zu werden ist besser, als auch nur eine Minute länger in dieser knatternden Kaffeemühle zu sitzen.«
    Pitt sagte nichts mehr. Schon beim ersten Versuch landete er ohne Schwierigkeiten auf einer kleinen Eisfläche, die nicht mehr als sechsmal vier Meter maß. Noch ehe die Rotorblätter endgültig zur Ruhe gekommen waren, sprangen er und Hunnewell aus dem Cockpit. Sie standen auf dem schweigenden Berg, fragten sich, wann das russische U-Boot wohl auftauchen würde und was sie unter der Hülle des Eises, das sie von dem kalten, feindlichen Wasser trennte, finden würden.
    Aber es war kein Hauch von Leben zu sehen und zu spüren. Ihre Wangen wurden von einer kühlen Brise umfächelt, doch sonst gab es nichts, rein gar nichts zu bemerken.

3. Kapitel
    Einige spannungsgeladene Minuten verstrichen in völligem Schweigen. Pitt konnte sich nicht überwinden, irgend etwas von Bedeutung zu sagen. Als er es endlich doch tat, kam ihm seine Stimme wie ein heiseres Flüstern vor. Wieso flüstere ich? dachte er. Zehn Meter von ihm entfernt untersuchte Hunnewell das Eis; das russische U-Boot, das inzwischen aufgetaucht war, lag bewegungslos einen halben Kilometer von der Nordseite des Eisberges entfernt.
    Endlich gelang es Pitt, Hunnewell auf sich aufmerksam zu machen. Seine Stimme wurde von der Friedhofsstille regelrecht verschluckt.
    »Unsere Zeit läuft ab, Doc.« Es kam ihm immer noch so vor, als könnten sie belauscht werden, obwohl die Russen selbst dann kein Wort vernommen hätten, wenn er mit voller Lautstärke geschrien hätte.
    »Ich bin nicht blind«, schnauzte ihn Hunnewell an. »Wie lange dauert es noch, bis die da sind?«
    »Um ein Boot zu wassern, hierher zu rudern und an Land zu gehen, brauchen sie nach meiner Schätzung zwischen fünfzehn und zwanzig Minuten.«
    »Wir dürfen keine Zeit verlieren«, erklärte Hunnewell ungeduldig.
    »Haben Sie schon Glück gehabt?«
    »Nein«, antwortete

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